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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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warum bin ich nicht selbst dahintergekommen?«, wunderte sich Lass. »Das ist in der Tat höchst simpel! Also dann ... auf einen guten Gedanken!« Wir tranken auf ex.
    »Tiere sind eine erstaunliche Sache«, sagte Lass tiefsinnig. »Viel klüger, als Darwin es darstellt. Bei mir lebte mal...«
    Was mal bei ihm gelebt hatte, ein Hund, eine Katze, ein Hamster oder ein Aquariumsfisch, bekam ich nicht mehr zu hören. Lass schaute erneut aus dem Fenster und wurde ganz grün im Gesicht. »Da ist wieder... diese Fledermaus!« »Sie fängt Fliegen«, erinnerte ich ihn.
    »Aber was für Fliegen! Sie fliegt hinter dem Zug her wie auf Befehl! Ich sage dir, groß wie ein ausgewachsener Schäferhund!«
    Lass stand auf und zog mit einer energischen Bewegung das Rouleau herunter. »Zum Teufel mit ... Ich weiß ja, man soll abends nicht King lesen... Das nenn ich Fledermaus! Der reinste Pterodaktylus! Die fängt Eulen und Uhus, aber keine Mücken!«
    Kostja ist doch ein Monster! Freilich, ein Vampir in Tiergestalt ist ebenso wie ein Werwolf ein Schwachkopf, der sich nicht mehr unter Kontrolle hat. Vermutlich gefiel es ihm, so um den nächtlichen Zug herumzufliegen, durch die Fenster zu spähen und auf Lichtmasten Pause zu machen. Aber die grundlegenden Vorsichtsmaßregeln durfte er dabei doch nicht einfach außer Acht lassen!
    »Das sind Mutationen«, hatte Lass inzwischen befunden. »Strahlenbelastung, Risse im Reaktor, elektromagnetische Wellen, Funktelefone ... Und wir lachen die ganze Zeit darüber, sagen, das ist Science Fiction... Dann noch die ständigen Lügen in den Boulevardblättern. Wenn ich das jemandem erzählen würde, würde der doch denken, ich sei entweder besoffen oder lüge wie gedruckt!«
    Entschlossen öffnete er seinen Kognak. »Glaubst du eigentlich an Mystik?«, fragte er. »Das tu ich«, antwortete ich würdevoll.
    »Ich auch«, gab Lass zu. »Jetzt. Früher nicht ...« Ängstlich schaute er zu dem verhangenen Fenster hinüber. »Du lebst so vor dich hin, dann triffst du irgendwo im Moor von Pskow einen lebenden Yeti und drehst völlig durch! Oder du siehst eine meterlange Ratte. Oder ...« Er wedelte mit der Hand und goss Kognak in unsere Becher. »Vielleicht leben ja wirklich in deiner Nachbarschaft Hexen, Vampire oder Tiermenschen? Schließlich gibt es keine zuverlässigere Tarnung, als das eigene Erscheinungsbild in die Populärkultur einzuschleusen. Eine Beschreibung in einem belletristischen Werk, eine Darstellung im Film - und schon hörst du auf, schrecklich und geheimnisvoll zu sein. Echter Horror braucht die mündliche Rede, braucht einen alten Opa, der vor seinem Häuschen hockt und mit Angst einflößender Stimme anfängt: >Und dann hat der Herr sich ihm gezeigt und gesagt: Ich lass dich nicht laufen, ich fessel dich, ich schnür dich zusammen, du wirst im Windbruch verfaulen!< So ist dann auch die echte Angst vor anormalen Erscheinungen entstanden! Kinder spüren das übrigens, deshalb erzählen sie auch so gern Geschichten wie die von der Schwarzen Hand und dem Sarg auf Rädern. Die moderne Literatur und vor allem das Kino höhlen diesen instinktiven Horror aus. Wie soll man vor Dracula Angst haben, wenn er schon hundert Mal getötet worden ist? Wie soll man sich vor Außerirdischen fürchten, wenn unsere Leute sie immer in Staub verwandeln? Nein, Hollywood - das ist der große Betäuber der menschlichen Wachsamkeit! Trinken wir auf den Tod von Hollywood, das uns die gesunde Angst vor dem Unbekannten nimmt!«
    »Darauf immer!«, sagte ich begeistert. »Was treibt dich eigentlich wirklich nach Kasachstan, Lass? Da kann man doch nicht etwa tatsächlich gut Urlaub machen?«
    Lass zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es selbst nicht«, antwortete er. »Plötzlich wollte ich was Exotisches, Kumys im Melkeimer, Kamelreiten, Hammelkämpfe, Hammeleintopf aus einem Kupfernapf, Schönheiten mit ungewöhnlichen Gesichtszügen, baumartige Haschpflanzen in den städtischen Grünanlagen ...« »Was?«, fragte ich begriffsstutzig. »Was für Hasch?«
    »Baumartiger. Hasch ist eigentlich ein Baum, nur dass niemand ihn so hoch wachsen lässt«, erklärte Lass mit einem ebenso ernsten Gesicht, wie ich es bei meiner Geschichte über Fledermäuse und sonstiges fliegendes Getier aufgesetzt hatte. »Mir ist das völlig egal, ich versau mir mit Tabak die Gesundheit, aber ich will ein bisschen Exotik...«
    Er holte eine Packung Belomor heraus und zündete sich eine Zigarette an. »Gleich kommt der Waggonbetreuer«,

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