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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ein festgefahrenes Schiff wieder flottzumachen. Brrrr! Nehmt es mir nicht übel, daß mich dieses Bild in meine Kabine treibt! Ich muß fort! Ich fürchte mich!“
    Er ging. Tsi sah ihm nach und sagte:
    „Unser prächtiger Governor ahnt gar nicht, wie fleißig sein Taucher in der letzten Zeit gearbeitet hat. Welche Perlen haben wir schon gesehen! Wo lagen sie verborgen? Etwa in der See? Fragen Sie die Anima, mit welcher der Taucher verkehrt!“
    Hierauf entfernte auch er sich, um seinen Kranken aufzusuchen. Nun war ich mit John allein. Er sagte eine ganze Weile nichts. Dann stand er vom Sessel auf und fragte:
    „Gehen Sie mit auf die Brücke? Ich komme mir hier unten so klein, so winzig, so nichtig vor. Ich muß hinauf, um wieder zu fühlen, daß ich etwas bin! Da oben weiß ich, daß ich regiere, daß mir die Jacht zu gehorchen hat, daß das Wohl aller derer von mir abhängt, die sich auf ihr befinden. Das Bild von der Taucherrüstung kam mir erst beinahe lächerlich vor; Tausende würden auch weiterfort darüber lachen; mir aber ist recht bald sehr ernst dabei geworden! Ich werde es nicht wieder los. Ich sehe die dickköpfige Gestalt vor mir, die es wagt, in ein fremdes Element einzudringen, obgleich der geringste Fehler an der Oberleitung mit dem sichern Tod verbunden ist. Schwerfällig, unbehilflich, ungeschlacht! Immer nur humpelnd und stolpernd, tapsend und tastend! Watend und suchend im Schlamm der Tiefe, nach was? Ich sage Ihnen: das Bild ist richtig, sehr richtig! Genauso hängen wir von oben ab, und genauso watscheln wir nur unten! Mit solchen täppischen Fäusten greifen wir nach dem zartesten Korallengebilde des Geistes. Und mit solchen Hacken und Harken kratzen, scharren und hauen wir in den köstlichen Perlen herum, die sich auf dem heiligen Grund des Seelenlebens bilden! Ich mag dieses Gleichnis gar nicht weiter belegen. Wenn ich daran denke, wie leichtsinnig oder gar frivol man sich an dem dünnen Schlauch bewegt, der Luft und Leben geben und auch sofort versagen kann, so wird mir himmelangst. Ich muß auf meine Kommandobrücke, muß meinen Horizont vergrößern, sonst bleibt mir das Gefühl, daß ich an jedem Augenblick ersticken kann!“
    Wir stiegen also hinauf. Es war niemand oben, weil wir uns bei festem Kurs auf ringsum offener See befanden. Die immerwährende Anwesenheit des Kommandanten hier oben war also nicht nötig. Höchstens konnte ein uns begegnender Dampfer oder Segler für kurze Zeit eine andere Steuerlage nötig machen; das war aber auch vom Deck aus rechtzeitig zu erkennen.
    Hier oben umwehte uns nun der frische, kräftige Hauch des chinesischen Meeres, den unten der hohe Bau des Vorderdecks von uns abgehalten hatte. Er kam von Ost bei Nord, blies uns aber nicht mehr als höchstens einen Knoten auf die Stunde von unserer Schnelligkeit weg. Die See lag glatt, fast ohne bemerkbares Bewegen. Sie war von einem ganz eigenartigen Farbton, den ich noch nie gesehen hatte. Ein sehr helles Braun, wie klares Wasser mit einer Spur von Kaffee, und da, wo es sich kräuselte, liefen goldig funkelnde Ringe durcheinander. Unser Sog aber, die von der Schiffsschraube erzeugte Wellenlinie, flammte förmlich auf von diesem Gold, während vorn am Bug, nach steuer- und backbordwärts zwei konstante Wogen gingen, die ausgebreiteten Flügeln glichen, und geheimnisvoll, aber deutlich so brillierten, als ob sie über eine Unterlage von lauter geschliffenen Diamanten glitten.
    Wir standen beide stumm, in den Anblick dieser Pracht und Herrlichkeit versunken. Wer ist der, der es so leicht und mit so einfachen Mitteln vermag, jedem Tropfen des Meeres diesen Glanz zu verleihen, den wir nur hier oder da einmal dem edelsten der Steine geben können, und zwar auch nur durch jahrelange Mühe und Arbeit und um den Preis von Millionen? Wir hatten vorhin die ‚Yin‘ unser Märchenschiff genannt, und Raffley war der Meinung gewesen, es sei anzunehmen, daß uns eine gütige Fee in diesem kleinen, lieben, auf der See schwimmenden Zauberreich zusammengeführt habe. Es gibt Wahrheiten, welche sich später als Märchen herausstellen, und Märchen, in denen die heiligsten, die untrüglichsten Wahrheiten verborgen liegen. Wohlan, möge unsere ‚Yin‘ so ein köstliches Märchen sein, welches für uns und tausend, tausend andere zur Wahrheit, zur herrlichen, beglückenden Wirklichkeit zu werden hat! Wer aber das will, der darf nicht unten bleiben, der muß herauf an das Licht und an die Luft, der darf sein Schiff nicht

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