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307 - Späte Vergeltung

307 - Späte Vergeltung

Titel: 307 - Späte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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den Weg nach Stuart Castle. In Fakik bekam sie die nötigen Auskünfte, wohin sie sich zu wenden hatte. Dort erstand sie auch Salbe für ihre Oberschenkel und bessere Kleidung – im Tausch gegen den Silberbeschlag des Sattelknaufs, den sie ohne schlechtes Gewissen herausbrach.
    Einige Stunden später erreichte sie nach scharfem Ritt das einsam in den Wäldern gelegene Bauwerk, das fast dreimal so groß wie Canduly Castle war und auf einer kreisrunden Lichtung lag. Auf den Zugangswegen, in und um die Burg herrschte trotz des eisigen Winds, der durch die Bäume und um die Burgmauern pfiff, große Geschäftigkeit. Xij schätzte, dass fast zweihundert Menschen hier ihren Geschäften nachgingen. Sie sah fahrende Händler und Soldaten, aber auch Bettler zwischen den Burgbewohnern.
    Vor der Zugbrücke hielten sich vier mit Gewehren, Dolchen und Schwertern bewaffnete Wachen auf. Verblüfft registrierte Xij, dass sie hellgrün und weiß gestreifte Hemden mit einem Kleeblattwappen unter ihren offenen Mänteln und eine kleine gelbe Plastiktrompete um den Hals trugen. Das sah lächerlich aus, aber Xij wäre es niemals eingefallen, die Männer deswegen zu unterschätzen. Grinsen musste sie trotzdem.
    Aus ihrer Existenz als Katharina von Borsody, die sich zu dem britischen Rockband-Manager Kit Lambert hingezogen gefühlt hatte, wusste sie viele Dinge über den britischen Fußball der damaligen Zeit, auch um die erbitterte Rivalität der beiden Vereine Glasgow Rangers und Celtic Glasgow. Während Chan seine Verbrechen unter dem Logo der Rangers beging, hatten sich Stuarts Männer die Farben der Celtics zueigen gemacht.
    Wahnsinn, wie manche Dinge selbst Jahrhunderte überleben...
    Die Wachen fragten Xij nach ihrem Begehr. Kurze Zeit später saß sie bereits Jed Stuart gegenüber. Der König mit seinem Vollbart und den langen, straff nach hinten gekämmten Haaren beeindruckte sie. So wie bei ihrem ersten Zusammentreffen.
    »Es ist viel geschehen, seit wir uns damals in Canduly Castle begegnet sind [5] «, sagte Stuart sinnend. »Matt, Aruula und du, ihr wart damals...«
    »... auf dem Weg nach Ostdeutschland, zur Absturzstelle des marsianischen Raumschiffs«, half Xij ihm auf die Sprünge. »Aber darüber wollte ich nicht sprechen, Jed. Es gibt da etwas, das mir Sorgen macht und das auch dir Sorgen machen sollte«, ging sie gleich in die Vollen. »Chan hat Rulfan irgendwie beeinflusst und ist dabei, ihn auf seine Seite zu ziehen. Der Reenscha ist ein absoluter Machtmensch. Wenn es ihm tatsächlich gelingt, sich mit Rulfan zu verbünden, dann werden sie wohl versuchen, dich zu stürzen. Wie es aussieht, will Chan Rulfan dazu missbrauchen, an dich heranzukommen.«
    Das Gesicht des Königs verfinsterte sich. »Du hältst dich, hm, nicht mit langen Vorreden auf, Xij, was? Woher willst du das alles wissen?«
    »Ich habe ein Gespräch zweier Exekutoren belauscht«, log sie und sah ihm dabei direkt in die Augen. »Und weil Rulfan momentan nicht zurechnungsfähig ist, dachte ich, ich komme gleich zu dir.«
    »Das, äh, war richtig, Xij. Danke. Ich weiß von Chans Anwesenheit. Meinen Informationen nach kooperiert Rulfan aber, nun, freiwillig mit Chan.«
    »Davon kann keine Rede sein«, ereiferte sich Xij. »Chan muss ganz dringend aus Canduly verschwinden, sonst gibt das eine Katastrophe.«
    »Ich kann Rulfan nicht zwingen, ihn, hm, wegzuschicken.«
    »Dann müssen wir Chan aus Canduly Castle entführen!«
    Stuart runzelte die Stirn. »Das könnte, hm, politische Verwicklungen nach sich ziehen«, warf er ein.
    »Dann gib mir ein paar Männer, Jed, und ich erledige das. Wir bringen den Kerl hierher zum Verhör. Dann kannst du ihn, wenn es sich als nötig erweisen sollte, für immer aus dem Verkehr ziehen.«
    Xij erwartete Widerstand, doch zu ihrem Erstaunen stimmte Jed Stuart zu. »Du bekommst, äh, zehn meiner besten Celtics, in Zivil. Bringt Chan her – aber mit verbundenen Augen und so diskret, dass mich niemand mit der, hm, Aktion in Zusammenhang bringen kann.«
    ***
    Canduly Castle
    Rulfan und Matt saßen am Frühstückstisch im dritten Stockwerk des Haupthauses. Durch das große Fenster blickten sie über die bewaldeten Hügel hinweg. Der erste Bodenfrost des Jahres löste sich nur langsam unter den Strahlen der Sonne auf, die bereits zu schwach waren, um noch jemanden zu wärmen.
    Matt ließ sich das Brot mit der von Myrial selbstgemachten Brabeelenmarmelade schmecken und nahm einen Schluck Kafi dazu. Er wunderte sich schon etwas,

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