307 - Späte Vergeltung
Moosflechte ab. Das einzige Ziel dieser Aktion war erreicht: Die Celtics, die sie zuvor nicht für ganz voll genommen hatten, waren zumindest beeindruckt.
Kurze Zeit später standen sie in den Gewölben. Über eine breite Treppe stiegen sie im Gänsemarsch in den Südturm hoch. Am Ausgang zum Burghof verharrten sie und verschafften sich einen Überblick. Das gelang ganz gut, weil er vom bleichen Mondlicht überflutet war. Andererseits erschwerte es ihnen ein ungesehenes Vordringen.
Xij stieß Huul an. »Siehst du die Exekutoren oben auf dem Wehrgang?«
»Bin ja nich blind«, gab Huul ungehalten zurück. »Du hast gesagt, dasses auch Patrouillen gibt?«
»Ja. Ich bin sicher, wenn wir noch ein bisschen warten, kommt eine vorbei. Die müssen wir zuerst ausschalten.«
Huul nickte. »Im Hof is das schlecht, wenn sich der Mond nich bald hinter ›ner Wolke versteckt. Vielleicht sollt‹mer sie anlocken. Lass’mer doch das Tor hier offen stehen, das wird’se vielleicht neugierig machen.«
Er schob es halb auf. Tatsächlich dauerte es keine vier Minuten, bis eine Zweimann-Patrouille auf dem Hof erschien. Die Männer winkten zu ihren Kameraden auf dem Wehrgang hoch. Nachdem diese zurückgewunken hatten, gingen die mit Gewehren Bewaffneten an den Gebäuden entlang. Sie wirkten gelangweilt, unterhielten sich gedämpft – und wurden tatsächlich von dem halb offen stehenden Tor angezogen.
Vorsichtig kamen sie näher, während sich Huul und Xij in die Schatten hinter der Tür drückten. Xijs Rechte umschloss das Wurfmesser. Mit großer Sicherheit würde einer der Männer in den Raum schauen, während der andere draußen sicherte. Dann hieß es schnell zu sein.
So kam es. Der eine schaute mit schussbereitem Gewehr herein. »Is da jemand?«, fragte er laut und knipste eine Taschenlampe an. Wahrscheinlich vermutete er einen der Burgbewohner hier.
Huul zog ihn an seinem Gewehr herein. Der Exekutor stieß einen überraschten Laut aus und geriet ins Taumeln. Während Huul mit einem Ellenbogencheck ins Gesicht den völlig Überraschten fällte, warf Xij gedankenschnell das Messer nach draußen. Es bohrte sich in den Hals des zweiten Exekutors. Seine Hände zuckten zum Hals, aber es war zu spät. Leise gurgelnd brach er zusammen.
Nun verschwand auch der Mond hinter jagenden Wolkenbergen. Xij nutzte die Gelegenheit, den Toten in die Turmkammer zu zerren.
»Wudan is mit uns«, flüsterte Huul zufrieden, nachdem klar war, dass die Exekutoren auf den Wehrgängen nichts mitbekommen hatten.
Huul und Xij streiften sich die Mäntel der Exekutoren über, setzten sich deren dicke graue Fellmützen auf und nahmen die Gewehre an sich. Ganz offen gingen sie über den Burghof auf die Wachen zu, die vor Chans Quartier standen. Währenddessen huschten die restlichen Celtics im Schatten der Hauswände hinterher.
Xij flehte inbrünstig, dass der Mond nicht so schnell wieder auftauchen möge. Er tat ihr den Gefallen. Als sie auf drei Schritte Entfernung von den beiden Wachen angesprochen wurden, machten sie blitzschnell, fast synchron, einen Satz nach vorne. Gezielte Handkantenschläge und Xijs Kampfstock fällten die Exekutoren.
Gleich darauf drangen die Celtics in das Gebäude ein. Lautlos huschten sie die Treppen nach oben. Als ein Mann am oberen Treppenabsatz erschien und sein Schwert zog, flog eine Kampfaxt. Sie blieb in der Stirn des Exekutors stecken und fällte ihn. Auch er konnte nicht mehr als ein leises Gurgeln ausstoßen. Er kippte langsam nach vorn, doch bevor er Krach machen konnte, fing ihn einer der Celtics ab. Vorsichtig wurde die Leiche nach unten durchgereicht und abgelegt.
Die Celtics und Xij huschten durch die von Fackeln erhellten Gänge. Hinter der nächsten Gangbiegung hörten sie leise Stimmen. Xij spähte vorsichtig ums Eck. Drei Exekutoren standen vor einer breiten Tür und unterhielten sich gedämpft. Das Herz der jungen Frau klopfte plötzlich hoch oben im Hals. Sie war ihrem Ziel ganz nahe. Hinter der Tür, die die Männer bewachten, musste sich Chan befinden! Ob er gerade schlief?
Xij nickte Huul zu. Mit drei erhobenen Fingern zeigte sie die Zahl ihrer Gegner an und dann auf sich selbst. Bevor er Einwände erheben konnte, hielt Xij ihren Kampfstock in der Hand. Sie zeigte ihn kurz und verbarg ihn dann geschickt unter dem Ärmel des schwarzen Exekutorenmantels. Das Gewehr hing über ihrer linken Schulter. Sie zog sich die Fellmütze noch etwas tiefer ins Gesicht und trat dann mit energischen Schritten in den
Weitere Kostenlose Bücher