307 - Späte Vergeltung
Gang.
Hände fuhren an die Waffen, entspannten sich aber sofort wieder. Die Exekutoren blickten ihrem vermeintlichen Kameraden entgegen. »Bist du das, Been?«, fragte einer. »So kalt isses hier drinnen doch auch wieder nicht, dass...«
Jetzt bemerkten sie ihren Irrtum. Xij war bereits vier Schritte vor ihnen. Der Kampfstock rutschte unter ihrem Ärmel hervor. Sie bekam den Griff traumhaft sicher zu fassen, während er gleichzeitig teleskopartig auf etwa eineinhalbfache Armlänge ausfuhr.
Wieder waren die Männer zu langsam. Wohl auch, weil sie nie im Leben hier mit einem Angriff gerechnet hatten. Als der Stab sie berührte, zuckten bläuliche Blitze über ihre Körper. Röchelnd und zuckend gingen sie zu Boden. Huul stieß die Tür auf. Sie krachte gegen die Wand.
Einige Duftkerzen brannten im Zimmer. Der Luftzug löschte ein paar von ihnen. Aus einem breiten Bett fuhr eine schmale Gestalt hoch. Xij, die hinter Huul ins Zimmer stürmte, erkannte den Mann im dunkelblauen Nachtgewand sofort.
Chan!
Obwohl er alt war und anscheinend schon geschlafen hatte, brauchte er wesentlich weniger Reaktionszeit als seine Männer. Blitzschnell griff er nach dem Kampfstock auf seinem Nachttisch. Als er die Übermacht der Eindringlinge sah, zögerte er jedoch. Lange genug, dass Xij ihn mit ihrem Stock ebenfalls betäuben konnte.
Ein riesiger Celtic warf sich den Bewusstlosen über die Schulter, als sei er eine Puppe. Dann zogen sie sich auf dem Weg, den sie gekommen waren, zurück.
Als sie die Hälfte des Burghofs hinter sich hatten, zeigte sich der Mond plötzlich wieder. Von einem Wehrgang schallte ein durchdringender Schrei zu ihnen herunter.
»Wer seid ihr? Identifiziert euch!«
Huul legte das Gewehr an und drückte ab. Der Schuss hallte wie Kanonendonner durch die Nacht und pflanzte sich als Echo über die stille Landschaft fort.
Treffer!
Der Exekutor taumelte rückwärts gegen die Brüstung und kippte darüber hinweg. Weitere Kämpfer erschienen. Schüsse krachten. Sie gingen fehl, weil der wieder verschwindende Mond kein exaktes Zielen mehr erlaubte. Trotzdem spürte Xij Hamlet ein Zupfen am Ohrläppchen. Die Kugel hatte sie wirklich nur um Haaresbreite verfehlt.
Der Mann neben ihr zuckte zusammen und fasste sich an den Oberschenkel. Mit einem leisen Fluch humpelte er weiter. Ein weiterer Celtic besaß nicht so viel Glück. Er stoppte plötzlich, als sei er gegen eine Mauer gelaufen, versteifte sich und fiel dann der Länge nach zu Boden. Ein Kamerad barg ihn, warf ihn sich über die Schulter und nahm ihn mit.
Auf dem Burghof erschienen nun ebenfalls Exekutoren. Sie schrien und schossen in Richtung der Flüchtenden. Die waren bereits beim Südturm und zogen sich in die Kammer zurück. Hastig, aber geordnet flüchteten sie über die Treppe in die Verliese. Oben hörten sie bereits die Exekutoren in den Turm eindringen. Als diese die Verliese erreichten, befanden sich die Celtics bereits alle im Geheimgang. Der war durch eine Steinattrappe so gut getarnt, dass man ihn kennen musste, um ihn zu finden.
Xij jubelte innerlich. Doch die Anspannung war nicht weg, im Gegenteil. Jetzt würde es sicher schwieriger werden...
Das Entführungskommando floh durch den nächtlichen Wald, während über ihm auf den Burgmauern Schreie zu hören waren. Sie klangen aufgeregt. Xij, die die linke Flanke deckte, kam zu Huul und bedeutete ihm, die Gruppe zu stoppen.
»Ich glaube, ich habe Rulfans Leute gesehen, gar nicht weit von hier«, flüsterte sie dem Anführer ins Ohr. »Die kennen die Gegend und können uns gefährlich werden. Kommt mit. Ich habe eine Idee, wie wir sicher entkommen können.«
Huul nickte, nachdem er Xijs Plan vernommen hatte. »Also gut.«
Xij änderten die Richtung und stiegen in Richtung Burg empor. Zwischen den Bäumen sahen sie plötzlich einen riesigen schwarzen Schatten stehen.
PROTO!
Xij kannte wie Matt die Kombination, mit der der Amphibienpanzer zu öffnen war. Mit fliegenden Fingern tippte sie die Zahlenfolge ein, während sie mit der anderen Hand die Taschenlampe hielt.
Brummend öffnete sich die Rampe am Heck. Xij Hamlet zog sich hoch, noch bevor sie zur Hälfte herabgefahren war. »Schnell, reicht den Gefangenen hoch«, befahl sie. »Jede Sekunde zählt!«
Zwei Celtics packten den dürren Alten und hoben ihn an. Xij griff unter seine Achseln und zog ihn zu sich auf die Rampe. Eine Verzögerung ergab sich, als sich sein Nachtgewand an der Kante verfing. Xij zerrte daran und es zerriss. Dann
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