300 - Unter Mutanten
möglich?«
Thodrich zuckte mit den Schultern. »Niemand weiß es. Waltemahr hat irgendwas von so einem Märchenschloss im Süden gefaselt, in dem ein Zauberer lebt, der ihn geheilt hat. Aber den Quatsch hat ihm natürlich keiner geglaubt. Er war ein Idiot.«
Aufregung erfasste Xij. War sie hier zufällig auf einen Hinweis gestoßen, ihre Krankheit zu besiegen?
»Außerdem lebte er nicht mehr lange genug, um noch viel zu erzählen«, fuhr Thodrich fort.
»Aber ich dachte…«
»Die Krankheit hatte nichts damit zu tun. Aber er war zurückgekommen, um sich an Vater zu rächen. Er hatte ihm nie verziehen, dass Friedjoff ihn zum Sterben vor die Tür gesetzt hatte. Jetzt wollte er Genugtuung.« Thodrich zuckte wieder mit den Schultern. »Blöde Idee! Eine Stunde, nachdem mein Vater von seiner Rückkehr erfahren hatte, war Waltemahr tot. Gegen zwei Kugeln im Kopf konnte auch der Märchenschlosszauberer nichts ausrichten.«
Xij fluchte in sich hinein. Märchenschloss… Das klang nach Schloss Neuschwanstein in Bayern. Aber dort würde wohl kaum der Geist von Ludwigs Hausarzt praktizieren.
»Was ist denn da los?«
Thodrichs Stimme schreckte sie auf, und dann hörte sie es auch.
Vor der Kirche brach das Chaos los. Schüsse und Schreie ertönten. Peitschende Geräusche, die Xij nur allzu gut kannte: PROTOs Taser.
»O nein!« Sie sprang vom Bett auf, musste sich an einer Stuhllehne festhalten, bis der Schwindel abgeklungen war, und rannte zum Fenster.
Das Haus, in dem Friedjoffs Privatgemächer lagen, war ein kleines Nebengebäude des Sakralbaus. Von hier aus konnte Xij alles beobachten.
»Das darf doch nicht wahr sein!«, schimpfte sie. »Hat der Kerl einen Komplex, alles und jeden retten zu wollen?«
Sie hörte eine Detonation, sah, wie Rauch unter dem Radpanzer vordrang und jemand mit einem Motorrad die Flucht ergriff. Auf den ersten Blick erkannte sie, dass es sich dabei nicht um Matthew Drax handelte. Die Figur unter der Kombination war eindeutig weiblich und wohlproportioniert. Sie tippte auf Lissa. Das bedeutete aber auch…
»Er ist hier!«
»Wer ist wo?«
»Maddrax! Mein Begleiter. Der Angriff ist ein Ablenkungsmanöver.«
»Was will er hier?«
»Na, was wohl? Mich vor dir retten.« Sie seufzte. »Aber wenn er hier eindringt, wird er mitten in die Versammlung der Mutanten platzen. Das kann nicht gutgehen. Ich muss ihm beistehen!«
»Aber…«
»Kein aber! Kleine Planänderung. Du musst mir helfen!«
»Keinesfalls! Lass uns hier warten!«
Xij sah nur noch eine Möglichkeit: ihn bei der Ehre zu packen. »Willst du etwa, dass dein Vater recht behält? Bist du der Feigling, den er in dir sieht? Wenn nicht, dann stell dich nicht an und komm!«
***
Der Würgegriff um Matts Hals lockerte sich. Pfeifend sog er die Luft in seine Lungen.
»Maddrax?«, fragte eine feuchte Stimme neben seinem Kopf. » Der Maddrax?«
Der Wulfane - Kruzzar - ließ ihn los und fetzte mit einer raschen Bewegung den Knebel von Matts Mund. Auch die beiden anderen Mutanten ließen ihn frei und traten zurück. Endlich konnte der Mann aus der Vergangenheit das Tuch zwischen seinen Lippen hervorziehen. Angewidert spuckte er aus, aber der Geschmack würde ihm wohl noch eine Zeitlang erhalten bleiben.
»Was soll das?«, plärrte Friedjoff. »Ihr sollt ihn töten!« Dann wandte er sich seinem Sohn zu: »Was hast du Idiot jetzt schon wieder…« Sein Blick blieb an Xij hängen. »Xanthippe?«
Der Wulfane achtete nicht auf den Turmherrn der Menschen. Auch die anderen Mutanten starrten nur Matt an.
»Was weißt du über G-13?«, fragte der Fischmäulige.
War das aufrichtiges Interesse oder eine Frage, mit deren Antwort er sich »ausweisen« sollte? »Ich habe ihn vor einigen Jahren in Hamb… Ambuur aus dem Techno-Bunker gerettet. Mit einem Gleiter konnten wir im letzten Augenblick entkommen. Später hat er der Allianz im Kampf gegen die Daa'muren geholfen.«
»Du bist es also wirklich! Warum stellst du dich auf die Seite der Maulwürfe? Warum wolltest du uns in die Luft sprengen?«
»Das wollte ich nicht! Die Bombe hat Friedjoff erfunden, genau wie die Gräuel der Technos von Lybekk gegen euch. Sie wollen nur überleben, sonst nichts. Ihr dürft sie nicht verantwortlich machen für die Untaten der Bunkergemeinschaft von Ambuur.«
»Sie haben das Hoolstentor gesprengt! Sie haben unsere Artgenossen auf dem Gewissen!«
»Auch das ist nicht wahr.« Vorsichtshalber verschwieg Matt, dass sie es aber zumindest geplant hatten. »Sie
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