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302 - Wo der Wahnsinn regiert

302 - Wo der Wahnsinn regiert

Titel: 302 - Wo der Wahnsinn regiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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sie herum, und auch die Schwäne wurden aufmerksam. Ihre Schnäbel zuckten hoch.
    »Könnten wir bitte zum Punkt kommen«, sagte Xij mit einer Gelassenheit, die Matt in diesem Augenblick fassungslos machte. »Wie sieht es nun mit meiner Behandlung aus? Hana ist hier, oder? Wir haben unseren Teil der Abmachung erfüllt.«
    Matt überlegte, ob Xij vielleicht nur die Eiskalte spielte, um Rudowigu zu beeindrucken. Oder war ihr so kurz vor dem Tod nichts mehr heilig?
    Der japanische Ludwig lehnte sich auf seinem Thronstuhl zurück und legte die Finger ineinander. Er betrachte Xij mit einem zufriedenen Grinsen. »Du bist ein wahrlich interessanter Fall, meine rätselhafte Freundin. Aber so gern ich es auch tun würde: Helfen kann ich dir nicht mehr. Deine Krankheit ist schon zu weit fortgeschritten.«
    Matt fühlte sich, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen. Stimmte es, was Rudowigu sagte? Kam für Xij jede Rettung zu spät? Er sah zu ihr hinüber und merkte, wie blass und still sie wurde. Als würde gerade der letzte Funke Hoffnung in ihr sterben.
    »Warum sollten wir Hana zu Ihnen bringen?«, fragte er, um Rudowigus Aufmerksamkeit von Xij abzulenken.
    Der griff sich an den Bauch. »Was geht es euch an?«
    »Er braucht mich als Ersatzteillager!«, schluchzte Hana. »Er hat sich schon eine Niere genommen. Was ist es dieses Mal?«
    »Die Leber«, sagte Rudowigu frei heraus. »Es ist höchste Zeit für die Operation.«
    Matts Blick fiel auf die wulstige Narbe, die Hanas Bauch verunstaltete. Er hätte jetzt gern etwas zum Festhalten in Reichweite gehabt. Oder noch besser: eine Waffe, mit der er dieses Monstrum zur Verantwortung ziehen konnte. Rudowigu war noch wahnsinniger und grausamer, als er vermutet hatte.
    »Beschwer dich bei deinem Vater«, sagte der pervertierte Heiler unbeeindruckt. »Wenn seine Organe nicht so angegriffen wären, hätte ich sie mit Vergnügen von ihm genommen. Aber leider hat er sich damals mit der Seuche infiziert.«
    »Weil du ihm das Gegenmittel verweigert hast!« Drei Männer mussten die gefesselte Hana halten, die wie eine Furie tobte. Einem ihrer Wächter knallte sie die Stirn so hart gegen die Nase, dass diese brach.
    Matt kämpfte gegen den Ekel an, den Rudowigus Worte in ihm auslösten, und durchdachte blitzschnell seine Optionen. Ihm war schon zuvor aufgefallen, wie nachlässig Stefaan seine Waffe hielt. Er konnte versuchen, ihm das Lasergewehr zu entwenden – aber was dann? Wie kamen sie lebend aus diesem Thronsaal heraus? Er sah abwägend zu den mutierten Schwänen hinüber. Wenn er an ihnen vorbei kam, konnte er den Königs überwältigen und...
    »Schafft sie hinaus«, ordnete Rudowigu in diesem Augenblick an. »Auch die Organe meiner werten Gäste sollen auf ihre Funktion und Verträglichkeit überprüft werden. Warum sollten wir sie anders behandeln als alle anderen, die unsere Hilfe suchen? Vielleicht werden auch sie zu unserem größten Bedauern versterben – obwohl wir natürlich alles in unserer Macht Stehende getan haben.« Er lächelte irre.
    »Das ist also eure Stätte der Heilung «, erkannte Matt bitter. »Alles nur Mittel zum Zweck, um unfreiwillige Organspender in die Finger zu bekommen. Warum? An welcher Krankheit leiden Sie?«
    Hana ergriff wieder das Wort. Ihre Stimme triefte vor Hohn. »Als ich ein kleines Kind war, lagerten wir in der Nähe des Kratersees. Wir wurden angegriffen und Rudowigu setzte einen tödlichen Erreger ein, dessen Gegenmittel er kaum erprobt hatte. Während die meisten aus unserem Volk das Mittel gut vertrugen, starben andere qualvoll. Bei ihm schlug es nur zum Teil an. Deshalb werden seine inneren Organe langsam zerfressen... so wie seine Seele.«
    Rudowigu hob hart die Hand. »Genug geredet, Nichte. Ich sehe dich später.« Er grinste Hana an. »Oder wenigstens ein Stück von dir.«
    Hana schrie, trat und schlug um sich bei seinen Worten, dass die Wachen Mühe hatten, sie unter Kontrolle zu bringen. Matt nutzte die Ablenkung, mit einem rückwärtigen Armstoß Stefaan die Luft aus den Lungen zu treiben. Als der Japaner einknickte, wand Matt ihm die Waffe aus den Händen, packte sie am Lauf und rammte sie ihm in den Unterleib.
    Während Stefaan mit einem Winseln zu Boden ging, sprang Matt Drax vor und lief zwischen den Swaans hindurch. Er zielte auf den falschen Ludwig, konnte jedoch nicht abdrücken, ohne sich seines einzigen Trumpfs zu berauben. Nur lebend würde ihm Rudowigu nutzen.
    Doch die Tiere waren schneller als er.

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