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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mitteilen.“
    „Wirklich?“ fragte er schnell. „Dann bringt er auch den Mann mit, welchen wir brauchen, um Sikukuni unschädlich zu machen, und ich darf diese Zusammenkunft unmöglich versäumen. Wie lange wollen sie auf mich warten?“
    „Vier Tage, von heut an.“
    „Das genügt. Ihr müßt nämlich wissen, Mynheer“, wandte er sich zu mir, „daß wir einen entscheidenden Schlag gegen die Kaffern beabsichtigen. Wir haben zwar Frieden mit ihnen geschlossen. Sikukuni aber ist zu unruhig und blutdürstig; er hält den Vertrag nicht, überfällt einen Ansiedler nach dem andern, verheert das Land mit seinen Horden und wird darin von den Engländern unterstützt, welche ihm Waffen und Munition liefern und gar nicht bedenken, daß sie damit ein Raubtier stärken, welches sich früher oder später auf sie selbst stürzen wird. Wollt Ihr mit zu der Zusammenkunft? Ihr werdet nur echte Afrikander treffen und vielleicht auch einen Kaffernhäuptling, welcher einst so berühmt sein wird wie Sikukuni, der da unten hinter den Bergen seine Zulus zusammenzieht, um einen großen Kriegszug gegen die Boers zu unternehmen, wie ich berichtet worden bin.“
    Das war mir allerdings eine sehr willkommene Einladung, doch mußte ich sie aus Rücksicht für Jeffrouw Soofje ablehnen.
    „Wann reitet Ihr?“ fragte ich also.
    „Sobald ich hier gegessen habe.“
    „Dann kann ich mich Euch leider nicht anschließen. Wir haben Jeffrouw einen Arzt versprochen und müssen Wort halten, Mynheer.“
    Er mußte diese Ansicht billigen und machte sich dann höchst eingehend und mit jener Behaglichkeit, welche den wahren Esser kennzeichnet, über die aufgetragenen Speisen her, welche zwischen seinen glänzenden Zähnen in solcher Menge verschwanden, daß ich an seiner Stelle mir unbedingt den Tod geholt hätte.
    Unterdessen wurde der Brief geöffnet und von Mietje vorgelesen. Das Mädchen hatte sicher keine andern Lehrer als ihre Pflegeeltern gehabt; ich erstaunte daher über ihre Fertigkeit, den sehr undeutlich geschriebenen Brief zu entziffern, und Jeffrouw Soofje bemerkte diesen günstigen Eindruck, welchen die Leserin auf mich machte.
    „Ja“, meinte sie daher nach vollendeter Lektüre, „das Mietje liest besser als Jan, und der ist doch vier Jahre älter und noch dazu der Adjutant von Baas Uys! Das hat sie vom seligen Boer gelernt, der ein gar kluger Mann war in allem, was der Mensch können und wissen muß. Seit ihn die Kaffern getötet haben, gibt es nicht eher Ruhe für mich und Jan, als bis Sikukuni gestraft ist.“
    Als Kees Uys seine Mahlzeit beendet hatte, erhob er sich und griff zum Roer.
    „Jetzt wird es fortgehen, Jeffrouw. Dank will ich Euch erst später sagen, denn es versteht sich ganz von selbst, daß ich Jan begleite, wenn er zurückkehrt. Und wir, Mynheer, brauchen wohl auch nicht Abschied zu nehmen, denn ich denke, Euch hier noch vorzufinden!“
    „Mynheer wird nicht so schnell fortgehen“, versicherte und bat die Frau, halb zu mir und halb zu ihm gewandt. „Lebt wohl, Baas Uys, und laßt uns bald hören, daß ihr mit Sikukuni fertig seid!“
    Sie reichte ihm die Hand, und er tat mit Mietje und mir, die wir ihn dann hinausbegleiteten, dasselbe. Das Mädchen blieb im Hof; ich kehrte allein in die Stube zurück.
    Hier mußte mir Jeffrouw Soofje von ihrem Leiden erzählen, und ich kam zu der Überzeugung, daß dasselbe nur in einem schlecht behandelten Katarrh bestehe, welcher allerdings bereits begonnen hatte, einen gefährlichen Verlauf zu nehmen. Glücklicherweise enthielt meine kleine Reiseapotheke das geeignete Mittel, welches ich der Patientin verabreichte, bevor ich ihr gebot, das Bett aufzusuchen. Um das letztere zu tun, bedurfte die schwere Frau der Hilfe, und ich ging daher, um Mietje zu holen. Sie war im Hofraum nicht zu treffen. Ich fragte einen aus dem Stall kommenden Hottentotten nach ihr. Er zeigte mit dem Finger hinter das Haus.
    „Mietje sein dort und geb' Schul' klein' Kind“, antwortete er.
    „Schule?“ fragte ich überrascht.
    „Schul'!“ antwortete er stolz. „Klein' Kind und groß' Khwekhwena (wie sich die östlichen Hottentotten nennen) lern' viel, groß viel in Schul – lern' zählt', lern les', lern' schreib' und lern' bet'. Mietje sein gut, groß gut in Schul'!“
    Ich ging der bezeichneten Richtung nach und hörte bald lautes Sprechen. Inmitten eines kleinen, von Buschwerk eingerahmten freien Grasplatzes saß das Mädchen, umgeben von Kindern beiderlei Geschlechtes, welche in zwei

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