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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Magie ...«, sagte ich, während ich die Flasche in den Händen drehte.
    »Darum geht es ja gerade«, meinte Edgar zufrieden. »Es ist ein einfacher und zuverlässiger Test.« Ich nickte.
    »Und hier habt ihr noch eine Kleinigkeit, die ihr dazu essen könnt.« Edgar holte aus der Innentasche seines Mantels eine dreieckige Stange Toblerone. »Das ist alles, mach dich an die Arbeit. Halt! Welches Abteil?« »Der Schlafwagen, Abteil 2.«
    »Wir werden euch im Auge behalten«, versprach Edgar. Er stand auf und schaltete das Licht im Abteil aus. »Kostja, unter die Decke!«, kommandierte er. »Wir schlafen schon!«
    So lagen meine Reisegefährten kurz darauf, als ich mit der Flasche und der Schokolade in den Gang hinaustrat, wirklich friedlich unter der Decke.
    Lass schaute übrigens taktvoll an der geöffneten Tür vorbei - offenbar hatte er in der Tat seine eigenen Vorstellungen, was das Geschlecht meiner Freunde anging. »Kognak?«, fragte Lass, als er die Flasche in meiner Hand sah. »Besser. Zwanzig Jahre alter Armagnac.«
    »Der ist nicht von schlechten Eltern«, stimmte Lass mir zu. »Manch andere kennen noch nicht einmal das Wort.«
    »Andere?«, hakte ich nach, während ich Lass in den Nachbarwaggon folgte.
    »Hm. Irgendwie ernste Menschen, durch deren Hände Millionen gehen und deren Wissen im Bereich der Trinkkultur sich auf das Weiße Pferd und Napoleon beschränkt. Mich hat der enge Horizont unserer politischen und wirtschaftlichen Elite immer erstaunt. Warum ist bei uns das Symbol für Erfolg ein 600er-Mercedes? Du unterhältst dich mit einem ernsten, seriösen Menschen, und plötzlich platzt der voller Stolz heraus: >Mein Benz ist Schrott, ich muss jetzt eine Woche lang mit dem 500er fahren!< Und in seinen Augen liegt sowohl die Selbstbeherrschung des Asketen, der sich mit einem 500er begnügt, wie auch der Stolz des Besitzers eines 6ooer! Früher habe ich gedacht, solange die neureichen Russen nicht auf den ihnen angemessenen Bentley oder Jaguar umsteigen, wird es mit diesem Land nicht bergauf gehen. Jetzt sitzen sie in den Schlitten, aber geändert hat sich trotzdem nichts! Die roten Jacketts schimmern immer noch unter den Hemden von Versace durch... Übrigens... einen tollen Modemacher haben sie da für kultig erklärt...«
    Ich folgte Lass in ein gemütliches Abteil des Schlafwagens. Hier gab es nur zwei Betten, einen kleinen Ecktisch, ein darunter verstecktes dreieckiges Waschbecken und einen hochklappbaren Stuhl.
    »Ehrlich gesagt ist es hier kleiner als in einem normalen Abteil«, bemerkte ich.
    »Hm. Dafür funktioniert die Klimaanlage. Und dann das Waschbecken ... eine Vorrichtung, die in vielen Situationen des Lebens gute Dienste leistet...«
    Lass zog unter einer Bank seinen Aluminiumkoffer hervor und fing an, darin herumzukramen. Im Handumdrehen stand eine Einliterflasche aus Plastik auf dem Tisch. Ich langte danach, um mir das Etikett anzugucken. Tatsächlich: Kumys.
    »Hast du gedacht, ich mach Spaß?«, grinste mein >Nachbar<. »Das ist ein sehr gesundes Getränk. Damit willst du handeln?« »Ja, genau damit«, brummte ich.
    »Daraus wird nichts, das Zeug ist kirgisisch. Du solltest sowieso besser nach Ufa fahren. Das ist näher, und du hast keine Probleme mit dem Zoll. Die machen Kumys und Busa. Hast du schon mal Busa probiert? Das ist eine Mischung aus Kumys und Haferschleim. Absolut widerlich! Macht dich aber schlagartig nüchtern!«
    Auf dem Tisch waren in der Zwischenzeit eine Wurst, Karbonade, ein angeschnittenes Brot, eine Literflasche französischer Kognak der Marke Polignac, die ich nicht kannte, und eine Flasche französisches Evian-Wasser erschienen.
    Ich schluckte und ergänzte das kulinarische Angebot um meine bescheidene Gabe. »Lass uns als Erstes den Armagnac probieren«, schlug ich vor.
    »Gut«, meinte Lass, während er Plastikbecher für Wasser und zwei kleine Becher aus Neusilber für den Kognak hinstellte. »Öffne du.«
    »Deinen Armagnac musst du schon selbst aufmachen«, parierte Lass mühelos. Stimmt schon, irgendwie klang da was faul!
    »Mach du das lieber!«, verlangte ich ganz direkt. »Bei mir kriegen nie alle gleich viel.«
    Lass guckte mich an, als sei ich ein Idiot. »Du nimmst das Ganze aber ernst«, konstatierte er. »Genehmigst dir wohl oft ein Gläschen mit Freunden?«
    Trotzdem nahm er die Flasche an sich und machte sich daran, den Verschluss aufzudrehen. Ich wartete.
    Lass keuchte und verzog das Gesicht. Hörte auf, an dem Verschluss zu drehen, um ihn

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