Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
Sorgen.« »Außer der Inquisition?« Edgar hüllte sich in Schweigen. Ich setzte mich bequemer hin. Betastete meinen Kiefer. Er tat nicht mehr weh.
    Aber um meine Zähne tat es mir leid. Entweder musste ich zum Zahnarzt oder zu einem Heiler. Doch selbst die besten Lichten Heiler können Zähne nicht schmerzlos heilen! Sie können es nicht - Punkt, aus, Ende.
    Die Nadel des »Kompasses« zitterte, hielt aber die Richtung. Der Abstand veränderte sich nicht: zehn, zwölf Kilometer. Kostja musste sich ausgezogen und in eine Fledermaus verwandelt haben. Oder in sonst ein Tier. In eine gigantische Ratte, einen Wolf. Egal. Er hatte sich in eine Fledermaus verwandelt und flog dem Zug hinterher, dabei das Bündel mit seinen Sachen und das Buch in den Pfoten haltend. Wo hatte er es eigentlich versteckt gehabt, der Dreckskerl? Am Körper? In einer geheimen Tasche in seiner Kleidung?
    Ein Dreckskerl, sicher... aber wie abgebrüht! Wie mies und wie mutig - auf sich selbst Jagd zu machen, sich Versionen auszudenken, zu beratschlagen... Alle hatte er zum Besten gehalten.
    Aber wozu? Wollte er absolute Macht? Letzten Endes standen die Chancen für einen Sieg nicht gut, und Kostja hatte sich noch nie durch besonderen Ehrgeiz ausgezeichnet. Das heißt: Er war ehrgeizig, erhob jedoch keine verrückten Ansprüche, die Weltherrschaft zu erlangen.
    Weshalb floh er jetzt eigentlich nicht? An seinen Händen klebte das Blut von drei Inquisitoren. Das wird man ihm nie verzeihen, selbst wenn er mit einem Geständnis ankommt, selbst wenn er das Buch rausrückt. Er müsste fliehen ... und sicherheitshalber das Buch vernichten, an das der Suchzauber gekoppelt ist. Aber nein, er schleppt das Buch mit sich rum und folgt dem Zug. Was für ein Wahnsinn ... Oder hoffte er immer noch auf einen Dialog?
    »Wie wolltest du Viteszlav unter den Mitreisenden ausmachen?«, fragte ich Edgar.
    »Wie bitte?«, erwiderte der in seine Gedanken versunkene Inquisitor nach einer Weile. »Eine dumme Frage. Natürlich auf die gleiche Weise, wie es dir gelungen ist: mit der Unverträglichkeit von Alkohol. Wir hätten uns weiße Kittel angezogen und wären als medizinische Inspektoren durch alle Waggons gegangen. Mit der Begründung, Kranke mit einer atypischen Lungenentzündung zu suchen. Jedem hätten wir ein Thermometer gegeben, das tief in Alkohol getaucht worden war. Wer es nicht in den Händen halten konnte oder Verbrennungen davontrug, wäre unser Verdächtiger gewesen.«
    Ich nickte. Freilich, es hätte auch schief gehen können. Und natürlich wären wir dabei ein Risiko eingegangen - aber etwas zu riskieren, das ist unsere Arbeit. Die Großen wären in der Nähe gewesen, »auf Abruf«, um im Notfall mit ganzer Kraft zuzuschlagen.
    »Das Portal öffnet sich ...« Edgar packte mich beim Arm und zog mich auf die Liege. Wir setzten uns nebeneinander hin, mit untergeschlagenen Beinen. Im Abteil breitete sich ein flackerndes weißes Licht aus. Ein leiser Aufschrei war zu hören: Geser hatte sich beim Verlassen des Portals den Kopf an einer der Liegen gestoßen.
    Nach ihm tauchte Sebulon auf, der im Unterschied zum Chef rundum zufrieden wirkte und lächelte.
    Geser rieb sich den Schädel und sah uns böse an. »Warum habt ihr das Portal nicht gleich in einem Auto aufgehängt ...«, brummte er. »Wie ist die Lage?«
    »Die Reisenden haben sich beruhigt, das Blut ist aufgewischt, der Verletzte ist behandelt«, berichtete Edgar. »Der Verdächtige Konstantin Sauschkin bewegt sich parallel zum Zug mit einer Geschwindigkeit von 70 Stundenkilometern.«
    »Jetzt ist er also ... unser Verdächtiger...«, brachte Sebulon giftig hervor. »Dabei war er so ein begabter Junge... so aussichtsreich.«
    »Du hast kein Glück mit den Aussichtsreichen, Sebulon«, bemerkte Edgar leise. »Irgendwie kannst du sie nicht halten.«
    Die beiden Dunklen Magier maßen sich mit kalten Blicken. Edgar hatte mit Sebulon noch eine Rechnung zu begleichen, die auf die Geschichte mit Fafnir und der finnischen Sekte zurückging. Niemand macht gern den Bauern.
    »Sparen Sie sich Ihre Sticheleien, meine Herren«, bat Geser. »Sonst hätte ich dazu auch noch etwas zu sagen ... was sowohl dich beträfe, Sebulon, als auch dich, Edgar... Wie stark ist er?«
    »Sehr stark«, antwortete Edgar, den Blick unverwandt auf Sebulon gerichtet. »Der Junge war ohnehin schon ein Hoher...« »Vampir.« Sebulon grinste verächtlich.
    »Ein Hoher Vampir. Sicher, es mangelte ihm an Erfahrung ... da konnte er mit Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher