Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
310 - Auf gewagtem Kurs

310 - Auf gewagtem Kurs

Titel: 310 - Auf gewagtem Kurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
Vom Netzwerk:
sich und die Verletzte zu bringen. »Die Sache ist geklärt. Geh nach Hause ins Lager. Sie brauchen dich sicher bei ihrem Kriegszug.«
    Dykestraa stand behäbig auf. Sie blickte trotzig. »Das war ein Gottesurteil! Wudan will meinen Tod. Also tu es auch. Töte mich.«
    Xij Hamlet verdrehte die Augen. »Ein Gottesurteil? Von deinem Gott vielleicht. Aber mein Gott sagt, du sollst leben. Ich beuge mich nur meinem Gott, kapiert? Und da ich gewonnen habe, ist mein Gott der, der hier den Ton angibt. Das gebietet die Logik. Meinst du nicht auch, Goldlöckchen?«
    Dykestraa sah sie einen Augenblick wütend an, dann begannen ihre Mundwinkel zu zucken. Sie lachte laut auf.
    Xij hob überrascht eine Braue. »Was soll das? Hast du einen Clown verschluckt?«
    Die Kriegerin klopfte sich mit der unverletzten Hand den Sand aus Kleidung und Haaren. »Was habe ich verschluckt?«
    »Nicht so wichtig. Warum hast du gelacht?«
    Dykestraa grinste. »Weil ich dich durchschaue. Du hast deine Götter schon vor langer Zeit verloren und deshalb bist du arm. Trotzdem danke ich dir, weil du dir Lügen ausdenkst, um mein Leben zu schonen. Ich nehme dein Geschenk an und werde leben, Xij Hamlet. Du bist eine großartige Kämpferin. Zu schade, dass du nicht auf den Dreizehn Inseln aufgewachsen bist.« Sie zwinkerte kokett.
    Na großartig. Eine Klugscheißerin. Aber zumindest ist sie sympathisch.
    Xij stützte sich auf ihren Stab. »Ja. Wirklich schade. Jede Menge hübsche Weiber, Honigschnaps und dazu noch Kämpfen bis zum Abwinken. Das muss das Paradies sein.«
    Dykestraas Gesicht wurde ernst. »Ich vergebe dir«, sagte sie schlicht. »Lusaana starb, weil die Götter es wollten. Du bist nur ihr Instrument, so wie ich.«
    Xij blickte zum Shuttle. »Schön. Weiser Entschluss. Ich müsste dann mal einen Blick auf ganz andere Instrumente werfen. Ich nehme an, du findest die Tür?«
    Während Dykestraa sich noch verwirrt umsah, stapfte Xij zum Shuttle zurück und öffnete das Luk.
    »Leb wohl!«, rief ihr die Kriegerin nach.
    Xij hob abwehrend die Hand. Das Gespräch und der Kampf mit Dykestraa hatten sie fast fünfzehn Minuten ihrer wertvollen Zeit gekostet. Hoffentlich war Matt in der Zwischenzeit nichts zugestoßen. Sie schloss den Eingang hinter sich und setzte sich erneut an die Konsolen, um die Aufzeichnungen auszuwerten.
    ***
    »Schilde vor!«, befahl Grao den Kriegerinnen. Er selbst führte ein Langschwert, das er aus seinem Körper geformt hatte. Es bestand aus scharfem Horn. Dafür hatte er den Mantel verschwinden lassen, den er sonst aus seiner Körpermasse bildete. Gleichzeitig trug er einen Schild aus Holz und Metall bei sich. Die kleinen Giftpfeile der Lokiraa-Krieger hatten ihn schon einmal betäubt, indem sie zwischen den winzigen Schuppenplättchen eindrangen; das wollte er nicht noch einmal riskieren.
    »Geschütze klar machen!«
    Drei Katapulte wurden vorgeschoben. Eine Gruppe aus jüngeren Kriegerinnen, die Grao angelernt hatte, bediente sie.
    Es donnerte laut. Er blieb stehen, als zwei aneinander gekettete Steinkugeln keine zehn Meter entfernt an ihm vorbeiwummerten und die Phalanx der Kriegerinnen auseinander sprengten. Schreie klangen auf. Ein Zelt hinter ihnen wurde zerfetzt. Doch Grao sah keine Verletzten. Die Kugeln hatten die Formation verfehlt.
    Mit zusammengebissenen Zähnen sah er die Steinschlossgewehre der Feinde. Es würde Opfer geben, bis sie nah genug heran waren. Aber er war auf eine schwere Bewaffnung vorbereitet gewesen.
    »Die Metallplatten!«, rief er einer anderen Gruppe zu, die nun nach vorn drängte. Jeweils vier Kriegerinnen trugen eine schwere Metallplatte, hinter der die Frauen Schutz suchen konnten.
    »Auffächern!« Er wies Juneeda mit einem Handzeichen an, die linke Flanke zu übernehmen. Zu seiner Überraschung sah er Tumaara auf der rechten und nicht Dykestraa. Aber Tumaara musste wissen, was sie tat und was sie mit ihrer erneuten Befehlsverweigerung riskierte. Die Primärrassenvertreterin trug ein Langschwert und wirkte zu allem entschlossen.
    Einmal mehr begriff Grao, wie viel es den Frauen bedeutete, zu kämpfen und sich zu behaupten. Sie waren allesamt stolz und unbeugsam. Einen Augenblick fühlte er sich wie ein Vater, der seine Kinder in die Schlacht schickte. Kopfschüttelnd vertrieb er die unnütze Emotion. Er befand sie weder für angemessen, noch für hilfreich.
    Stattdessen sah sich im Vormarsch nach Dykestraa um. Wo steckte seine Erste Kriegerin? War sie doch mit den Frauen gegangen, die

Weitere Kostenlose Bücher