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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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unwillkürlich beim Vornamen. »Es geht nicht um mich ... um Sie ... um Doris ...« Jetzt bettelten ihre Augen. Seine Hand schob die Tasse weg. Sein Gesicht spannte sich. Er nickte.
    »Ich wurde dienstverpflichtet ... zuerst Lebensborn ... dann Reichssicherheitshauptamt ...« Erika sprang ins Wasser. »Ich 260
    bin die Sekretärin von Westroff-Meyer«, sagte sie hart.
    »Ach so ...«, entgegnete Klaus leise. Ein Schatten lief über sein Gesicht.
    »Ja ... ich, ich kann nichts dafür ...«
    »Aber nun sagen Sie schon, was Sie auf dem Herzen haben
    ...«, antwortete Klaus mit einem matten Versuch, burschikos zu sein.
    »O Gott«, erwiderte Erika leise. Ihr Kopf sank nach unten. Aber sie nahm sich zusammen. Unheimlich. Sie sah in das bestürzte Gesicht von Klaus. Ihre Gedanken wollten ausbrechen, aber ihr Mund behielt Charakter. Der Damm brach. Der Strom floß. Und das junge Mädchen sprach in Wirbeln, Wellen, Wasserstürzen.
    »Sie müssen es wissen ... aber Sie dürfen den Kopf nicht verlieren ... sonst gibt es ein entsetzliches Unglück ... Sie müssen auch an Doris denken ... und an sich selbst ... jetzt können Sie gar nichts machen ... nach dem Krieg vielleicht ... wenigstens, wenn er verloren wird ...«
    Bei diesem Stichwort wurde sie ruhig. Und nun sprach sie, logisch, gelassen. Ein paarmal sah sie sich um. Verschwommen kam sie sich irgendwie vor wie ein Landesverräter, der dem feindlichen Agenten Nachrichten zusteckt. So weit hatte es die Bewegung gebracht: daß man Menschlichkeit als Verrat empfinden konnte!
    »Das Kind ... das man Ihnen gab ...«, fuhr Erika fort, »ist nicht ... Ihr Kind ...«
    Klaus saß kerzengerade, winkelte leicht die Arme ab. Er kaute auf Worten, auf Fragen, auf irren, sich jagenden Gedanken, die sich weder im Kopf noch auf der Zunge ordnen ließen.
    Und Erika sprach weiter. Auch Ewigkeiten mußten ausgefüllt werden, und wenn nur damit, daß das Gesicht eines 261
    Mannes langsam verfiel. Er sagte kein Wort. Er nickte, langsam, ergeben, in sich hinein, als wollte er nur feststellen, wie ausweglos dieses Leben ist.
    »Doris darf nichts wissen«, sagte Erika, »sie soll nichts erfahren ... ich ... ich weiß, wo Ihr Kind ist ... ich laß es nicht aus den Augen ... ich werde es verfolgen ... ich ... verstehen Sie, Klaus ...« Sie sah auf. Sie starrte in eine Maske ohne Ausdruck.
    »Und ... ich sage es Ihnen immer ... alles ... aber Sie dürfen nichts unternehmen ... es hätte keinen Sinn ... Sie dürfen es ja nicht einmal wissen ...«
    »Ja«, sagte Klaus nach einer endlosen Pause.
    Er kam langsam zu sich, wie ein Gestürzter, der im Abgrund wieder die ersten Schritte riskiert.
    Er stand auf, begleitete das Mädchen bis zur
    Omnibushaltestelle. Er wollte sich bedanken. Er konnte es nicht. Ihre Mundwinkel zuckten. Erika wollte tapfer bleiben. Sie umkrallte ihre Handtasche.
    Als sie längst im Bus war, spürte sie noch seine Hand, die ihr leicht über den Kopf fuhr, und hörte sie seine Worte:
    »Nicht weinen, Erika«, sagte er immer wieder, »nicht weinen ...«
    Auf einmal empfindet Klaus Steinbach fürchterliche Angst. Vor dem Wiedersehen mit Doris. Er hat heute frei, könnte nach Hause. Aber er wagt es nicht. Er liegt auf seinem Feldbett und starrt an die Decke. Dann geht er ins Kasino und stiert auf den Boden. So wird es morgen sein und übermorgen. Klaus vergräbt sich auf dem Flugplatz.
    Endlich telefoniert er mit Doris. Der Hörer wiegt wie Blei in der Hand.
    »Nein«, sagt er heiser, »ich muß hierbleiben ... wir haben Sitzbereitschaft.«
    262
    Die Lüge ist besser als die Wahrheit. Alles ist besser. Daran muß sich Klaus erst gewöhnen. Im Großen wie im Kleinen. Er fürchtet, bei Doris nicht durchhalten zu können. Er hat Angst davor, sein Kind wiederzusehen. Sein Kind?
    Er lacht bitter. Im nächsten Moment schämt er sich. Dieses Kind kann nichts dafür. Und Klaus schwört, es großzuziehen wie sein eigenes. Es soll nichts merken. Es wird nichts erfahren. Niemand braucht etwas zu wissen.
    Dann verspinnt sich Angst zu Träumen. Klaus sieht den Tag vor sich, an dem er dem Entführer seinen eigenen Sohn entreißen wird. Die beiden Kinder sollen gemeinsam aufwachsen, wie Geschwister.
    Wann?
    Klaus kann sich nicht länger vor Doris verstecken. Der kurze Weg zu ihr ist ein paar Stunden weit. Sie ist zu Hause.
    »Ich hatte so Angst«, sagt sie.
    Er streichelt ihre Haare. Sie sieht ihm in die Augen.
    »Es ist viel schlimmer, daß du hier bist«, klagt die junge Frau, »bei jedem

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