Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
315 - Apokalypse

315 - Apokalypse

Titel: 315 - Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
nach.
    Chöpal brachte die durchgedrehten Agarther und die zahlreichen Vorfälle der letzten Tage ganz direkt mit der Ankunft des Streiters in Verbindung. Und er scheute sich nicht zu behaupten, dass es der Streiter lediglich auf das Königreich der Welt abgesehen habe und man deshalb so schnell wie möglich fliehen müsse.
    »Dieser Vollidiot«, murmelte Lhündrub und spürte, wie er am ganzen Leib zitterte. Hauptsächlich vor Wut. »Wegen seiner scheiß Rache stürzt er das ganze Reich ins Chaos.«
    Es gab nur noch eine Möglichkeit, die Situation zu retten! Einigermaßen wenigstens...
    Lhündrub schlüpfte in aller Hast in seine Kleider und eilte zur Bahnhaltestelle Agartha-Felsengarten Nord. Er fuhr nicht mit seinem Privatzug, weil er sehen wollte, wie die öffentliche Stimmung war. Es herrschte immer viel Betrieb um diese Zeit. Aber noch schien alles normal zu sein. Chöpals Worte würden ihre verheerende Wirkung wohl erst in einigen Stunden entfalten. Vielleicht ließ sich das Unglück ja doch noch aufhalten.
    Lhündrub enterte den soeben eingefahrenen Langzug der Linie AG 4 in Richtung Zentrum der Welt . Angespannt starrte er auf die beleuchteten Häuseransammlungen, die förmlich vorbeizuschießen schienen. Als der Zug bei Felsengarten Süd langsam über eine Hochtrasse fuhr, bemerkte er weit unter sich Unruhe vor dem Nachtclub »Drölma«. Menschen drängten daraus hervor und rannten nach allen Richtungen davon.
    Das Drölma hat öffentliches TV, ging es ihm durch den Kopf. Die Gäste haben Chöpals Geschwätz sicher gehört. Die Panik fängt also bereits an. Dieser Mistkerl...
    Der Zug fuhr durch lange Tunnel und an tiefen Abgründen vorbei. Nach einigen Minuten rauschte er in eine gigantische, ebenfalls mit Nachtbeleuchtung versehene Felsenkathedrale, dem Stadtteil Agartha-Stadt. Dessen Boden war auf über zwei Quadratkilometern mit kastenförmigen Gebäuden aller möglichen Größen und berauschender goldener Pracht bedeckt. Dazwischen erstreckten sich Garten- und Grünanlagen. Auf Laufbändern ließen sich zahlreiche Menschen die Straßen entlang transportieren oder sie benutzten das System kleiner Gondeln, das teilweise straßenunabhängig die komplette Stadt in fünf Metern Höhe durchzog. Der riesenhafte Palast, der – inklusive der weitläufigen Parkanlagen mit den halbrunden Wasserkanälen – von der Fläche her mindestens ein Drittel der Stadt einnahm, toppte aber alles andere.
    Lange nicht mehr hatte Lhündrub seine Umgebung so intensiv gemustert, ihre Schönheiten auf sich wirken lassen. Und das sollte bald alles zerstört sein? Irgendwie kam ihm das irreal vor, nicht richtig greifbar. Vor allem, weil alles so friedlich war und seinen seit Jahrtausenden gewohnten Gang nahm.
    Vor dem Königspalast, dem Zentrum der Welt , stieg Lhündrub aus. Kurze Zeit später stand er hinter Lobsang Champa. Der König saß, in eine blaue Robe gekleidet, im Schneidersitz vor einem kleinen Buddha-Altar in einem ansonsten kahlen Nebenraum. Kerzen brannten, es roch intensiv nach Weihrauch.
    »Was willst du?«, fragte Champa unwillig. »Siehst du nicht, dass du mich beim Beten störst?« Er erhob sich.
    »Das hat Zeit«, gab Lhündrub hastig zurück. »Chöpal, dieses Stück Yaakscheiße, hat die Öffentlichkeit in ›Frage und Antwort‹ über den Streiter informiert. Wenn wir eine Panik noch verhindern wollen, musst du sofort zum Volk sprechen und es beruhigen, indem du Chöpals Worte dementierst und ihn als Irren darstellst. Vorsichtshalber würde ich ihn auch gleich noch verhaften und wegsperren lassen.«
    Der König musterte ihn wortlos.
    »Was ist, Lobsang? Nun mach schon, es eilt.«
    Lobsang Champa lächelte plötzlich. »Ich gehe nirgendwo mehr hin, mein Freund. Es wäre zwecklos. Ich kann nichts mehr tun, als mich auf den Eingang ins Samsara vorzubereiten.«
    »Was...?« Lhündrub starrte den König mit offenem Mund an.
    »Wer weiß, wie lange ich noch im Rad des leidvollen Lebens verbringen muss, bevor ich ins erlösende Nirvaana eingehen kann. Und wenn ich im nächsten Leben zumindest wieder König werden will, darf ich in diesem Leben keine Schuld mehr auf mich laden. Schon gar keine, die mit dem Tod Anderer verbunden ist.«
    »Das... ist nicht dein Ernst«, flüsterte Lhündrub.
    »Doch, das ist es. Und du solltest das Gleiche tun, mein Freund.«
    »Einen Scheiß werde ich.« Der Große Rat musste sich bezähmen, um dem König nicht an die Gurgel zu gehen. »Du bist ja vollkommen irre, Lobsang. Wenn du

Weitere Kostenlose Bücher