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315 - Apokalypse

315 - Apokalypse

Titel: 315 - Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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nichts tust, dann werde ich als Vizekönig das eben regeln.« Er spuckte aus.
    Lobsang Champa lächelte, legte die Hände gegeneinander und machte eine kleine Verbeugung. »Du solltest im Angesicht des nahen Endes ebenfalls gelassener sein, mein Freund.«
    Lhündrub verschwendete kein weiteres Wort an den Feigling. Er drehte sich um und fuhr mit einem der Glasaufzüge in die Katakomben des Palastes. Dort nahm er eine der Privatbahnen und ließ sich nach Agartha-Wasserspiele fahren. Der von hohen Steinmauern eingefriedete Stadtteil, in dem Agartha-TV seinen Sitz hatte, lag auf einer leicht ansteigenden Felsenebene gegenüber dem Palast und gewährte von bestimmten Punkten aus wunderbare Ausblicke auf das Zentrum der Welt . Einige verliebte Pärchen waren unterwegs und genossen das Panorama.
    Das alles interessierte Lhündrub im Moment nicht. Als Großer Rat kam er überall hinein. Er passierte die Sicherheitsschleuse und fuhr mit einem Aufzug hoch in das neunzehnstöckige Gebäude, das den Felsen krönte. Agartha-TV hatte die drei oberen Etagen belegt.
    Die Aufzugstür öffnete sich. Lhündrub betrat ein Wespennest. Es herrschte viel mehr Hektik als sonst, zudem sah er überall Grüppchen zusammenstehen und aufgeregt tuscheln. Das machte ihn noch wütender. Er wusste, wo das Büro der Sendeleitung war, und ging schnurstracks dorthin.
    Reporter von Agartha-TV erkannten ihn, bildeten eine Traube um ihn und stoppten sein Vorwärtskommen. Die Menge wurde immer größer. Lhündrub blickte auf Mikrofone und in panikerfüllte Gesichter dahinter.
    »Was tut die Regierung gegen diesen Streiter, Vizekönig Lhündrub?« – »Warum wurden wir bisher nicht von dieser unermesslichen Gefahr informiert?« – »Was verschweigt uns die Regierung noch?«
    Die Fragen prasselten nur so auf ihn ein. Lhündrub hob die Arme. »Ruhe!«, brüllte er. »Lasst mich zur Sendeleitung durch. Ich muss zum Volk sprechen, bevor Chöpals dreiste Lügen Wirkung zeigen.«
    »Er hat also gelogen? Warum? Chöpal ist noch im Haus. Willst du selbst mit ihm sprechen?«
    »Nein. Die Ansprache an das Volk ist wichtiger!«
    »Da ist Chöpal! Lasst ihn durch zum Vizekönig!«
    Eine Gasse entstand. Der Chefwissenschaftler wurde förmlich auf Lhündrub zugeschoben. Chöpal starrte ihn feindselig an.
    »Was hast du nur angerichtet, du verantwortungsloses Schwein«, donnerte Lhündrub los. »Dafür werden wir dich hart bestrafen. Zehn Jahre Gefängnis sind das Mindes-«
    Plötzlich hatte Chöpal eine Pistole in der Hand. Er richtete sie auf Lhündrubs Gesicht. Der Vizekönig hob abwehrend die Hände und wollte zurückweichen. »Nein, nicht...«
    Wortlos zog Chöpal durch. Der Schuss krachte überlaut und mischte sich mit lauten schrillen Schreien. Die Kugel stanzte ein kleines rotes Loch in Lhündrubs Stirn. Als der Große Rat auf dem Boden aufschlug, war er bereits tot.
    ***
    Im Flächenräumer
    Matt Drax hüllte die bewusstlose Xij in seine Jacke, sammelte ihre Kleider auf, nahm sie auf die Arme und trug sie in die »Zentrale« zurück. Dabei achtete er auf jedes kleine Anzeichen beginnender Körperspannung. Möglicherweise würde Xij ihn sofort wieder angreifen, wenn sie erwachte.
    Nein, nicht Xij, sondern Manil’bud! Ihm war völlig klar, dass auch das plötzliche Auftauchen des Urbewusstseins aus Xijs mentalen Abgründen in direktem Zusammenhang mit dem Streiter stehen musste.
    Nach Grao, Vogler und den beiden Hydriten also der nächste Problemfall.
    Kurz musste er an die beiden Marsianer denken. Clarice Braxton war Vogler in die Eiswüste gefolgt; beide waren noch nicht zurück. Mittlerweile musste man davon ausgehen, dass sie erfroren waren.
    Und Grao? Wo war der Daa’mure abgeblieben? Die Liege, auf der sie ihn eingefroren hatten, war leer. Er war wohl kaum nach draußen geflohen, also hielt er sich irgendwo im Flächenräumer auf.
    Xij erwachte vorerst nicht. Sein Schlag hatte perfekt gesessen. Unbehelligt lief Matt mit ihr im Arm den äußeren Ring entlang. Glücklicherweise war die junge Frau ein Leichtgewicht.
    Als sie die Zieloptik erreichten, erkannte Matt, was mit Grao geschehen war. Miki Takeo hatte den bewusstlosen Daa’muren mit bionetischen Strängen gefesselt und stand aufrecht neben ihm. Er sagte kein Wort. Dafür deutete er mit ausgestrecktem Arm auf die Zieloptik.
    Matts Blick wanderte ebenfalls dorthin. »Shit...«, flüsterte er. Das Bild zerstörte die letzte kleine Hoffnung, dass es den Streiter vielleicht doch erwischt haben könnte,

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