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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Einen Namen!« Edgar grinste. »Wer?«
    »Viteszlav.« Kostja schwieg kurz und fügte dann hinzu: »Zum Beispiel.«
    Ein paar Sekunden lang glaubte ich, der normalerweise so unerschütterliche Dunkle Magier würde aufs Übelste losschimpfen. Obendrein mit baltischem Akzent. Doch Edgar riss sich zusammen. »Nach deiner Transformation musst du doch sehr müde sein, oder, Konstantin? Vielleicht solltest du dich schlafen legen?«
    »Edgar, ich bin jünger als du, aber wir beide, du und ich, sind die reinsten Wickelkinder im Vergleich zu Viteszlav«, erwiderte Kostja gelassen. »Was haben wir denn gesehen? Einen Anzug voller Asche. Haben wir die Asche persönlich überprüft?« Edgar hüllte sich in Schweigen.
    »Ich bin nicht sicher, dass man die Überreste eines Vampirs bestimmen kann...«, warf ich ein. »Weshalb sollte Viteszlav...«, setzte Edgar an. »Macht«, sagte Kostja lakonisch.
    »Was hat Macht damit zu tun? Wenn er das Buch hätte stehlen wollen, warum hat er dann seinen Fund erst bekannt gegeben? Er hätte es klammheimlich an sich nehmen und verschwinden können. Als er es gefunden hat, war er allein! Verstehst du? Allein!«
    »Vielleicht hat er nicht gleich begriffen, was er da gefunden hatte«, parierte Kostja. »Oder sich nicht sofort zu dem Verbrechen durchgerungen. Aber den eigenen Tod zu inszenieren und mit dem Buch unterzutauchen, während wir seinen Mörder jagen, ist ein brillanter Schachzug!«
    Edgars Atem beschleunigte sich. »Gut«, meinte er. »Ich werde darum bitten, das man dem nachgeht. Ich setze mich gleich mit... mit den Hohen in Moskau zusammen und bitte sie, die Asche zu überprüfen.«
    »Vorsichtshalber solltest du auch Geser und Sebulon bitten, die Überreste zu prüfen«, riet Kostja. »Wir können nicht sicher sein, dass die beiden nichts mit der Sache zu tun haben.«
    »Bring einer Henne nicht das Eierlegen bei ...«, brummte Edgar. Er setzte sich bequemer hin - und klinkte sich aus dem Geschehen aus.
    O ja, Geser und Sebulon dürften diese Nacht auch kein Auge zutun.
    Ich gähnte. »Meine Herren, machen Sie, was Sie wollen, aber ich leg mich jetzt schlafen«, verkündete ich.
    Edgar antwortete nicht, da er gerade telepathisch mit einem der Großen kommunizierte. Kostja nickte und verschwand ebenfalls unter der Bettdecke.
    Ich kletterte zur oberen Liege, zog mich aus und stopfte Jeans und Hemd in das Fach über dem Bett. Dann nahm ich die Uhr ab und legte sie neben mich, denn ich schlafe nicht gern mit dem Ding. Unter mir kippte Kostja den Schalter vom Nachtlicht um - es wurde dunkel.
    Edgar saß reglos da. Die Räder ratterten gemütlich. In Amerika sollen in die langen, in einem Stück gegossenen Schienen angeblich spezielle Rillen eingelassen sein, um das Rattern zu imitieren und dieses gemütliche Geklopfe der Räder zu erzeugen ... Ich konnte nicht einschlafen.
    Jemand hatte einen Hohen Vampir ermordet. Oder dieser Vampir hatte seinen Tod selbst inszeniert. Das spielte keine Rolle. In beiden Fällen verfügte da jemand über unvorstellbare Kraft.
    Warum hatte er fliehen müssen? Sich in einem Zug verstecken - und dabei das Risiko eingehen, dass der ganze Zug gesprengt oder beispielsweise von Hunderten von Hohen umstellt wird, die jeden Einzelnen überprüfen? Das ist dumm, unnötig und riskant. Wenn du erst mal der stärkste Andere geworden bist, fällt dir die Macht früher oder später sowieso zu. In hundert Jahren, in zweihundert, wenn alles vergessen ist, was die Hexe Arina und das mythenumwobene Buch angeht. Wenn auch nicht jedem, aber Viteszlav wäre das klar gewesen.
    Das sieht zu sehr ... nach einem Menschen aus. Verworren und unlogisch. Überhaupt nicht wie die Tat eines weisen starken Anderen.
    Doch nur ein solcher Anderer konnte Viteszlav ermordet haben. Schon wieder passten nicht alle Teile zusammen...
    Unten rührte sich Edgar. Seufzte, raschelte mit der Decke und kletterte ebenfalls auf seine Liege hinauf.
    Ich schloss die Augen und versuchte mich so gut es ging zu entspannen.
    Ich stellte mir vor, wie sich die Gleise hinter dem Zug dahinzogen ... von einem großen Bahnhof zu einem kleinen, vorbei an Städten und Städtchen, bis hin nach Moskau, wo fächerförmig vom Bahnhof Straßen abgingen, um hinter der Ringautobahn zu einer Berg- und Talbahn zu werden, um sich hundert Kilometer weiter in holprige kleine Wege zu verwandeln, die zu einem gotterbärmlichen Dörflein führten, zu einem alten Holzhaus... »Swetlana?« »Ich hab dich schon erwartet, Anton. Was

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