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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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des Assol zu betreten, in den Fingern hin und her drehte. »Wir sind doch keine staatliche Institution...«
    Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er nur zu gern meinen Assol-Ausweis zerrissen, einen seiner Männer gerufen und befohlen hätte, mich vom Gelände des elitären Wohnkomplexes zu jagen.
    Zu gern hätte ich mich entschuldigt und ihm versichert, dass ich dergleichen nie wieder tun würde. Vor allem, weil es mir in der Tat peinlich war.
    Nur war dies der Wunsch des Lichten Magiers Anton Gorodezki, aber nicht der des A. Gorodezki, Besitzer einer kleinen Firma, die mit Milchprodukten handelte. »Was ist denn eigentlich passiert?«, fragte ich. »Wenn Sie meine Bitte nicht erfüllen können, dann sagen Sie es doch einfach.«
    »Und wozu das Geld?«, antwortete der Chef der Security-Leute mit einer Gegenfrage.
    »Was für Geld?«, wunderte ich mich. »Ach ... hat Ihr Mitarbeiter etwa geglaubt, ich biete ihm Geld an?« Der Security-Chef grinste.
    »Ausgeschlossen!«, beteuerte ich. »Ich habe in meiner Tasche nach einem neuen Taschentuch gesucht. Meine Allergie macht mir heute zu schaffen. In meiner Tasche sammelt sich immer allerlei Kleinkram an, den ich erst rausholen musste ... Dann konnte ich mir nicht mal mehr die Nase putzen.« Anscheinend war das übertrieben.
    Der Chef hielt mir mit steinerner Miene meinen Assol-Ausweis hin. »Vergessen wir den Zwischenfall«, schlug er ausgesprochen höflich vor. »Wie Sie verstehen, Herr Gorodezki, ist es Privatpersonen untersagt, die Aufzeichnungen unserer Überwachungskameras einzusehen.«
    Ich spürte, dass dem Mann hauptsächlich der Ausdruck »allerlei Kleinkram« pikierte. Natürlich nagte hier niemand am Hungertuch. Aber sie schwammen auch nicht dermaßen im Geld, um hundert Dollar »Kleinkram« zu nennen.
    »Verzeihen Sie einem alten Dummkopf«, bat ich seufzend und senkte den Kopf. »Ich habe wirklich ... eine Belohnung anbieten wollen. Die ganze Woche bin ich zu Behörden gerannt, um meine Firma neu registrieren zu lassen ... da muss das eine Art Reflex gewesen sein.«
    Mit forschendem Blick sah mich der Chef der Security-Leute an. Schien ein wenig einzulenken.
    »Meine Schuld«, bekannte ich. »Aber die Neugier hat mich einfach gepackt. Glauben Sie mir, ich habe die halbe Nacht nicht geschlafen, weil ich darüber nachgegrübelt habe...« »Dass Sie nicht geschlafen haben, sehe ich«, versicherte der Mann mit einem Blick auf mich. Und dann hielt er es nicht mehr aus. Die Neugier im Menschen ist einfach nicht totzukriegen. »Was wollen Sie denn nun eigentlich wissen?«
    »Meine Frau ist mit meiner kleinen Tochter auf der Datscha«, berichtete ich. »Ich bin verdonnert worden, mich hier um tausenderlei Dinge zu kümmern und aufzupassen, dass die Handwerker endlich fertig werden ... Und dann bekomme ich plötzlich diesen Brief. Einen anonymen Brief. Geschrieben von einer Frau. Und in dem Brief... nun, wie soll ich Ihnen das erklären ... ein Kilo Koketterie und ein halbes Kilo Versprechungen. Stellen Sie sich das doch mal vor: Eine schöne Unbekannte träumt davon, Sie kennen zu lernen, wagt es aber nicht, den ersten Schritt zu machen. Wenn ich die Augen offen halte und rausbekommen würde, von wem der Brief ist, dann bräuchte ich nur noch auf sie zuzugehen...«
    In den Augen meines Gegenübers funkelte ein belustigtes Feuerchen auf. »Und Ihre Frau ist auf der Datscha?«, wollte er wissen.
    »Ja«, nickte ich. »Sie dürfen nicht glauben ... ich habe keine ernsthaften Absichten. Ich will nur wissen, wer die Unbekannte ist.« »Haben Sie den Brief dabei?«, wollte der Security-Chef wissen.
    »Den habe ich gleich weggeworfen«, gestand ich. »Nachher sieht meine Frau ihn noch ... Und dann soll mal einer beweisen, dass da absolut nichts gewesen ist.« »Wann ist er abgeschickt worden?« »Vor drei Tagen. Von hier, von unserer Postfiliale aus.« Der Mann dachte nach.
    »Der Kasten dort wird einmal am Tag geleert. Abends«, erklärte ich. »Ich glaube nicht, dass viele Leute die Post benutzen. Vielleicht fünf, sechs pro Tag ... Wenn ich mir nur mal anschauen könnte...« Der Mann schüttelte den Kopf. Grinste.
    »Ich verstehe ja, dass es nicht geht«, räumte ich traurig ein. »Aber vielleicht könnten Sie sich dann einmal alles ansehen? Vielleicht war da ja gar keine Frau. Möglicherweise erlaubt sich mein Nachbar einen Scherz mit mir. Er ist... ein sehr alberner Mensch.«
    »Etwa der aus dem neunten Stock?« Der Security-Chef verzog das Gesicht.
    Ich

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