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314 - Exodus

314 - Exodus

Titel: 314 - Exodus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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das Schiff so stark ab?« Aruula drehte sich nach ihm um und spürte dabei, wie steif ihre Muskeln waren. Ihr Hinterteil fühlte sich an, als hätte sie zu lange auf einem Horsay gesessen. Obwohl Rulfan die Gondel im Vergleich zum ehemaligen Ein-Mann-Zeppelin erweitert hatte, gab es fast keinen Raum, sich ausreichend zu bewegen. Sie konnte sitzen und sich zum Schlafen durch das Zurückstellen der Lehne hinlegen. Viel mehr ging nicht. Ihre Sitzfläche ragte leicht hinter die Rulfans und flankierte sie auf der linken Seite. Auf der Rechten befand sich eine ganz ähnliche Gondelerweiterung, die im Notfall eine dritte Person beherbergen konnte, aber keine Sitzfläche besaß. Zurzeit befand sich darin ihre Ausrüstung, inklusive zusätzlicher warmer Thermokleidung und Restverpflegung aus der Wolkenstadt.
    »Wir haben zu wenig Traggas«, erwiderte der Albino. »Unsere Vorratsflaschen sind leer. Am besten versuchen wir welches zu kaufen oder zu tauschen. Du hast ja erzählt, hier gäbe es Menschen, die einigermaßen zivilisiert sind und sogar Englisch sprechen.«
    Aruula unterdrückte ihren Ärger. Ihr wäre es lieber gewesen, gleich weiterzufliegen, um zum Flächenräumer vorzustoßen. Jede Landung war gefährlich und konnte in einem Desaster enden. Doch sie konnte Rulfan keinen Vorwurf machen. Er tat im Gegenteil alles, damit sie so schnell wie möglich vorankamen. Das Gas aus Afra war minderwertig und verbrannte viel schneller, das hatten sie schon festgestellt. Wenn es nun verbraucht war, konnte Rulfan nichts dafür.
    Sonnenlicht tauchte das Meer vor ihnen in glitzernde Pracht. Aruula machte einen schmalen grünen Streifen aus. Ein vertrautes Gefühl stieg in ihr auf. Sie senkte den Kopf und lauschte. Von ganz weit her empfing sie schwache Stimmen. Dort unten wogte im Wasser ein Wald aus rotbraunen Bäumen, der ein eigenes Bewusstsein besaß! Die Einwohner auf der anderen Seite des Pols nannten die Sammelintelligenz Dentrillen.
    Bei ihrer ersten Ankunft mussten Matt und sie einem ähnlichen Wald von vielen Kilometern Länge mit ihrer Transportqualle ausweichen. Mit dem Luftschiff konnten sie und Rulfan das Hindernis überfliegen. Ob dieser Wald mit dem auf der anderen Seite der Antakis in Verbindung stand? Unwahrscheinlich. Die Entfernung war viel zu groß.
    Aruula wollte eben ihren Lauschsinn von den Dentrillen fortlenken, als sie etwas anderes spürte. Woher es kam, ließ sich nicht eindeutig bestimmen. Es streifte ihre Seele wie ein kalter Hauch und ließ Frost zurück.
    Aruula hatte mit einem Mal das Gefühl, dass eine Gefahr in den Tiefen lauerte. Sie schüttelte den Kopf und zwang sich, ihren Geist ganz auf die Gegenwart zu konzentrieren. Was auch immer in der Tiefe drohte, in dieser Höhe konnte es ihnen nichts anhaben.
    Um sich abzulenken, griff sie nach einem Feldstecher, der im Fach zu ihren Knien lag, und hob ihn an die Augen. »Wenn auf diesen Inseln Menschen wohnen, müssten Felder in Sicht kommen.« Mit Magenknurren dachte sie an die vielen fremden Früchte, die sie hier kennengelernt hatte, bei der Familie Rozhkoi, die sie damals aufnahm.
    »Das ist nicht Wilkesland. Es ist nicht sicher, ob diese Gegend überhaupt bewohnt ist«, wandte Rulfan ein, der eine längst veraltete Karte studierte. »Wir sind noch mehrere Hundert Kilometer von dem Ballungszentrum entfernt, von dem du berichtet hast. Das da vorn muss laut unserem Kompass Enderbyland sein. Den Südpol zumindest haben wir erreicht.«
    Aruula hörte die Erleichterung in seiner Stimme. Der endlos erscheinende Weg über das Meer lag hinter ihnen. Die JUEFAAN hatte auf ihrem Jungfernflug ihre Qualitäten unter Beweis gestellt; die Trieb- und Leitwerke arbeiteten noch immer tadellos.
    Obwohl auch Aruula sich über das näher rückende Land freute, konnte sie ihre Sorgen nicht vergessen. Der Streiter war auf dem Weg zur Erde und Maddrax brauchte einmal mehr ihre Hilfe – die er vielleicht nicht einmal würdigen würde.
    Sie passierten den Übergang zum Land. Unter ihnen wuchsen violett schillernde Pflanzen, gefolgt von weiten grünbraunen Flächen. Es herrschte antarktischer Sommer, wohin sie blickte. Mit dem Feldstecher machte Aruula verschiedene Inseln aus. Spuren von Ackerbau oder andere Hinweise auf Bewohner sah sie nicht. Dafür erkannte sie einige winzige Punkte, die wie ein Rudel größerer Tiere wirkten. Vielleicht waren es Barschbeißer. Diese garstigen Kreaturen mit den Fischköpfen schienen sich über den gesamten Pol verteilt zu

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