Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
302 - Wo der Wahnsinn regiert

302 - Wo der Wahnsinn regiert

Titel: 302 - Wo der Wahnsinn regiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
Vom Netzwerk:
Beide flatterten ihm wie weiße Blitze in den Weg. Zwei scharfe Schnäbel fuhren auf Matt hinab, kaum dass er auf dem Rücken liegend drei Schritte vor dem Thron zum Stillstand kam. Er warf sich im letzten Augenblick zur Seite und schoss auf eines der Tiere, doch der Swaan hatte trotz des Treffers im Hals noch genug Kraft, ihm das Gewehr aus der Hand zu hacken. Erst dann torkelte das Tier hilflos einige Schritte zur Seite und gab klagende Laute von sich.
    Der zweite Swaan hatte den Mann aus der Vergangenheit im ersten Angriff verfehlt, stieß nun aber erneut zu. Ohne Waffe sah Matt dem Tod ins Auge.
    »Stoppu!« rief Rudowigu und gab einen pfeifenden Laut von sich. Der Swaan hielt im letzten Moment inne, dafür stürzten sich die Männer des Königs auf Matt.
    »Ich brauche ihn lebend«, sagte Rudowigu ruhig. »Ich will den Panzer. Er soll den Code nennen.«
    Matt wurde unsanft auf die Füße gezerrt. Stefaan revanchierte sich für den Schlag in den Magen. Weitere Schläge und Tritte prasselten auf Matt ein, ehe er gemeinsam mit Xij und der schreienden Hana hinausgebracht wurde.
    ***
    Der Raum, in den man sie brachte, lag im unteren Bereich des weggebrochenen Viereckturms und hatte früher vermutlich als Lager gedient. Er war karg eingerichtet: Zwei leere Holzkisten dienten als Sitzgelegenheit, ansonsten war er leer. Das Fenster war nahezu zugemauert worden und nur ein schmaler vergitterter Einlass ließ das Licht des Tages einsickern.
    »Eine schöne Misere«, ächzte Matt und betastete mit schmerzverzerrtem Gesicht die zahlreichen blauen Flecken, die er kassiert hatte. Zum Glück konnte er keine ernsthafte Verletzung feststellen.
    Xij machte eine wegwerfende Bewegung. Sie hockte auf einer der umgedrehten Kisten und lehnte sich schwer gegen die Mauer. »Ich saß in meinen Leben schon so oft in Kerkern oder geriet in Gefangenschaft, dass es etwas geradezu Vertrautes hat. Und dieser Kerker ist wohl eher die Fünf-Sterne-Version.«
    »Zumindest geht es dir gut genug, um zynisch zu sein«, stellte Matt fest. Er sah sie aufmerksam an. Die Wachen hatten ihr die Pillendose weggenommen, und ein leichtes Zittern wies darauf hin, dass Xij vielleicht in Kürze den nächsten Schwächeanfall erleiden würde.
    Ruhelos sah er sich im Raum um. Es gab keine Möglichkeit auszubrechen, oder zumindest sah er keine, so sehr er sich auch bemühte. Wenn sein Körper nicht so zerschunden gewesen wäre, wäre er vielleicht auf und ab gegangen, doch so blieb er lieber auf der umgedrehten Kiste sitzen.
    Stunden vergingen. Endlich betraten mehrere bewaffnete Männer den Raum. Matt dachte schon, sie würden nun in den Kliniktrakt geführt, für die Tests, die Rudowigu angekündigt hatte. Doch stattdessen erhielten sie eine karge Mahlzeit und Wasser.
    Obwohl sie beide großen Durst und Hunger hatten, aßen und tranken sie nichts. Zu gut war ihnen in Erinnerung, was Rudowigu mit der Kugel vorgehabt hatte. So einfach wollte Matt sich nicht vergiften oder unter Drogen setzen lassen.
    Xij schlief irgendwann an die Wand gelehnt ein, und auch er fiel hin und wieder in einen leichten Schlaf, doch jedes Geräusch holte ihn in die Zelle zurück. Xij redete wie im Delirium, murmelte Worte auf Japanisch, und dann, ganz unvermittelt, klackte und schnalzte sie auf Hydritisch.
    Schon in Agartha war ihm das aufgefallen. Hatte sie einmal die Bekanntschaft eines Hydriten gemacht? Oder war sie selbst einer gewesen? Matt massierte sich die Schläfe und konzentrieren sich wieder auf die Gegenwart.
    Er zermarterte sich den Kopf darüber, was sie unternehmen konnten. Ihre Waffen hatte man ihnen abgenommen, trotzdem musste es einen Weg geben. Er war schon aus schlimmeren Situationen entkommen. Wenn er nur wüsste, wo er ansetzen konnte.
    Ein Mann wie Rudowigu musste Feinde haben. Feinde wie die stumme Yuna, die Angst vor ihm gezeigt hatte. Ob er vielleicht irgendwie an die Frau herankam? War sie wirklich die Mutter von Hana?
    Er wartete, bis er sich ein wenig ausgeruhter fühlte, dann ging Matt zur Tür und untersuchte das Schloss und den Mechanismus, doch ohne Werkzeug war da nichts zu machen.
    Es war nach Mitternacht, als er aufgab. Es blieb nur noch eine Möglichkeit: Wenn die Diener Rudowigus kamen, um ihn und Xij zu holen oder ihnen erneut Essen zu bringen, würde er alles riskieren und sie zu überwältigen versuchen.
    Als die schwere Holztür sich erneut öffnete, war er kampfbereit. Auch Xij schreckte aus dem Schlaf hoch. Sie sah furchtbar aus. Ihre Wangen

Weitere Kostenlose Bücher