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311 - Der Weg des Bösen

311 - Der Weg des Bösen

Titel: 311 - Der Weg des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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hierfür waren seit Ausrufung des Ausnahmezustands sehr streng.
    »Papa, was ist eigentlich mit dem Himmel los?«, fragte Nomi in seine Gedanken hinein.
    Letos Blick glitt unwillkürlich nach oben. »Was meinst du, Schätzchen?«
    »Na ja, er ist irgendwie  ...dunkel. Als ob ein Schatten darauf liegt.«
    Leto lief es eiskalt den Rücken hinunter. »Bestimmt nur eine atmosphärische Störung, zu viel Staub in der Luft oder etwas in der Art.«
    »O ja, das kann sein. Ich kann auch viel schwerer atmen«, stimmte Londo zu. Er tippte sich gegen die Schläfe. »Und da drin flüstert was, aber ich verstehe die Worte nicht.«
    Samaris Lächeln war erloschen, sie wechselte einen raschen Blick mit Leto. Die Kinder bemerkten es nicht, sie waren nach der kurzen Unterbrechung wieder mit ihren Süßigkeiten beschäftigt.
    Nein. Nein, das hat nichts damit zu tun. Es hat andere Gründe. Es liegt an seiner Mutter, die er vermisst. Londo ist schon immer sehr sensibel gewesen, viel mehr als Nomi. Dort am Himmel ist nichts, und das hier unten kriegen wir bald in den Griff.
    ***
    Bald darauf landete der Gleiter auf einer nur für den Präsidenten freigegebenen Plattform, von der aus es nur wenige Schritte zu Mayas Krankenzimmer waren. Der gefahrloseste und kürzeste Weg, und sie mussten dabei niemandem begegnen.
    Leto bat Samari, die Kinder noch ein wenig zu beschäftigen, weil er kurz mit seiner Frau allein sein wollte. Dann betrat er das kühle weiße Zimmer. Die Einrichtung war mehr als karg: ein Schrank und ein großes Bett, in dem Maya wie seit Wochen unverändert lag. Ihre körperlichen Verletzungen und Brüche waren inzwischen verheilt, sie atmete aus eigener Kraft und ihr Herz war stabil. Sie wurde intravenös ernährt, das war noch das einzige technische Gerät, das verblieben war. Abgesehen von dem Pulsmesser.
    Ihre Pigmente waren blass, aber die Gesichtsfarbe an sich sah frisch und lebendig aus, nicht mehr wächsern grau wie zu Beginn. Maya lebte. Aber wo war ihr Geist?
    Leto ergriff ihre Hand und führte sie an seine Lippen. Manchmal redete er mit ihr, doch in letzter Zeit immer weniger. Was hätte er ihr noch sagen sollen? Dass er sie liebte? Sie um Verzeihung bat? Dass er sich wünschte, sie würde zu ihm zurückkehren?
    Leere Worte. Aber er brauchte diese wenigen Minuten mit ihr allein; es waren die einzigen Momente, in denen er zur Ruhe kam. Und wieder Kraft schöpfen konnte.
    Kurz darauf brachte Samari die Kinder herein, die völlig unbefangen zu ihrer Mutter sprangen, sich zu ihr aufs Bett warfen und sich ungeniert darauf lümmelten, während sie ihr abwechselnd das Neueste erzählten. Sie wussten genau, wo sie das letzte Mal aufgehört hatten, und setzten die Berichte nahtlos fort.
    Leto stand schweigend daneben und ließ den Blick keine Sekunde von seiner Frau. Sie musste es doch spüren, dass sie nicht allein war! Vielleicht konnte sie dort, wo sie war, sogar die Stimmen hören. Eines Tages erinnerte sie sich vielleicht daran, dass es eine andere Welt gegeben hatte...
    Leto schob die Möglichkeit, dass ihre Hirnfunktionen für immer geschädigt waren, weit von sich. Die Ärzte wussten es nicht sicher, da die Kurven bei Komatösen immer flach waren, und daran klammerte er sich. Immerhin konnte sie selbst atmen, also war noch irgendetwas da...
    Plötzlich riss es ihn hoch. Was war das gewesen? Hatte er sich getäuscht? Nein, unmöglich. Er hatte es gesehen. Ein kurzes Fingerzucken nur, doch es war eindeutig eine Reaktion gewesen!
    Am liebsten wäre Leto sofort auf den Gang gerannt und hätte nach allen Ärzten gerufen. Aber er ließ es bleiben. Er kannte deren Antwort schon: Das wären nur Muskelreflexe, die überhaupt nichts mit einer bewussten Bewegung zu tun hätten. So etwas komme vor, schließlich sei Maya nicht gelähmt.
    »Habt  ...ihr das auch gesehen?«, fragte er mit rauer Stimme, als das Geschnatter seiner Kinder für einen Augenblick aussetzte. Irgendwann mussten sie ja mal Luft holen.
    »Was gesehen?«, gab Nomi zurück.
    »Ihre Hand hat sich bewegt. Ich habe ein Fingerzucken gesehen, ganz bestimmt.«
    Nomi sah ihn mit der ganzen Ernsthaftigkeit eines Kindes an. »Das ist ein Reflex. Sowas kommt vor.«
    Londo hingegen war aufgeregt. »Denkst du, ich war das? Ich hab sie ganz doll gerufen, innerlich, meine ich. Ich glaub, ich kann das jetzt immer besser.«
    Samari, die draußen gewartet hatte, streckte den Kopf herein. »Wir sollten bald gehen, Herr Präsident. Die Leute haben spitzgekriegt, dass Sie hier

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