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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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malaischen Dorfes vernichtet oder ob man ganz dasselbe mit den Heiligtümern einer großen Rasse wagt, deren Angehörige nach Hunderten von Millionen zählen, das ist gewiß ein Unterschied! Die halbe Betelnuß, welche für das eine Mal so günstig wirkte, dürfte für den andern Fall gewiß versagen! Unsere ‚Shen‘ ist mächtig; aber den Zorn so vieler Millionen niederzuhalten, das darf man auch ihr, die doch nur menschlich ist, nicht zumuten. Auch glaube man ja nicht, daß man uns imponiere! Wir lassen uns nicht zwingen, geistige Größen anzuerkennen, ohne sie geprüft zu haben. Es fällt der gelben Rasse nicht ein, den Fehler zu begehen, an welchem die rote Rasse zugrunde gehen wird: Die Weißen sind für uns weder Götter noch Übermenschen. Wir wissen uns ihnen vollständig ebenbürtig und betrachten einen jeden, der unsere altgeheiligten Institutionen zu beseitigen wagt, für genauso krank und unzurechnungsfähig, wie Waller ist, der Eiferer gegen alles, was anders war, als er wollte. Und nun hören Sie, was ich Ihnen sage: Unser Patient wird geistig wiederhergestellt werden, er, der einzelne. Der Weg seiner Gesundung ist ganz genau derselbe, den auch die Gesamtheit zu gehen hat, wenn sie gesunden will vom größten aller Leiden. Das ist es, was Waller zu sagen, zu verkünden hat, ob mit seiner eigenen Stimme oder durch mich, durch Sie, das hat sich noch zu finden. Und darum erklärte ich Ihnen, daß er ganz sicher wieder sprechen werde, und zwar so laut, wie wir nur wünschen können.“
    „Hoffentlich nicht nur bildlich, sondern auch in Wirklichkeit?“
    „Gewiß, auch das! Nämlich sobald er die zweite Strophe unseres geheimnisvollen Gedichtes kennengelernt hat. Er arbeitet jetzt noch an dem Inhalt der ersten; ich höre das aus seinen träumerischen Reden. Man darf ihm nichts Neues geben, bevor er das Alte vollständig begriffen hat. In der Entwicklung der Psyche sind dunkle Punkte oder leere Stellen zu vermeiden. Darum habe ich Miß Mary gebeten, jetzt noch zu warten. Wir verwenden die größte Aufmerksamkeit, den geeigneten Augenblick ja nicht unbenutzt vorübergehen zu lassen, und ich denke, daß er baldigst erscheinen wird. Waller beschäftigt sich jetzt noch mit der letzten Zeile der ersten Strophe, also mit dem Gedanken, daß Christus nicht gestorben ist, sondern in jedem wahren Christen weiterlebt und weiterliebt. Das hat er, wie ja auch Ihre ganze Christenheit, bis jetzt noch nicht begriffen. Doch arbeitet es fort und fort in ihm, und ich kann jeden Augenblick eine Äußerung erwarten, welche mir sagt, daß er dieses Wort verstanden hat. Dann lasse ich die nächste Strophe wirken. Ist das nicht im höchsten Grade interessant?“
    „O, mehr als interessant; ich bin erstaunt!“ antwortete ich der Wahrheit gemäß. „Welch eine schwere, fremdartige und mir fast unbegreifliche Aufgabe haben Sie sich da gestellt!“
    Er schüttelte den Kopf und erwiderte lächelnd:
    „Sie ist nichts von alledem. Fremdartig kann sie nur dem Christusfremden sein. Nicht unbegreiflich, sondern die einzige richtige und allein erklärliche ist sie für einen jeden, der die Krankheit kennt, um welche es sich handelt. Und schwer? Sie ist sogar sehr leicht! Wissen Sie noch, was ich Ihnen von der Behandlung des einzelnen und der Gesamtheit sagte? Ich kenne das Leiden dieser Gesamtheit und weiß genau, auf welchem Wege es zu heben ist. Dieser einzelne leidet an ganz demselben Übel; was folgt hieraus? Ich werde ihn herstellen; er wird dann das in Wirklichkeit sein, was er früher nur zum Schein gewesen ist. Und ist er nicht mehr krank, so habe ich an dem einzelnen gezeigt, auf welchem Wege die Gesamtheit auch gesunden kann. Ich wiederhole diesen schon einmal ausgesprochenen Satz, weil er so sehr, so außerordentlich wichtig ist.“ –
    Auf den Tag, an welchem dieses gesprochen wurde, folgte eine sehr unruhige See, und als wir am nächsten Tage Hongkong erreichten, waren wir sehr zufrieden damit, daß Raffley hier nur für ganz kurze Zeit Anker werfen wollte, um frischen Proviant einzunehmen. Es regnete. Die Berge, welche die Bucht umschließen, waren umhüllt. Was wir sahen, war so spezifisch europäisch, so nüchtern und so kalt, daß niemand Sehnsucht fühlte, an das Land zu gehen. Dschunken und Sampans hatten wir schon genug gesehen. Hongkong ist eine englische Schöpfung und zeigt sich von außen her, zumal bei solchem Wetter, so sehr als frostige Lady, daß auch wir ihr gegenüber kalt blieben und nach einigen

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