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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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nicht mithalten. Aber mit Hilfe des Buches ist er stärker als Viteszlav geworden. Und das will etwas heißen. Ich neige der Auffassung zu, dass Viteszlav mit Ihnen auf einer Stufe stand, verehrte Große.«
    »Wie hat er Viteszlav getötet?«, fragte Sebulon. »Gibt es dafür schon eine Erklärung?«
    »Jetzt ja«, meinte Edgar. »Vampire haben ihre eigene Hierarchie. Der Junge hat ihn zu einem Duell um die Führungsposition herausgefordert. Das ist... kein Vergnügen. Ein Zweikampf des Verstandes, ein Duell des Willens. Etwas in der Art wie das Ausguckspiel. Ein paar Sekunden lang starren sich die beiden in die Augen, dann gibt einer nach und unterwirft sich vollständig dem Willen des Gegners. Wann immer die Inquisition es mit Vampiren zu tun bekam, hat Viteszlav sie sich alle problemlos gefügig gemacht. Aber dieses Mal hat er das Spiel verloren.« »Und ist daran gestorben«, sagte Sebulon.
    »Was nicht zwangsläufig so sein musste«, stellte Edgar fest. »Kostja hätte ihn auch zu seinem Sklaven machen können. Aber... entweder hatte er Angst, die Kontrolle über ihn zu verlieren, oder er wollte die Sache bis zum bitteren Ende durchziehen. Kurzum, er hat Viteszlav befohlen, sich zu dematerialisieren. Und der musste ihm gehorchen.«
    »Ein talentierter Junge«, bemerkte Geser in ironischem Ton. »Ich kann nicht behaupten, dass der endgültige Tod Viteszlavs mich sonderlich betrübt... Aber gut, Konstantin ist jetzt stärker als Viteszlav. Schätz mal seine Kraft ein!«
    Edgar zuckte mit den Achseln. »Wie denn? Er ist stärker als ich. Vermutlich stärker als jeder von Ihnen. Möglicherweise sogar stärker als wir alle zusammen.«
    »Nur keine Panik«, murmelte Sebulon. »Er ist unerfahren. Magie ist kein bloßes Kräftemessen, Magie ist eine Kunst. Wenn du einen Degen in Händen hältst, ist es wichtig, präzise zuzustoßen, nicht, mit aller Wucht zuzuschlagen...«
    »Ich kriege keine Panik«, meinte Edgar leise. »Ich schätze nur seine Kraft ein. Sie ist sehr hoch. Ich habe den >Kristallschild< gegen ihn eingesetzt - und Kostja hätte ihn beinahe eingedrückt.« Die Großen wechselten beredte Blicke. »Den >Kristallschild< drückt niemand ein«, bemerkte Geser. »Wie kommst du überhaupt zu ... ach ja, klar. Die Artefakte aus den Spezialdepots.«
    »Er hätte den >Schüd< beinahe zerquetscht«, wiederholte Edgar.
    »Und wie hast du das überlebt?«, fragte Geser mich. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, vielleicht schwang in seiner Stimme aber tatsächlich ein Hauch von Mitleid mit.
    »Kostja wollte mich nicht umbringen«, erklärte ich schlicht. »Er hat sich auf Edgar gestürzt ... Als Erstes habe ich mit der >grauen Andacht< auf ihn eingeschlagen« - Geser nickte zustimmend -, »dann habe ich eine Flasche Wodka zu fassen gekriegt und ihm davon etwas ins Gesicht gespritzt. Kostja ist ausgerastet. Trotzdem wollte er mich nicht umbringen. Dann hat er sich die Inquisitoren vorgenommen, sie zerfetzt und ist geflohen.«
    »Typisch Russe-. Probleme mit einem Glas Wodka zu lösen«, kommentierte Geser finster. »Weshalb? Weshalb hast du ihn so auf die Palme gebracht? Er ist schließlich kein Anfänger mehr. Ist dir denn wirklich nicht klar, dass du gegen ihn keine Chance gehabt hättest? Dass ich dann Swetlana deine Überreste hätte bringen können?«
    »Ich bin genauso ausgerastet wie er«, gab ich zu. »Das kam alles zu überraschend. Und dann wollte Kostja mich auf seine Seite ziehen: »Komm mit mir mit, ich will dir nichts Böses<«.
    »Ich will dir nichts Böses«, echote Geser bitter. »Ein reformorientierter Vampir. Ein progressiver Herrscher über die Welt...«
    »Geser, wir müssen eine Entscheidung treffen«, sagte Sebulon leise. »Ich kann Jagdflugzeuge vom Militärflughafen aus losschicken.« Die Magier schwiegen.
    Ich stellte mir vor, wie reaktive Jagdflugzeuge über den Nachthimmel einer Fledermaus nachsetzten, sie beschossen und Raketen auf sie abfeuerten... Eine Phantasmagorie.
    »Dann eher Hubschrauber...«, sagte Geser nachdenklich. »Nein, das ist Quatsch, Sebulon. Er wird die Menschen aus dem Weg räumen.« »Also doch die Bombe?«, wollte Sebulon neugierig wissen.
    »Nein!« Geser schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht hier. Außerdem kann ihm das nichts anhaben... er ist vorsichtig. Man muss ihn mit Magie schlagen.« Sebulon nickte. Und lachte plötzlich leise los. »Was ist?«, fragte Geser.
    »Davon träume ich schon mein ganzes Leben lang«, sagte Sebulon. »Glaubst du das, alter Feind?

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