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315 - Apokalypse

315 - Apokalypse

Titel: 315 - Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Wendoo hat seine Sturmgeister auf uns losgelassen, aber mit Wudans Hilfe werden wir ihn bezwingen!«
    Rulfan verstand den Sinn ihrer Worte nicht. »Was?«, brüllte er.
    »Wudans Gabe des Lauschens weist mir den Weg!«, gab Aruula zurück, und Rulfan verstand. Sie schien die Gedanken der Flächenräumer-Besatzung orten zu können. Kein Wunder, wenn sich Matt Drax unter ihnen befand – zu ihm hatte sie in den Jahren eine besondere Verbindung aufgebaut.
    »Wenn du zu schwach bist, gehe ich alleine weiter!«, rief Aruula gegen den Sturm an und wandte sich tatsächlich von ihm ab.
    Rulfan fluchte innerlich. Aruulas Verhalten war nicht normal, seit sie auf dem sechsten Kontinent – der Antarktis – angekommen waren. Die Nähe des Streiters beeinflusste sie, hatte sie schon zur Berserkerin gemacht, als Russen sie ausrauben wollten.
    Aruula und er waren mit dem Zweimann-Zeppelin JUEFAAN hierher an den Südpol geflogen, um Matt vor den Machenschaften des Daa’muren Grao’sil’aana zu warnen. Keinen Kilometer vom Flächenräumer entfernt waren sie im aufkommenden Sturm abgestürzt. Und irrten seit Stunden über das Eis, immer wieder dem Geflecht großer und kleiner Eisspalten ausweichend, die den Flächenräumer weitläufig umgaben. Kein Wunder, dass er mittlerweile nur noch wusste, wo oben und unten war.
    Rulfan starrte seiner Begleiterin hinterher, während auch er sich wieder in Bewegung setzte. Vor etwa drei Stunden schien die Beeinflussung durch den Streiter plötzlich nachgelassen zu haben, warum auch immer. Aruula war wieder sie selbst gewesen. Doch ihre letzten Worte und bösen Blicke kündeten davon, dass diese Phase wohl vorbei war.
    Aruula stapfte weiter, ohne sich noch einmal nach ihm umzusehen. Rulfan musste sich sputen, um den Anschluss zu halten. Verlor er sie aus den Augen, war er verloren! Aber wenigstens funktionierte ihr Lauschsinn einwandfrei: Nachdem sie zwei weitere Felsspalten an passierbaren Stellen gequert hatten, standen sie plötzlich vor einer riesigen Eismulde... in der unter einer Schneeschicht der jetzt freigelegte Flächenräumer zu erkennen war.
    Doch noch bevor Rulfan seiner Erleichterung Ausdruck verleihen konnte, tauchte aus dem Schneetreiben ein mächtiger Schatten vor ihnen auf. Aruula zog blitzschnell ihr Schwert, Rulfan die Pistole, die er in der Manteltasche griffbereit bei sich trug. Beide schienen sie den gleichen Gedanken zu haben: Barschbeißer!
    Aber der Schatten entpuppte sich nicht als eine der furchtbaren Bestien aus einer fernen Zukunft, sondern als Mensch. Genauer noch, als Marsianer!
    Der über zwei Meter große, hagere Vogler stand vor ihnen und starrte sie aus blutunterlaufenen Augen an. Sein Gesicht war von tiefen Linien zerfurcht, das rotbraune, ansonsten straff zurückgekämmte und zu einem dichten und festen Zopf geflochtene Haar hing wirr herunter. Eiskristalle glitzerten darin. Wahrscheinlich war es bretthart, denn kein Schutz umgab seinen Kopf.
    Der Baumsprecher war vollkommen fertig. Rulfan empfand es als Wunder, dass der Marsianer überhaupt noch lebte. Sie traten an ihn heran.
    »Was machst du hier, Vogler?«, fragte Aruula scharf.
    »Alle sind tot«, krächzte der Marsianer und zitterte plötzlich stark. »Alle. Auch Clarice. Alle sind tot, tot...«
    Rulfan durchfuhr es siedend heiß. Einen Moment drehte sich die ganze Welt um ihn. »Alle? Auch Matt?«
    Aruula schüttelte den Kopf. Das kann nicht sein – ich spüre ihn doch, sollte das wohl heißen. Oder war es Voglers Präsenz gewesen, der sie gefolgt war?
    »Alle sind tot. Matt... Clarice...« Vogler sah mit halb geöffnetem Mund zu der schräg verlaufenden Eisspalte, die sich knapp hinter ihm öffnete, aber wohl kein Hindernis zum Flächenräumer hin mehr darstellte. »Clarice liegt in ihrem eisigen Grab...«
    Rulfan hastete zum Rand der Eisspalte und schaute hinab. Sie war nicht sehr tief an dieser Stelle, zehn Meter vielleicht. Auf dem Grund sah er etwas Dunkles liegen, bereits halb eingeschneit und verkrümmt.
    Ein Mensch!
    Nein, eine Marsianerin! Der sehr schlanke, lang gewachsene Körper, der unter dem langsam dicker werdenden weißen Leichentuch nur noch ansatzweise zu erkennen war, verriet ihre Herkunft.
    Rulfan schluckte verbittert und zog sich gleichzeitig wieder vom Rand der Spalte zurück. »Wie lange liegt sie schon dort unten?«, brüllte er zu Vogler hinüber. »Was ist passiert? Ist sie abgestürzt?«
    »Abgestürzt, ja.« Der Waldmann vom Mars kam näher.
    »Und wie?«
    Vogler riss

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