302 - Wo der Wahnsinn regiert
waren eingefallen, die Haut bleich und wächsern. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte er gedacht, im schwachen Mondlicht neben einem Gruh zu sitzen.
Matt ging in Kampfstellung. Dieses Mal musste es ihm gelingen, eine Waffe an sich zu bringen. Er und Xij mussten es zum Panzer im Hof schaffen, nur dort waren sie in Sicherheit.
Die Tür stand einen Spalt offen, doch es kam niemand herein. Stattdessen hörte Matt eine raue Stimme mit japanischem Akzent: »Los, kommt schon!«
Er verlor keine Zeit, stützte Xij und brachte sie auf den Flur, vorbei an den beiden bewaffneten Wachen... die so taten, als würden sie nichts bemerken! Was geschah hier?
Auf dem Gang wartete ein Mann mit einer weiten Kapuze auf sie. Matt erkannte in ihm den Diener, der ihnen nach der Ankunft im Thronsaal zu trinken gebracht hatte. Der Fremde schloss die Tür leise hinter ihnen, verriegelte sie und bedeutete Matt, mitzukommen. Die Wachen blieben vor dem Raum stehen, als sei nichts vorgefallen.
Gemeinsam stiegen sie eine Treppe hinab, ehe der Mann sie in einen leeren Raum führte und die Tür hinter ihnen schloss.
»Wer sind Sie?«, fragte Matt und sah besorgt auf Xij, die kaum noch atmen konnte und schweißbedeckt war. Ihr ganzer Körper zitterte und sie schien nicht in der Lage zu sprechen.
»Akuma«, sagte der Mann und nahm die Kapuze vom Kopf. »Masaos Bruder. Er hat mir das angetan.« Seine Stimme war bitter und seine Hand zeigte anklagend auf seinen Hals.
Matt blieb die Luft weg. Er hatte schon viel gesehen, aber dieser Anblick ekelte und entsetzte ihn. An Akumas Hals war ein Band aus Metall eingenäht. Es erinnerte an ein Hundehalsband und es verschwand abschnittsweise unter der Haut. An mehreren Stellen hatte es Wunden gerissen, die entweder alt und vernarbt oder noch ganz frisch waren. Matt zählte vier nässende Wunden mit hässlichen roten Rändern.
Akuma berührte die Narbe in seinem Gesicht, die wohl von einem Kampf herrührte. »Ich habe mich gegen Masao gewehrt, und er hat darauf reagiert.«
»Rudowigu«, sagte Matt leise, der begriff, dass »Masao« der ursprüngliche Name des Königs sein musste. »Wieso wehrt sich keiner von euch gegen diesen Wahnsinn?«
Akuma sah auf Xij. »Du hast eine Begleiterin, die dir wichtig ist. Auch wir haben Menschen, die wir nicht verlieren wollen. Wenn es nur um mein Leben ginge, hätte ich meinen Bruder schon vor langer Zeit ermordet, doch ich habe eine Frau und ein Kind. Rudowigu ist grausam in seiner Rache, und er hat Yuna bereits benutzt, um mich zu verletzen. Aber nun ist mein Kind in Gefahr, und ich und Yuna haben nichts mehr, was wir noch verlieren könnten.«
»Hana«, sagte Xij schwach. »Sie ist deine Tochter. Ich... sehe die Ähnlichkeit.« Sie verstummte und schien neue Kraft sammeln zu müssen.
Akuma nickte. »Ja, Hana. Hana und Yuna. Sie gehören zu mir. Wenn ich einen Fehler machte, wurden sie grausam bestraft. Und nun hat Masao vor, Hana zu töten. Mir bleibt nichts mehr, als der Kampf, und dazu brauche ich euch.«
Matt sah zweifelnd zu Xij, die kaum mehr in der Lage war, an die Wand gestützt zu stehen. »Wie könnten wir dir helfen, Akuma?«
»Du hast die Viren in der Kugel erkannt«, sagte der glatzköpfige Japaner und berührte das metallene Band um seinen Hals. »Du konntest sie irgendwie anmessen. Ich war im Thronsaal und habe es gehört, aber ich durfte mich nicht einmischen. Wie hast du das gemacht?«
»Mit einem Scanner des Panzers«, gab Matt zu. Doch auf keinen Fall würde er den Code verraten. Noch war er nicht sicher, ob diese Befreiungsaktion nicht ein Versuch Rudowigus war, ihm die Zahlenkombination zu entlocken.
Akuma sah ihn eindringlich an. »Dann kannst du vielleicht auch das finden, was mich und meine Verbündeten davon abhält, Rudowigu endlich zu stürzen! Selbst Stefaan, der einst Rudowigus treuester Freund war, spielt seit Jahren nur noch den Hofnarren, um meinen Bruder bei Laune zu halten. Und auch die Wachen vor eurer Tür gehören dazu. Wir alle hassen ihn seit den Vorfällen am Kratersee, aber er hat uns in der Hand.«
»Wie das?«
Akuma machte eine Pause, bevor er fortfuhr. »Masao verfügt über einen Vorrat eines schweren Gases, das er irgendwo an einem erhöhten Platz im Schloss aufbewahren muss, sodass es nach unten sinkt und uns alle tötet, sobald wir ihn angreifen. Türme und Dächer gibt es ja genug auf Swaanstein. Wir suchen schon seit Jahren danach, konnten es aber nie aufspüren. Ich vermute, er hat es in einem Glasbehälter
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