Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
noch so jungen Vampir den Arm um die Schulter gelegt... wir sind gesetzestreu ... wir ermorden niemanden ... was müssen wir auch ausgerechnet mit einem Lichten Magier Tür an Tür leben! »Kostja?!«, rief Edgar und blieb stehen.
    Langsam drehte ihm Kostja den Kopf zu. Ich sah nicht, spürte aber, wie er die Zähne fletschte.
    Edgar riss die Hände hoch, worauf den Gang eine trübe Mauer versperrte, die an Bergkristall erinnerte. Möglicherweise durchschaute er noch nicht hundertprozentig, was hier vor sich ging - doch die Instinkte des Inquisitors funktionierten einwandfrei.
    Kostja stieß ein tiefes Heulen aus und drückte mit den Händen gegen die Mauer. Die gab nicht nach. Der Waggon erbebte, hinter mir fing eine Frau an, langsam und gedehnt zu kreischen. Kostja schwankte hin und her und versuchte, Edgars Verteidigung zu durchbrechen.
    Ich hob die Hand und schickte eine »graue Andacht« auf Kostja, jenen alten Zauber gegen die Untoten. Jeden Organismus, der sich aus seinem Grab erhoben hat, kein Bewusstsein besitzt, sondern nur durch den Willen eines Zauberers lebt, hackt die »graue Andacht« kurz und klein. Vampiren nimmt sie die Schnelligkeit und Stärke.
    Kostja drehte sich um, als die dünnen grauen Fäden ihn im Zwielicht umwickelten. Er kam auf mich zu und schüttelte sich - worauf der Zauber sich sofort auflöste. Niemals hatte ich eine derart grobe, aber effektive Arbeit gesehen.
    »Stör mich nicht!«, brüllte er. Kostjas Gesicht war spitz geworden, die Eckzähne hatten sich jetzt wirklich gebildet. »Ich will dich nicht... ich will dich nicht umbringen...«
    Ich konnte mich hochrappeln und kroch über den zu Boden gegangenen Mann in ein Abteil. Auf den oberen Liegen fingen irgendwelche Männer mit beeindruckenden Fratzen an zu winseln, und zwar keinesfalls schlechter als jene Frau, die vor der Toilettentür stand und schrie. Über den Fußboden rollten Gläser und Flaschen.
    Mit einem Sprung tauchte Kostja in der Türfüllung auf. Er bedachte die Männer mit einem einzigen Blick - und sie verstummten.
    »Ergib dich...«, flüsterte ich, während ich mich vor dem Tisch auf den Boden setzte. Mit meinem Kiefer stimmte was nicht - er schien zwar nicht ausgerenkt, aber jede Bewegung tat mir weh.
    Kostja lachte. »Ich erledige euch alle hier ... Wenn ich will. Komm mit mir, Anton. Komm! Ich will nichts Böses! Was hast du bei der Inquisition verloren? Was bei den Wachen? Wir werden alles verändern!« Er sprach absolut aufrichtig. Sogar bittend.
    Warum musste er der Allerstärkste werden, um sich diese Schwäche zu leisten? »Wach auf...«, flüsterte ich.
    »Du bist ein Idiot! Ein Oberidiot!«, brüllte Kostja, während er einen Schritt auf mich zumachte. Er streckte die Hand aus. Seine Finger mündeten bereits in Krallen. »Du...«
    Eine offene Flasche Posolskaja, aus der träge der Wodka tropfte, fiel mir von selbst in die Hände. »Es ist an der Zeit, Brüderschaft zu trinken«, sagte ich.
    Er schaffte es zwar auszuweichen, doch ein paar Spritzer trafen sein Gesicht dennoch. Kostja heulte auf und warf den Kopf in den Nacken. Selbst wenn du der Allerhöchste Vampir bist - Alkohol ist und bleibt Gift für dich.
    Ich stand auf, griff mir vom Tisch ein nicht ausgetrunkenes Glas und holte aus. »Nachtwache!«, schrie ich. »Du bist verhaftet! Hände hinter den Kopf! Zieh die Eckzähne ein!«
    Genau in diesem Moment zwängten sich drei Inquisitoren durch die Tür herein. Ob Edgar sie gerufen hatte? Oder ob sie selbst gespürt hatten, dass etwas nicht stimmte? Sie stürzten sich auf Kostja, der sich immer noch das blutüberströmte Gesicht rieb. Einer versuchte Kostja eine graue Metallscheibe an den Hals zu drücken, ein Ding, das bis zum Anschlag magisch aufgeladen sein musste...
    Im nächsten Moment stellte Kostja unter Beweis, wozu er in der Lage war.
    Mit dem Fuß trat er mir das Glas aus der Hand und presste mich mit dem Rücken gegen das Fenster. Der Rahmen knackte. Dort, wo eben noch Kostja gestanden hatte, erhob sich jetzt ein grauer Wirbel - und mit einer unsagbaren, nur Kinohelden eigenen Schnelligkeit hagelten Fausthiebe und Tritte auf mich ein. Von allen Seiten spritzte Blut und flogen Fleischfetzen durch die Luft, so, als ob jemand Frischfleisch mit einem Mixer püriere.
    Dann sprang Kostja in den Gang, sah sich um - und schlüpfte durchs Fenster, als bemerke er die dicke Doppelglasscheibe gar nicht. Umgekehrt bemerkte die Scheibe ihn auch nicht.
    Kostja tauchte noch einmal kurz im Fenster auf,

Weitere Kostenlose Bücher