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311 - Der Weg des Bösen

311 - Der Weg des Bösen

Titel: 311 - Der Weg des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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hatte sich also auf diese Verabredung gefreut und sie ebenfalls als halb geschäftlich, halb privat klassifiziert. Das war ein guter Anfang.
    Formvollendet begrüßte er sie, dann nahmen sie beide Platz. Er wählte einen Aperitif für sie und traf dabei genau ins Schwarze, was Chandra fast ein wenig unheimlich fand. Hatte er sich über ihre Vorlieben informiert?
    Nachdem sie die Speisenfolge gewählt hatten, wurde Chandra geschäftlich, denn darum ging es ja in erster Linie. Bis zum Nachtisch waren sie in eine hitzige Diskussion vertieft – und sich dann beim Digestif einig. Mit den Kompromissen konnten beide leben. Chandra freute sich, dass sie Leto bald einen erfolgreichen Bericht vorlegen konnte.
    »Also dann«, sagte Julian, wie er genannt werden wollte, mit funkelnden Augen, »jetzt ist es einundzwanzig Uhr.«
    »Die Zeit ist schnell vergangen«, lächelte Chandra. »Trotzdem haben wir immer noch zwei Stunden Zeit, die sollten wir nutzen.«
    »Dann vergessen wir zunächst einmal die förmliche Anrede«, schlug er vor. »Und damit muss ich dir gleich etwas gestehen, Chandra.«
    Jetzt kommt’s , dachte sie. Dreimal geschieden, zum vierten Mal verheiratet, acht unmündige Kinder sowie vier Schwiegermütter .
    Julian wirkte tatsächlich verlegen. »Also  ...ich bin nicht mehr sehr erfahren in diesen Dingen. Ich war in den letzten Jahren mit meiner Arbeit verheiratet, weil ich Karriere machen wollte. Ab und zu hatte ich mal eine kurze Beziehung, aber das war nie etwas Ernstes. Deshalb war ich sehr aufgeregt, als du mich eingeladen hast. Ich meine, du bist eine sehr welterfahrene, gewandte und schöne Frau...«
    »Uh«, unterbrach sie ihn und spürte, dass sie rot wurde. »Langsam, mein Lieber. Ich hatte auch schon lange keine Verabredung mehr, und meine letzten Beziehungen sind alle gescheitert, weil ich einem anderen hinterhergetrauert habe.«
    »Ich weiß«, sagte er. »Diesem Mann von der Erde.«
    »Woher weißt du...«, fuhr sie auf, und er grinste schelmisch.
    »Denkst du, ich informiere mich nicht über meine Geschäftspartner? Warum interessierst du dich auf einmal so sehr für die Raumfahrt?«
    Sie schwieg ertappt. Julian beugte sich vor und ergriff ihre Hand, was einen elektrisierten Schauer in ihr auslöste.
    »Wir sind uns sehr ähnlich. Ich hätte auch Interesse an einem Flug zur Erde. Dort gibt es immer noch Technik-Hinterlassenschaften, die wir nutzen könnten. Denkst du, äh, es könnte uns gemeinsam gelingen?«
    Sie sah ihn verwirrt an. »Das geht ein bisschen schnell, findest du nicht?«
    »Ich möchte nur nichts verpassen«, erwiderte er. »Meine Zeit ist leider sehr begrenzt und deine auch. Ich bin leider nicht sehr erfahren, deshalb komme ich lieber gleich direkt auf den Punkt.« Er zögerte einen Moment, dann fragte er schüchtern: »Oder läuft da noch was zwischen dir und...«
    »Matt Drax? Nein. Das ist lange vorbei und inzwischen bin ich auch darüber weg. Um deine Frage zu beantworten: Ich habe die Erde studiert und war doch nie dort. Es klingt ein bisschen  ...seltsam angesichts der Situation, auf die wir gerade zusteuern, ich weiß. Aber ich will meinen Traum nicht aufgeben.«
    »Gute Einstellung!«, lobte Julian erleichtert und hob das Glas. »Dann sollten wir...«
    Ein lautes Poltern unterbrach ihn und sie wandten sich um. Von einem Nebentisch war ein Mann aufgesprungen und fing an, alles in Reichweite zu packen und zu Boden zu schleudern. Dazu schrie er unzusammenhängende, großteils unverständliche Worte.
    »Da hat wohl einer zu viel getrunken«, bemerkte Julian.
    »Ich weiß nicht...«, sagte Chandra nachdenklich. Der Mann schien ein anderes Problem als einen zu hohen Alkoholpegel zu haben. Er tobte wie ein Wahnsinniger, schlug alles kurz und klein, und dann griff er die Gäste an. Ging mit zu Klauen verkrümmten Händen auf sie los, bespuckte und beschimpfte sie als »Dämonen«.
    Endlich kamen Ordnungskräfte. Vier starke Männer waren nötig, um den Tobenden zur Ruhe zu bringen.
    »Das wird euch nichts helfen!«, schrie er, während er sich vergeblich gegen die Klammergriffe wehrte. »Er wird euch alle kriegen, jeden ohne Ausnahme, es gibt kein Entkommen! Die Dämonen sind nur die Vorhut!«
    Die Männer des Ordnungsdienstes zerrten ihn in Richtung Ausgang. Schlagartig kam er zur Ruhe, wurde völlig friedlich und ging blöde lächelnd und ohne ein weiteres Wort mit den Ordnungskräften mit.
    Einige der angegriffenen Gäste gingen ebenfalls, weil sie verletzt waren und draußen

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