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315 - Apokalypse

315 - Apokalypse

Titel: 315 - Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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unterwegs zum Südpol. Wenn Myrial auch ein eher zwiespältiges Verhältnis zu Juefaan an den Tag legte, so hatte sich Turner des schmalen zehnjährigen Bürschchens mit der milchweißen Haut, den langen schwarzen Haaren und grünen Augen umso lieber angenommen. Denn Juefaan war ein Kämpfer wie sein Vater, zwar noch lange nicht so erfahren, aber genauso mutig wie er. »Einer von meiner Kragenweite, ein Waffenbruder«, wie der rothaarige, sommersprossige Turner großspurig zu sagen pflegte.
    Heute befand sich der kleine Ausbildungstrupp in den Wäldern unterhalb Canduly Castles.
    »Habt ihr genau zugesehen, was ich gerade gemacht habe, Jungs?«, fragte Huul, steckte die Schwertspitze in den Schnee, legte die Hände über den Knauf und stützte sich lässig auf den Stahl.
    »Klar haben wir das«, erwiderte Turner und zog seinen Mantel aus Bärenfell vor der Brust zusammen. Tiefschwarze Wolken hingen am Himmel, es war empfindlich kalt. Der Nordwind pfiff über sie hinweg, in einigen Stunden würde es wieder schneien. »Jede Bewegung hab ich gesehen. Du bist wirklich gut, Hauptmann Huul.«
    Der Celtic-Führer grinste erneut und strich sich mit den Fingern durch die langen dünnen, strähnigen Haare. »Mal sehen, wie gut ihr seid. Stellt euch vor, das da hinter mir wäre eine Taratze, die ich angegriffen habe. Hinüber ist sie, das ist mal klar, aber welchen Fehler hab ich beim Angriff gemacht?«
    Turner und Juefaan, die trotz des Altersunterschieds fast gleich groß waren, der Junge von den Dreizehn Inseln allerdings nur halb so breit, sahen sich kurz an. Juefaans Augen leuchteten. Aber er wollte Turner den Vortritt lassen.
    »Nun, äh, weiß nicht«, antwortete Turner verlegen. »Für mich hast du alles richtig gemacht, Hauptmann.«
    »Hab ich das, ja? Und was meinst du, Milchhaut?«
    Juefaan sah Turner fast entschuldigend an. Als er kurz lächelte, legte auch er eine Zahnlücke frei. Allerdings eine, die sich wieder füllen würde, denn der Junge besaß noch zahlreiche Milchzähne, die gerade nach und nach ausgingen.
    »Na, sag schon«, brummte Turner. »Ich reiß dir deswegen nicht den Arsch auf.«
    »Du hast auf den Sack geschlagen , Hauptmann«, legte Juefaan los. »Aruula, unsere Königin, und die Erste Kriegerin Dykestraa sind die besten Schwertkämpferinnen unseres Volkes. Und die sagen immer, dass man seine Feinde nicht schlagen, sondern abstechen soll.«
    Huul kicherte. »Kluge Wooms. Haben dir genau das Richtige erzählt, Milchhaut.« Er schaute von oben herab in die Runde. »Wenn ihr die Gelegenheit dazu habt, schlagt euren Gegner nicht mit dem Schwert, sondern stecht ihn ab. Eine geschlagene Wunde, egal mit welcher Wucht beigebracht, ist oft nicht tödlich, weil die lebenswichtigen Organe durch Schilde oder dicke Kleidung oder die Knochen oder durch alles zusammen geschützt sind. Ein Stich hingegen ist an der richtigen Stelle bereits tödlich, auch wenn er nur eine Fingerlänge in den Körper geht. Versteht ihr das, ihr Frischlinge?«
    »Hab ich kapiert«, behauptete Turner. »Können wir das nochmal üben?«
    Huul schaute zum Himmel hoch. »Bevor das Unwetter losbricht, möchte ich wieder auf Stuart Castle sein. Deswegen zeige ich euch nur noch kurz was Neues, dann machen wir Schluss.«
    »Du könntest doch hier übernachten«, schlug Juefaan vor.
    »Geht nicht, nein. Ich muss morgen noch was für den König erledigen.«
    »Der König geht immer vor«, erwiderte Rulfans Sohn altklug. »Und was machen wir noch?«
    »Springen vom Baum auf den Feind und richtiges Abmurksen, damit er keinen Laut mehr von sich geben kann.«
    Huul erklomm geschickt einen Baum, kauerte sich auf den untersten Ast, hielt seinen Schülern einen kurzen Vortrag und sprang dann auf den unten durchgehenden Turner herunter. Er warf ihn nicht etwa in den Schnee, sondern landete knapp hinter ihm und zog ihm sofort ein imaginäres Messer über die Kehle.
    »Wenn ihr euren Gegner erst zu Boden werft, kommt ihr nicht sofort an seinen Hals heran und er kann sich wehren, vor allem, wenn er stärker ist als ihr. Deswegen besser so, aber da ist einiges Geschick nötig. Wenn ihr ihn aber gut erwischt, macht der keinen Mucks mehr. – Und jetzt klettert ihr beide auf den Baum und ich komme gelaufen, klar?«
    Turner grinste seinen »Waffenbruder« an. »Na, Milchhaut, was meinst du, kommst du überhaupt da hoch?«
    Juefaan grinste breit. In seinen grünen Augen funkelte es. »Ich bin schon bei Sturm und hohen Wellen in den Ausguck von dem Schiff

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