309 - Die Rache der Hydriten
den Schatten.
Eine knappe Phase verging, dann schwamm Pozai’don heran. Skorm’ak bemühte sich, seine mentale Gabe zu verbergen. Er versteckte sie hinter dem Schutzschild eines eingerichteten Gedankens. Furcht und Angst beschwor er gleichermaßen herauf, ehe er laut klackend auf den Wächter zu schwamm. »Hilfe!«, schnalzte er mit der hellen Kinderstimme Mel’tirs. »Ein Monster! Da ist ein Monster!«
Pozai’don reagierte sofort. Er löste den Blitzstab von seinem Gürtel und hob ihn kampfbereit in Richtung Kelpwald. »Zur Seite, Kind, und her zu mir!«, schnalzte er. Skorm’ak folgte der Aufforderung nur zu gern. Nur noch zwei Körperlängen trennten ihn noch von dem Alten, als Pozai’don misstrauisch wurde. Skorm’ak sah es in seinem Gesicht. Er spürte einen starken mentalen Impuls, der tastend nach ihm griff.
Aber da hatte er Pozai’don schon erreicht und stieß mit dem Messer zu. Die Klinge grub sich bis zum Griff in seinen Hals. Blut drang aus der Schuppenhaut und wallte um seine Finger.
Pozai’dons Augen weiteten sich. Die wulstigen Lippen bebten, als ein hartes Klacken sie verließ. »Was...«
Es sollte sein letztes Wort sein. Skorm’ak geriet in einen Rausch aus Hass und Rachegelüsten. Wieder und wieder stieß er zu, zielte punktgenau auf lebenswichtige Organe. Dabei packte er den Geist des anderen fest mit seinem, damit Pozai’don nicht geistwandern konnte.
Er spürte die Erkenntnis des Feindes. Im Sterben dachte er seinen Namen: Skorm’ak. Doch da war es schon zu spät. Der Leib Pozai’dons versagte den Dienst und der Geist musste folgen. Triumph loderte im Obersten des Gilam’esh-Bundes auf, als Pozai’dons letzter Lebensfunke erstarb. Die mentalen Strukturen erloschen. Der uralte Wächter von Gilam’esh’gad war endgültig tot.
Skorm’ak zog den leblosen Körper hinein in den Algenwald. Nur langsam beruhigte er sich und kämpfte gegen die zuckenden Impulse seiner Tantrondrüse an. Das Wasser schmeckte nach Blut. Die ganze Welt, alle Meere schienen ihm erfüllt von diesem metallischen Lebenssaft.
Zu spät bemerkte er in seiner Erregung den verwachsenen Hydriten, der hinter ihn schwamm.
»Mel’tir!«, erklang eine erstickte Stimme. »Mel’tir, was hast du getan?«
***
Mittelmeer, Costa Brava, ein paar Wochen zuvor
Am Strand vor der Fischerhütte glitt Ur’gon zurück ins Wasser des Mittelmeeres. Sofort öffneten sich die permeablen Membranen seines Anzugs. Frisches Seewasser strömte herein, wurde mit dem künstlich angereicherten, aber dennoch verbraucht schmeckenden Wasser ausgetauscht, in dem sich der Hydrit an Land bewegt hatte.
Der Assassine warf einen letzten Blick zurück zur Fischerhütte, dann tauchte er zum Grund und schwamm mit kräftigen Zügen in Richtung der kleinen Bucht, in der er seine Transportqualle versteckt hatte.
Er war mit dem Verlauf seiner Mission zufrieden. Zugegeben, er hätte es schneller erledigen können, aber letztendlich war er erfolgreich gewesen. Der HydRat würde erfreut sein. So wie immer.
Wenige Minuten später hatte Ur’gon sein Ziel erreicht. Die Transportqualle, seit vielen Jahren sein Zuhause und seine Basis, wenn er auf den nächsten Auftrag wartete, schwebte wenige Meter über dem Grund und schien nur auf ihn zu warten.
Ein Gefühl der Entspannung durchströmte den Hydriten, als er durch die Deckenschleuse zurück in das bionetische Gefährt schlüpfte. Er aktivierte den automatischen Betrieb und ließ die Qualle langsam auf das offene Meer hinausdriften. Mit ein paar schnellen Handgriffen löste er die Verriegelungen an seinem Anzug und legte ihn ab.
Die nun folgende Routine hatte er sicher schon Hunderte Male durchgeführt. Jede seiner Aktionen konnte er sogar im Halbschlaf durchführen.
Er drehte die Aufsätze des Wasserfilters und Mineralienzusetzers ab und zog die gebrauchten Kartuschen heraus. Beides musste in regelmäßigen Abständen ersetzt werden, damit die Funktion des Überwasser-Anzugs gewährleistet war. An Bord der Qualle hatte er immer einen Vorrat an Austauschkartuschen dabei. Für die benutzten gab es Aufbereitungsvorrichtungen, die er in den Organismus der Qualle integriert hatte. Nach ein paar Stunden in den Wandvertiefungen waren die Kartuschen wieder einsetzbar. Das funktionierte natürlich nicht endlos, aber die Lebenszeit der einzelnen Komponenten war dennoch beachtlich.
Als er seine Ausrüstung wieder zusammengesetzt, den Schockstab komplett aufgeladen hatte und in einen bequemen Lendenschurz
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