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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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ich sagte nichts. Eine leise, sanfte Melodie erklang, eine zarte Stimme sang. Du kannst dich nicht mehr in die Büsche schlagen, Wenn dich der Schuss aus der Lupara fällt. Es ist fürwahr das Schönste auf der Welt, Morphinbeflügelt allem zu entsagen. Ach ja, von Lass, meinem Bekannten aus dem Assol. Die Scheibe hatte er mir geschenkt. Grinsend stellte ich den Ton lauter. Das war's, was ich jetzt brauchte... Die Seele kehrt zurück zu Kindertagen, Man schmilzt das Eisen, das das Blut enthält, Es ist fürwahr das Schönste auf der Welt, Morphinbeflügelt allem zu entsagen. Wow, das ging ab ... Oberpunk. Da konnte selbst Schnur mit den überdrehten Schreihälsen abstinken... Eine Hand schlug mir auf die Schulter. »Jeder entspannt auf seine Weise, Edgar«, murmelte ich. Jemand pikte mich leicht in die Rippen. Ich drehte mich um. Und erstarrte.
    Vor mir stand Lass. Zufrieden grienend und im Takt tanzend: Hatte ich die Musik also doch zu laut eingestellt.
    »Ach nee!«, rief er begeistert, sobald ich die Kopfhörer ausgestöpselt hatte. »Da gehst du so durch den Waggon, nichts Böses ahnend - und plötzlich hört da jemand deine Songs! Was machst du denn hier, Anton?«
    »Ich fahr weg ...«, konnte ich nur herausbringen, während ich den MD-Player ausschaltete.
    »Wirklich?«, rief Lass begeistert. »Ich wär im Leben nicht darauf gekommen, dich hier zu treffen! Wohin fährst du?« »Nach Alma-Ata.«
    »Das heißt jetzt Almaty!«, dozierte Lass. »Aber gut, setzen wir unser Gespräch fort. Warum fliegst du nicht?«
    »Warum fliegst du nicht?« Allmählich ging mir auf, dass das Ganze mich an ein Verhör erinnerte.
    »Ich bin aerophob«, verkündete Lass stolz. »Gut, wenn es unbedingt sein muss, hilft mir ein Liter Whisky, an die Aerodynamik zu glauben. Aber das kommt nur äußerst selten vor, wenn ich nach Japan muss oder in die Staaten..., wo keine Züge hinfahren.« »Bist du geschäftlich unterwegs?«
    »Zum Vergnügen«, grinste Lass. »In der Türkei oder auf den Kanaren kann man doch wohl keinen Urlaub machen, oder? Und du? Bist du auf Geschäftsreise?«
    »Hm.« Ich nickte. »Ich will in Moskau einen Handel für Kumys und Schubat aufziehen.« »Was ist denn Schubat?«, wollte Lass wissen. »Das ist... Kefir aus Kamelmilch.« »Cool«, begeisterte sich Lass. »Bist du allein unterwegs?« »Mit Freunden.«
    »Wollen wir zu mir gehen? Mein Abteil ist leer. Schubat habe ich zwar nicht, aber deine Stutenmilch werden wir schon auftreiben.« Eine Falle?
    Ich betrachtete Lass durchs Zwielicht. So aufmerksam wie möglich. Nicht das kleinste Zeichen eines Anderen.
    Entweder war er ein Mensch - oder ein Anderer von unvorstellbarer Kraft. Imstande, sich in allen Schichten des Zwielichts zu tarnen.
    Sollten wir doch Glück haben? Stand hier, vor mir, der myste- »Gleich. Ich hol nur noch schnell was«, antwortete ich lächelnd.
    »Aber ich hab doch alles!«, protestierte Lass. »Bring deine Freunde ruhig mit. Ich bin im nächsten Waggon, Abteil 2.«
    »Sie haben sich schon schlafen gelegt«, tischte ich ihm eine grobe Lüge auf. »Also, es dauert nicht lange...«
    Nur gut, dass Lass seitlich von mir stand und nicht sehen konnte, wer im Abteil saß. Ich öffnete die Tür nur einen Spalt und schlüpfte hinein. Lass musste denken, hinter der Tür verberge sich eine halb nackte Frau. »Was ist passiert?« Edgar sah mich forschend an.
    »Da ist jemand aus dem Assol«, berichtete ich schnell. »Der Musiker, vielleicht erinnert ihr euch noch an ihn, den wir auch in Verdacht hatten, aber anscheinend ist er kein Anderer ... Er hat mich auf ein Gläschen in sein Abteil eingeladen.«
    Auf Edgars Gesicht zeichnete sich Jagdfieber ab. Kostja sprang sogar auf. »Schnappen wir ihn uns?«, rief er. »Der wird singen ...«
    »Stopp.« Edgar schüttelte den Kopf. »Überstürzen wir nichts. Das kann alles Mögliche bedeuten. Anton, nimm das.«
    Ich erhielt ein kleines gläsernes Fläschchen, das mit einem kupfernen oder einem bronzenen Draht umwickelt war. Es sah furchtbar alt aus. In der Flasche schwappte eine dunkelbraune Flüssigkeit. »Was ist das?«
    »Allergewöhnlichster Armagnac, zwanzig Jahre alt. Aber die Flasche hat es in sich. Die kann nur ein Anderer öffnen.« Edgar grinste. »Im Grunde ist das Firlefanz. Irgendwann vor langer Zeit hat ein Magier all seine Flaschen auf diese Weise verzaubert, damit seine Diener sie ihm nicht stahlen. Wenn dein Bekannter sie öffnen kann, dann ist er ein Anderer.«
    »Aber ich spüre keine

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