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314 - Exodus

314 - Exodus

Titel: 314 - Exodus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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gehen?«
    Steintrieb sah nun doch von seiner Arbeit auf. »Klar geh ich! Die Chance kann ich mir nicht entgehen lassen! In Atlantis wimmelt’s von supernützlichem Kram. Ich schaff’s schon irgendwie, die Zukunft zu euren Gunsten zu verbiegen.«
    »Das wäre großartig«, sagte Matt, doch nachdem schon die Zeitreise der Hydriten ohne Folgen geblieben war, glaubte er nicht mehr so recht daran. Die Zeit war so ein vielschichtiges und kompliziertes Konstrukt, dass man ihr mit Logik nicht beikommen konnte.
    Aber wie hieß es so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wenn es eine Person gab, der er die Energie und das Wissen zutraute, an der Schicksalsschraube zu drehen, dann war es Meinhart Steintrieb. Der Retrologe hatte schon oft Wege gefunden, wo andere aufgegeben hätten. Sein technischer Einfallsreichtum schien grenzenlos.
    Matt stand auf und sah Xij an. »Und du? Willst du nicht auch lieber gehen? Du könntest sicher noch mehr erreichen als alle anderen, indem du dank deiner hydritischen Wurzeln in andere Körper wechselst, um die Zeitlinie zu verändern.«
    Xij schüttelte den Kopf. Eine blonde Haarsträhne rutschte vor eins ihrer Augen. »Wir wissen nicht sicher, ob das noch funktioniert.«
    »Warum sollte es nicht gehen? Du bist auch in den neuen Klonkörper in Gilam’esh’gad übergewechselt. Natürlich schaffst du das.« Er schluckte. »Wenn du hier bleibst, wird es vielleicht keine Erde mehr geben, auf der du leben kannst. Egal, in welcher Form.«
    Sie hielt seinem Blick stand. »Ich bleibe bei dir, Matt. Bis zuletzt.« Ihre Worte klangen wie ein dunkles Versprechen.
    ***
    »Noch eine Eisspalte. Verdammt!« Rulfan sah mit dem Feldstecher durch die ersten wirbelnden Schneeflocken. »Wir müssen mindestens einen halben Kilometer Umweg in Kauf nehmen, bevor die Spalte so eng wird, dass ein Sprung möglich ist.«
    Aruula antwortete nicht. Natürlich nicht. Ihr ewiges Schweigen reizte ihn bis aufs Blut. Er fuhr zu ihr herum. »Hörst du mich überhaupt, Aruula? Oder bist du taub?«
    Die Wut in ihm wurde größer, sie erschien ihm wie eine Lawine, die einen Berg hinunterrollte und dabei seinen Verstand unter sich begrub. Ihm gefiel nichts, was ihn umgab. Nicht der Sturm, nicht dieser verdammte schwarze Himmel mit seinen tausend unsichtbaren Augen, und schon gar nicht die Barbarin vor ihm. Er ging schneller, griff fest in Aruulas Pelzkleidung. »Rede, verdammt! Rede mit mir! Ich will endlich eine Reaktion von dir!« Seine andere Hand schloss sich zur Faust, als wollte er sie schlagen.
    Aruula sah ihn nur an, ein spöttisches Lächeln spielte um ihre Lippen. Rulfan ließ sie los, erschrocken über seinen Ausbruch. Er wischte sich mit der Hand über die schweißnasse Stirn. Wie konnte er trotz der Kälte so schwitzen? Die Temperatur lag unter minus zwanzig Grad, und sie sank beständig. Hatte er Fieber?
    »Komm weiter.« Er stapfte vorwärts. Aruula folgte ihm. Sie kämpften gegen den Wind, erreichten nach einer gefühlten Ewigkeit eine Enge in der Spalte, die kaum einen Meter maß.
    Rulfan sprang zuerst. Er sah zu Aruula zurück und fürchtete, sie würde ihm nicht folgen, doch die Kriegerin machte einen Satz von gut fünf Metern und landete noch vor ihm.
    Schweigend ging er hinter ihr her. Es war ihm lieber, wenn sie voranging, dann konnte er sie besser im Auge behalten. Seine Hand berührte immer wieder die Laserpistole, um sich zu versichern, dass er sie im Notfall schnell genug ziehen konnte. Diese Reise mit Aruula war ein Albtraum.
    Er dachte an Myrial und seine Söhne. Hoffentlich drehten in Euree nicht auch die Menschen durch, so wie Aruula. Wenn alle telepathisch Begabten ähnlich reagierten, konnte das übel ausgehen. Was, wenn die Menschen überall auf der Welt aufeinander losgingen, noch ehe das Ende kam?
    In dunkle Gedanken versunken, stapfte er gegen die Vorboten des Sturms an. Er blieb stehen, als sich vor ihnen aus dem aufgewirbelten Schneenebel eine massige Gestalt schälte. Hastig zog er die Waffe. »Aruula! Zur Seite!«
    Aruula reagierte nicht. Keine zehn Meter vor ihr näherte sich ein Barschbeißer! Rulfan kannte die Wesen nur aus Matts und Aruulas Erzählungen. Er schluckte trocken, als die Kreatur näher kam und er das ganze Ausmaß ihrer Vernichtungskraft erkannte. Bei den Gorillas in Afra hatte sich Rulfan oft klein und unbedeutend gefühlt, wenn er ihre Majestät und ihre kraftvollen Muskeln betrachtet hatte. Der Barschbeißer löste ähnliche Gefühle in ihm aus.
    Im Vergleich zu diesem

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