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306 - Ein Hort des Wissens

306 - Ein Hort des Wissens

Titel: 306 - Ein Hort des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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hinauf. »Sollten wir uns unbedingt zurückholen, wenn wir schon mal in der Nähe sind, was, Jesus?«
    »Maul halten.« Varmer gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. »Ich sag’ hier, was gemacht wird.« Mürrisch war seine Miene, missmutig sein Tonfall – er war überzeugt davon, der Späher würde ihm den Anflug des Luftschiffs melden. Andererseits: Ein gestohlenes Schiff zurückzuerobern – noch dazu von den verdammten Technos – könnte auch eine Menge Pluspunkte in Meister Chans Bewertungsbogen bringen.
    »Holen wir uns unser Schiff zurück!«, brüllte Varmer. »Runter mit der Zugbrücke. Spannt den Wagen mit dem Geschütz und den Granaten an das Dreirad. Ich übernehme die Maschine.«
    ***
    Ein langer Weg von der Ostsee bis in die irische See, und die EIBREX IV kam nur langsam voran. Stürme im Skagerrak hielten sie eine Woche lang auf, ein Maschinenschaden zwang Rulfan und Gonzales zwei Wochen lang im Nordmeer zu ankern. Und als sie dann endlich Mitte September in der Irischen See die Insel des Mannes hinter sich hatten, kochte das Meer unter einem schweren Herbststurm.
    Mit nicht einmal halber Kraft ließ Rulfan die Fregatte in Sichtweite der schottischen Küste auf Nordkurs tuckern, um die Einfahrt zu einer ganz bestimmten Bucht zu finden. Er hatte den schmalen, langgezogenen Meeresarm auf einer uralten Karte im Gepäck seines Vaters entdeckt. Der wiederum hatte sie in einem Bunker in Guernsey gefunden.
    »Sehen Sie die große Insel hier, Gonzales?« Mit dem Finger deutete er auf das Eiland. Es lag westlich der Nordspitze Irlands und des alten Nordkanals. »Auf ihrer Ostseite hieß die Bucht früher Kilbrannan Sound .« Er fuhr unter dem Namen entlang. »Hinter der Insel geht sie in diese schmale Meereszunge über, die man früher Loch Fyne nannte. Ich halte die Rinne für befahrbar, und wenn das stimmt, gelangen wir in ihr fast achtzig Kilometer weit ins Landesinnere hinein.«
    »Das wäre ein idealer Weg nach Canduly Castle«, sagte Gonzales. Er saß im Kapitänssessel. »Die Meereszunge endet direkt an den Südosthängen des Gebirges. Von dort aus müssten wir das ganze Zeug immer noch etwa siebzig Kilometer weit transportieren, wenn wir es zu ihrer Burg bringen wollen.« Zweifelnd blickte er zu dem Albino hinauf.
    »Selbstverständlich werden wir es dort hin schaffen, falls das eine Frage war«, entgegnete Rulfan kühl.
    »Das geht leichter, als ihr denkt, Leute«, mischte Meinhart Steintrieb sich ein. Er verbrachte täglich mindestens zwei Stunden im Ruderhaus, um sich mit Schiffsnavigation vertraut zu machen. »Wir basteln und wieder ein Floß, schaffen den Kram an Land und dort werde ich dann den Schlepper zusammenbauen. Danach läuft das ruckzuck.«
    »Hoffen wir das Beste.« Gonzales blieb skeptisch.
    Der Sturm legte sich, die schwere See wurde ruhiger. Nach vier Fehlversuchen sichteten sie sieben Tage später die Insel und die Zufahrt zu der schmalen Meeresenge. Nur mit äußerst gedrosseltem Tempo wagten Gonzales und Rulfan sich hinein. Nach zwei Tagen, waren sie sicher, den richtigen Weg gefunden zu haben.
    »Jetzt sind wir ungefähr auf dem gleichen Breitengrad wie Glasgow«, sagte Rulfan. »Die Ruinenstadt liegt keine hundert Kilometer weiter westlich.« Der Marsianer brummte etwas Unverständliches. Von der irdischen Stadt Glasgow hatte er nicht einmal während seiner Pilotenausbildung in Utopia etwas gehört. Außerdem, so vermutete Rulfan, hatte Gonzales ganz andere Probleme. Wie sollten er und seine Leute jemals zurück zum Mars gelangen?
    Der Meeresarm wurde enger und enger. Bald glitt die Küste zu beiden Seiten in einer Entfernung von höchstens noch vier Kilometern vorbei, manchmal noch weniger. Wenigsten versperrten keine Riffe oder Schiffwracks aus der Vorzeit die Fahrrinne.
    Am Morgen des dritten Tages meldete der Mann im Ausguck ein Schiff. Es war der 28. September 2527. Leonard, der selbst nur wenig Schlaf brauchte, weckte Rulfan. Gemeinsam stiegen sie ins Ruderhaus hinauf und wechselten sich dort am Feldstecher ab.
    »Ein Fischerboot, wie es aussieht«, sagte Sir Leonard. »Noch höchstens zwei Kilometer entfernt. Ich kann fünf Mann auf dem Außendeck erkennen.«
    Mehr zählte auch Rulfan nicht. Die Männer trugen lange, braune Mäntel. Ein auffallend großer und bärtiger Fischer stand am Bug und beobachtete die EIBREX IV durch ein Fernrohr. Sechs Ruderer und ein geblähtes Segel trieben das Schiff voran. »Die haben es auf große Brocken abgesehen.« Das mit einer Plane

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