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307 - Späte Vergeltung

307 - Späte Vergeltung

Titel: 307 - Späte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Rulfans Zimmerflucht zu betreten. Ihr Herz klopfte, als sie sich überall genauestens umsah, Schubladen öffnete und Kleider anhob.
    Plötzlich prallte sie zurück. Ein unartikulierter Laut löste sich aus ihrer Kehle. Es war die unverhoffte Begegnung mit ihrem früheren Leben.
    Neben der Kinderwiege lag ihr Heiligtum. Das Bild ihres Aynjels!
    Rulfan hatte es aufgehoben. Aber was hatte er damit gemacht! Oder zumindest zugelassen, dass es gemacht worden war...
    Irgendjemand hatte ihrem Aynjel einen hässlichen schwarzen Bart angemalt. Und Kreise um die Augen.
    Ninian zitterte. Sie fühlte, wie Wut sie überschwemmte und Tränen aus ihren Augen drückte. Rulfan war kein Aynjel, das war nun endgültig klar. Göttliche Wesen demütigten ihre Schutzbefohlenen nicht.
    Die Chefexekutorin warf keinen Blick mehr auf das besudelte Bild, schnappte sich drei ihrer Männer und suchte die Gefangenen auf. Die standen oder saßen und schauten ihr ängstlich und erwartungsvoll entgegen.
    »Ich habe Beweise gefunden, dass du der Kopf hinter der Entführung Meister Chans bist, Rulfan«, flüsterte Ninian und zeigte mit der Schwertspitze auf ihn. »Deswegen wird nun dein Kopf nun rollen.«
    »So ein Schwachsinn«, rief Matt Drax laut.
    »Neiiin!«, schrie Myrial und begann hemmungslos zu schluchzen.
    ***
    Glesgo
    Xij beherrschte PROTO nicht perfekt, hatte ihn aber ganz gut im Griff. Sie prügelte den Panzer über die nächtlichen Hügel in Richtung Glesgo. Immer wieder warf sie kurze Seitenblicke auf ihren Gefangenen. Triumph und fiebrige Erregung wechselten sich dabei ab.
    Meister Chan lag mit auf den Rücken gefesselten Händen verkrümmt hinter dem Beifahrersitz. Er versuchte unablässig, sich in eine möglichst bequeme Lage zu manövrieren. Xij dachte nicht im Traum daran, sie ihm zu erleichtern.
    Chan, der ziemlich bleich im Gesicht war, verfügte über eine erstaunliche Körperbeherrschung. Der alte Mann schaffte es tatsächlich, sich immer wieder in eine sitzende Position zu bringen, obwohl er sich genauso oft anstieß und verrutschte, wenn PROTO über Bodenwellen hüpfte.
    Chan musterte Xij mit derart gelassenen Blicken, dass die blanke Wut in ihr hochstieg. Ihr ganzer Körper spannte sich, am liebsten hätte sie dem Alten einen Tritt verpasst. Aber das tat sie dann doch nicht.
    »Ich kann es einfach nicht glauben«, sagte Chan plötzlich und seine Stimme klang so normal, als säße er mit Xij bei einer Tasse chinesischen Tees zusammen. »Irgendwie musst du es geschafft haben, aus Eibrex zu entkommen. Ich hätte niemals geglaubt, dass jemandem das gelingt. Willst du mir erzählen, wie du das geschafft hast, Xij? So war doch dein Name?«
    »Halt bloß dein dummes Maul, du Kretin. Du glaubst doch wohl nicht, dass ich auf derart plumpe Sprüche reinfalle.«
    Chan lächelte und gab weiterhin den Gelassenen. »Ich meine das ernst, Xij. Du musst eine großartige Kämpferin sein. Und schlau dazu. Hast du Ninian getötet?«
    »Nein.« Xij schaute verbissen geradeaus. Die drei Kameras, die das Außenbild auf den Front-Monitor projizierten, zeigten eine kleine Baumschonung, durch die PROTO gerade pflügte.
    »Meine Chefexekutorin hat dich also entkommen lassen.« Chan lächelte vor sich hin. »Ich frage mich gerade, ob du nicht die bessere Chefexekutorin wärst.«
    »Spar dir das Gesabbel«, fuhr Xij ihn an. »In tausend Jahren würde ich keinen Finger für dich krumm machen.«
    Der alte, einst verstoßene Agarther schaute versonnen vor sich hin. »Du sagst nicht Sommer oder Winter, du sagst Jahre. Diesen Begriff verwenden sonst nur Technos. Bist du eine Techno, Xij?«
    Sie antwortete nicht.
    »Warum hast dich nach Eibrex gewagt? Das war ein Himmelfahrtskommando. War es wegen mir?«
    Xij schwieg.
    »Wir kennen uns doch gar nicht, Xij. Was willst du also von mir? Ein Lösegeld erpressen? Oder hat es etwas mit deinem Aufenthalt in Agartha zu tun?«
    Xij sah plötzlich rot. »Ja, verdammt, das hat es!«, brüllte sie los, um sich schon im nächsten Moment wieder zu beherrschen. Sie atmete schwer, hing nun leicht vornüber gebeugt im Pilotensessel. Leise fuhr sie fort: »Erinnerst du dich an Francesca Totti? Und an Venedig?«
    Zum ersten Mal schlichen sich Unsicherheit und Unverständnis in Chans Stimme. »Was... meinst du?«
    »Na, ob es dir Spaß gemacht hat, Francesca in der Gedankensphäre brutal zu vergewaltigen! Wo war’s am schönsten für dich? Beim ersten Mal im Gartenhaus? Oder auf dem Bett in ihrem Zimmer? Oder in der Gondel? Hat

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