310 - Auf gewagtem Kurs
ahnte, was die Kriegerin wirklich von ihr wollte. »Du kommst nicht mit einer Nachricht, richtig?«
»O doch.« Dykestraa zog ihr Schwert. »Ich komme mit einer Botschaft von Lusaana. Sie will Vergeltung für ihren Tod. Deshalb fordere ich dich im Namen Wudans zu einem ehrenhaften Zweikampf.«
Xij Hamlet überlegte, Ehre Ehre sein zu lassen, Dykestraa eine Handvoll Sand ins Gesicht zu schleudern und sich im Shuttle zu verbarrikadieren. Doch sie konnte es nicht. Ein innerer Widerstand hielt sie davon ab.
Auch wenn ich mit der Moral zu großen Teilen abgeschlossen habe, verstehe ich sie doch. Vielleicht war Lusaana wie eine Mutter für sie. Und ich habe Lusaana getötet.
Sie taxierte die schöne Frau, in deren Augen es entschlossen aufblitzte. »Du willst Rache für Lusaana? Weißt du denn nicht, dass ich mit diesem Angriff das Leben deiner jetzigen Königin gerettet habe? Aruula wäre tot ohne mein Eingreifen.«
»Das mag sein, aber es spielt für mich keine Rolle.« Dykestraa wog das Schwert in der Hand. Sie zog ein zweites aus ihrer Rückenkralle. »Du kannst die Waffe wählen. Deinen Stock oder das Schwert.«
Xijs Augen verengten sich. Sie war nicht feige und eine gute Kämpferin. Sie rechnete sich gute Chancen auf einen Sieg gegen Dykestraas aus.
»Also gut. Ich bleibe bei meinem Kampfstab.«
»Wie du willst.« Dykestraa schleuderte die zweite Waffe weit fort, in die Nacht hinein. »Dann stell dich mir, Mörderin!«
Xij fuhr ihren Kampfstab aus. Sie nickte knapp. »Fang an, Rächerin.«
***
Matt sah die blonde Kriegerin fragend an und ließ den Driller sinken. Sie hatte offenbar nicht vor, ihn anzugreifen. »Wer bist du?«, fragte er.
»Evaluuna«, antwortete sie mit hoher Stimme. Sie war einmal sehr schön gewesen, aber jetzt war ihr Körper ausgemergelt. Sie machte keinen gesunden Eindruck, aber das Strahlen ihrer Augen wog vieles auf. »Du bist noch immer in Gefahr, Maddrax. Meine Leute werden zurückkehren, wen sie merken, dass sie in die Irre geleitet wurden.«
Matthew begriff. »Dann warst du das vorhin, die behauptet hat, mich gesehen zu haben?«
Sie nickte.
»Warum hilfst du mir, Evaluuna?«, fuhr Matt fort. »Deinen Schwestern wird das nicht gefallen.«
»Es geht um mehr, als meinen Schwestern zu gefallen«, antwortete sie kryptisch. »Ich habe einen Auftrag erhalten, den ich ausführen muss.«
»Ein Auftrag?« Matts Miene hellte sich auf. »Von Aruula! Will sie, dass du mich zu ihr bringst?«
Doch Evaluuna schüttelte den Kopf. »Es geht auch um Aruula, das ist richtig. Aber mein Auftrag kommt von Wudan.«
Ehe Matt etwas erwidern konnte, drehte sie sich um und lief im ersten Licht des Tages einen schmalen Felsweg hinauf. Der weiße Lupa sprang voraus, überwand die Strecke in der halben Zeit und blieb oben stehen, als würde er auf die Menschen warten.
Matt entschied, dass er heute schon so viel Bizarres erlebt hatte, dass es auf diese seltsame Begegnung auch nicht mehr ankam. Ein Mädchen und ein mutierter Wolf, unterwegs im Namen des Herrn, dachte er. Mal sehen, was da noch nachkommt...
Er lief ihr nach und versicherte sich dabei, dass Aruulas Schwert mit Aikos Speicherkristall gut an seinem Gürtel befestigt war. Mit neuer Hoffnung folgte er Evaluuna.
***
Dykestraa stürmte vor und hieb auf Xijs Hals ein. Anmutig wie ein Sebezaan wich Xij aus. Sie führte ihren verlängerten Kampfstab mit beiden Händen. Gedankenschnell ließ sie ein Ende der Waffe in Richtung von Dykestraas Kniescheiben vorzucken. Die Wucht ihrer Bewegung hätte der Kriegerin die Gelenke zertrümmert. Doch Dykestraa sprang leichtfüßig in die Höhe und trat dabei nach Xijs Magen. Xij wich gerade rechtzeitig zurück.
Erfahren. Aber nicht so erfahren wie ich. Sie unterschätzt meine Waffe, obwohl sie die größere Reichweite mit Respekt angeht.
Dykestraa kam vor und setzte zwei schnelle Hiebe. Einem wich Xij aus, den Nächsten blockte sie mit dem tibetanischen Kampfstab. Er vibrierte unter dem Aufprall, doch er hielt stand. Sofort ließ Xij den Stab an der zur Seite gedrängten Klinge vorbeischießen, gegen Dykestraas Brustbein.
Die Kriegerin taumelte zurück. Sie ächzte. Einen Moment schien sie im nachgiebigen Sand zu straucheln, dann fing sie sich.
Jung und wild auf den Kampf. Ob sie beim Sex genauso beweglich ist?
Auch Xij Hamlet wich zurück und musterte die andere anerkennend. »Du bist schnell. Aber ich bin schneller. Gib lieber auf und mach dich nicht unglücklich. Du kannst gegen mich nicht
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