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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Quimbo, wenn Löwe hab' freß Quimbo? Quimbo will nehm' schön' Frau; Quimbo darf nicht werd' freß' von Löwe!“
    Das war mir neu. Ich vermochte es nicht, mir den guten Kaffer als würdigen Ehemann vorzustellen, und fragte darum:
    „Was? Heiraten willst du?“
    „Quimbo wird nehm' Frau!“
    Er sprach diese Versicherung mit einem außerordentlichen Selbstbewußtsein aus und zog dabei eine Miene, als erwarte er die größte Anerkennung von meiner Seite.
    „So! Wen willst du nehmen?“
    „Quimbo nehm' schön' Mietje!“
    Beinahe hätte ich laut aufgelacht. Also Mietje sollte das Glück haben, Madame Quimbo zu werden!
    „Warum Mietje?“ fragte ich ihn.
    „Mietje bin gut, als Quimbo fall' vom Pferd; Mynheer Uys hab' woll' schneid' auf Quimbo, Mietje aber hab' Angst um Quimbo; drum werd' sein Mietje Frau von Quimbo.“
    „Hast du es denn Mietje schon gesagt?“
    „Nein. Quimbo hab' nicht sprech' mit Mietje.“
    „Weißt du denn, daß Mietje deine Frau sein will?“
    „Quimbo weiß! Mietje will sein sehr Frau von Quimbo, denn Quimbo bin schön, bin gut und bin groß' und tapfer' Krieger!“
    Das waren freilich sehr bedeutende Eigenschaften, die ich leider dahingestellt sein lassen mußte. Ich konnte es auch nicht über das Herz bringen, den schönen, guten und tapfern Heiratskandidaten aus seiner beglückenden Illusion zu reißen, und ließ daher das Gespräch fallen, indem ich so wacker voranschritt, daß er Mühe hatte, mir zu folgen.
    Das Tal verengte sich nach oben immer mehr und endete da, wo der Quell aus der Erde sprang. Bald erreichten wir die Höhe des Talrandes, über welche sich der nachbarliche Berg noch weit erhob, schritten an dessen Lehne hin und erblickten nach einiger Zeit den Wald, welcher in der jenseitigen Bodensenkung begann und dann mit seinem Grün sich rechts und links ausbreitete, so weit es der von Höhen eingeengte Horizont erkennen ließ.
    Während wir so dahinschritten, war es mir, als bemerke ich Spuren, daß vor ganz kurzer Zeit hier jemand gegangen sei. Zwar war kein einziger ausgeprägter Stapfen oder gar eine fortlaufende, deutliche Fährte zu erkennen, aber dem geübten Auge konnten doch einige untrügliche Merkmale nicht entgehen, welche sich hier und da in dem grobkörnigen Sand zeigten. Trotzdem der Betreffende ein Angehöriger der Farm sein konnte, fand ich doch diese Spuren, ohne einen besonders stichhaltigen Grund hierfür zu haben, höchst auffällig. Sie hörten schließlich infolge des felsigen Bodens, welchen wir betraten, ganz auf, und da keine nähere Veranlassung vorlag, unterließ ich es, sie wieder aufzusuchen.
    Wir gelangten in den Wald.
    Er bestand aus mächtigen Gelb-, Stink-, Eisen- und Assagaiholzbäumen, zwischen deren Stämmen baumartige Farne ihre palmenartigen Wedel emporstreckten. Der Saum wurde gebildet von Rhinocerossträuchern, zwischen denen das lebhafte Grün der Mesembryanthemum-, Oxalis- und Pelargoniumarten hervorleuchtete. Trotz der Dürre und Einförmigkeit des Bodens besitzt das Kapland eine eigentümliche und reiche Flora, welche man auf zwölftausend Arten schätzt. Hat in Gegenden, welche des Wassers nicht ganz und gar entbehren, die Vegetation einmal Wurzeln geschlagen, so entwickelt sie infolge des höchst günstigen Klimas bald eine außerordentliche Üppigkeit, welche zu der Öde und Dürftigkeit wasserloser Striche im schärfsten Kontrast steht.
    Gleich beim Eintritt in den Wald empfing uns eine Familie von Cercopithecus Erythropyga, eine kleine Pavianart, deren Angehörige die einzigen Quadrumanen des Kaplandes bilden, mit possierlichen Grimassen, welche Quimbo durch lebhaftes Gesichterschneiden erwiderte. Die Keule in der Rechten und den Wurfspeer in der Linken, folgte er mir in einer Weise, als ob er befürchte, daß jeden Augenblick ein Elefant oder Löwe zwischen den Bäumen hervorbrechen und sich auf uns stürzen könne. Leider hatten wir keines von beiden Tieren zu fürchten, da sie von Jahr zu Jahr seltener werden und sich vor den Verfolgungen der Ansiedler ebenso wie das Flußpferd und das Rhinozeros in die nördlicher liegenden Wälder zurückziehen.
    Den größten zoologischen Reichtum dieses Waldes schienen die Vögel zu bilden, die in großer Zahl und vielen Arten die Wipfel belebten und sich durch uns nicht im mindesten stören ließen. Es war dies für mich ein Beweis, daß sich nur selten ein menschlicher Fuß hierher verirrte, und wenn dies geschehen war, ihn meist wohl friedliche Absichten herbeigeführt hatten.
    Es

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