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307 - Späte Vergeltung

307 - Späte Vergeltung

Titel: 307 - Späte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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ihre Knie kauerte, sah für einen Moment ein bernsteingelb leuchtendes Augenpaar, das sich entfernte. Der Lupa schleifte seine Beute, eine tote Taratze, fort, um sie irgendwo zu fressen.
    Bleib hier...
    Es war zu spät. Der Lupa war bereits verschwunden.
    Xij rollte sich wieder auf den harten Boden zusammen. So konnte sie ihre Schmerzen am besten ertragen. Dabei versuchte sie Kontakt zu bekommen.
    Plötzlich schabte etwas an der Stange rechts von ihr entlang. Xij fuhr alarmiert hoch. Was immer es war, sie hatte es nicht kommen hören. Und sie roch es auch nicht. Sie stöhnte, wieder pochte ihr Herz überlaut.
    Etwas berührte sie an der Schulter, borstig und hart. Und klebrig. Sie schlug danach. Das Etwas zog sich zurück, während etwas Schleim an ihren Fingern haften blieb. Sie versuchte es zu entfernen. Es war wie ein zäher Faden.
    Eine... Siragippe?
    Wenn ja, hoffte Xij inständig, dass die schwarze Riesenspinne groß genug war, um nicht ihre Kauscheren durch die Stäbe zwängen zu können.
    Die nächsten Stunden wurden zur Hölle für Xij Hamlet. Ständig strichen irgendwelche Bestien um den Käfig, versuchten nach ihr zu greifen und sie so weit zu sich heranzuziehen, dass sie sie töten und fressen konnten.
    Sie hatte das Prinzip der Folter, der sie hier ausgesetzt war, längst begriffen. Sie musste sich kauernd oder stehend genau in der Mitte des Käfigs aufhalten, damit die Bestien sie nicht erreichten. Dazu musste sie hoch konzentriert bleiben. Obwohl ihr kalt war, ihre Zähne aufeinander klapperten und ihr vor Müdigkeit immer wieder die Augen zufielen.
    Sie sagte Gedichte auf, um wach zu blieben, bewegte sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten oder zwickte sich schmerzhaft. Aber das half immer nur für einige Minuten. Da war es sogar ein Segen, die fingerlangen Crooches, die plötzlich über ihre Füße krochen, zu zerquetschen.
    Xijs Augen hatten sich längst an die Finsternis, die nicht komplett war, gewöhnt. Sie sah nun die dunklen Schatten um ihren Käfig huschen, und immer wieder kam es zu kurzen, heftigen Kämpfen.
    Xij hielt eisern durch, obwohl sie manchmal das Äußerste an Selbstbeherrschung aufbringen musste, um nicht tobend um sich zu schlagen.
    Dann wurde es schlagartig hell. Xij kniff ob der plötzlichen Lichtflut die Augen zusammen. Automatisch schlug sie die Hände vors Gesicht. Dabei verlagerte sie ihren Körper etwas zu weit nach links. Sofort spürte sie eine Art Tentakel an ihrer Hüfte.
    Sie schrie und zuckte zurück. Als sich ihre Augen an das Licht gewöhnt hatten, sah sie fünf Zwergandronen, die sich um ihr Gefängnis platziert hatten. Die Riesenameisen waren mehr als zwei Meter hoch, wenn sie sich aufrichteten.
    Fühler und Klauen drangen nun durch die schmalen Freiräume, reckten sich ihr entgegen, während die Zwergandronen gegen die Stäbe drückten. Die Biester kamen ihr von allen Seiten gefährlich nahe. Xij hatte mit weit aufgerissenen Augen alle Mühe, die genaue Mitte zu finden und zu halten. Wenn sie das Gefühl hatte, ein Fühler komme zu nahe, schlug sie hektisch danach.
    Wie lange kann ich das noch durchhalten?
    Die elektrische Lichtquelle befand sich an der Decke ihres Käfigs. Warum war sie plötzlich aufgeflammt?
    Xij, deren Zunge vor Durst geschwollen war, kniete inmitten einer kleinen Legion zerquetschter Crooches und fingerlanger weißer Maden.
    Plötzlich war etwas in der Luft. Grellbunte Flügel führten einen seltsamen Tanz auf.
    Lischetten!
    Xij schluckte schwer. Die etwa dreißig Zentimeter langen Schmetterlinge ließen sich hübsch anschauen, aber ihre grellbunten Flügel waren giftig. Nachts wurden sie vom Licht angezogen. Deswegen also...
    Xij schwitzte Blut und Wasser. Die Lischetten vertrieben zwar die Zwergandronen, aber hier wurde der Teufel mit Beelzebub ausgetrieben. Sie beobachtete die Schmetterlinge, die die Lichtquelle erreichen wollten, indem sie sich durch die Stäbe zu drücken versuchten. Und es sah so aus, als würde es ihnen bald gelingen!
    Wenn ein Schmetterling durchkam, ließ sich eine Berührung kaum vermeiden. Xij tat, was sie schon lange nicht mehr getan hatte: Sie betete. Doch bevor es zum Äußersten kommen konnte, erlosch das Licht wieder.
    Irgendwann verebbte der Flügelschlag der Lischetten. Kurze Zeit später sah sie plötzlich das bernsteingelbe Augenpaar wandern. Der Lupa war wieder unterwegs.
    Na endlich. Danke, Wudan...
    Xij stieß ein leises Winseln aus. So wie Lupawelpen es taten, wenn sie Schutz benötigten. Tatsächlich

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