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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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gerade eingab. Erika mußte ihn ansehen. Der Ekel prickelte wie Kohlensäure. In einem kleinen Nebenraum wurde getanzt. Der Obersturmbannführer besorgte das in der Manier eines Holzfällers. Aber er tanzte gern und ausdauernd. Nach der zweiten Flasche fragte er grinsend:
    »Wollen wir nicht Bruderschaft trinken?«
    »Aber ... das geht doch nicht«, antwortete die Sekretärin ausweichend.
    »Hier schon«, gönnerte er, »und im Dienst sagen wir wieder 251
    ›Sie‹ zueinander, das ist doch klar ...«
    Sein Arm streckte sich nach ihren Schultern aus. Erika zuckte zusammen. Die plumpe Annäherung traf sie wie ein Peitschenhieb.
    Dann versprachen seine fleischigen Lippen, was er aus seinen Raubzügen zu bieten hatte.
    »Du hast mir gleich so gefallen«, sabberte er, »schon damals
    ... da, im Warthegau ...«
    »Hab’ ich aber nicht viel davon gemerkt«, erwiderte Erika, nur um etwas zu sagen.
    Er lachte dumm.
    »Na, weißt du ... meine Stellung zwingt mir schließlich Zurückhaltung auf ... ich kann doch nicht gleich ...«
    »Ich denke, du kannst alles?« Sie war voll Ironie.
    »Das schon ...«
    »Was ist eigentlich aus den Mädchen von damals geworden?«
    »Das siehst du doch jeden Tag ... unser Werk wächst ... die Größe unserer Zeit ...«
    Sein Kopf kam ihrem Gesicht näher.
    »Na ja«, brummte er, »macht ja nichts, wenn mal ein Blindgänger dabei ist ...«
    Der Schnaps machte Erika nun doch vorwitzig und verwegen.
    »Ich halte das alles für einen Unfug«, sagte sie.
    »Was?« fragte er erstaunt.
    »Na, diese Kuppelei ... diese ...«
    »Aber hör mal!« versetzte er stupide.
    »Und wie würdest du dich verhalten, wenn deine Tochter ... ein Führerkind wollte?«
    252
    »Hab’ ja gar keine«, antwortete er schlau.
    »Und wenn du eine hättest?«
    »Hör mal ... sind wir hier, um Politik zu machen, oder um
    ...«
    »Oder um?«
    »Prost!« entgegnete er. Seine gute Laune schlug nicht um.
    »Warst du nicht aus dem gleichen Lager wie diese ... Doris
    ... na, wie hieß sie denn gleich?«
    »Steinbach?« erwiderte Erika. Sie war sofort hellwach, brachte es fertig zu lächeln.
    »Ja, die ...«, sagte er gehässig, »die habe ich fertiggemacht ... richtig fertig!« Er griff nach dem Glas und trank auf seinen Sieg.
    »Aber sie hat ihr Kind wieder ...«, entgegnete Erika.
    »So ...«, antwortete Westroff-Meyer. Er rieb sich die Hände. Er lachte prustend, »sie hat ihr Kind wieder!« Er schenkte nach. »Du kennst mich schlecht ... du kennst mich ja ganz schlecht, Erika! Du meinst, da kommt so ein Fatzke von der Luftwaffe und legt den alten Westroff-Meyer rein! Denkste!«
    Er rückte wieder näher. Diesmal spürte Erika seinen massiven Arm auf ihrer Schulter gar nicht.
    »Wieso?« fragte sie.
    »Hat sich beschwert, der Affe ... über mich ... daß ich nicht lache!«
    »Und hat recht bekommen ...«, stichelte das blonde Mädchen.
    »Hat ein Kind zurückbekommen ... stimmt«, antwortete der Obersturmbannführer. Er beugte sich nahe an ihr Ohr, hielt die hohle Hand vor.
    »Und weißt du, was für eins?«
    Erika schloß die Augen. Nichts anmerken lassen, dachte sie, 253
    während sie ihr Herz an den Schläfen spürte.
    »Einen Polacken hab’ ich ihr gegeben ... verstehst du ... einen kleinen, stinkigen Polacken!« Er lachte. Zunächst begriff Erika die Ungeheuerlichkeit nicht. Dann wurde sie ihr klar wie einem Verunglückten, der, aus der Ohnmacht erwachend, feststellt, daß ihn ein Lastauto überfahren hat.
    »Und das richtige Kind?« fragte sie, fast ohne Stimme.
    »Das ist in einem Heim von uns, das ist doch klar ... und der Steinbach hat keine Ahnung ... keine Ahnung!« spuckte er nach. Er nahm das Glas. »Prost!« sagte er.
    Zuerst rückte sein Oberkörper näher, dann der Stuhl. Und dann okkupierte sein Arm das erschrockene, zitternde Mädchen ganz. Erika starrte in das Glas. Sie hatte plötzlich Kopfschmerzen, dazu Schwindel, Angst, Ekel, Entsetzen, Panik.
    »Bist du schon blau?« fragte er.
    »Nein.«
    »Herr Ober, noch ’ne Flasche! ... Und dann ...«, setzte Westroff-Meyer flüsternd hinzu, »lassen wir uns noch eine Pulle einpacken und fahren zu mir.«
    Erika hörte es nicht. Ihr Bewußtsein war erst wieder da, als die Luftschutzsirenen heulten ...
    Sie nahmen dem Obersturmbannführer die Lust auf eine Fortsetzung seines vermeintlichen Abenteuers. Er suchte hastig den Keller auf.
    Noch nie war dem blonden, blassen Mädchen der entnervende Nachtgesang dieser Zeit so schön vorgekommen. 254
    16. KAPITEL

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