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316 - Die Pest in Venedig

316 - Die Pest in Venedig

Titel: 316 - Die Pest in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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auf die Kutte in seinen Händen. »Zieh sie wieder über. Vielleicht müssen wir uns trennen.«
    Matt schüttelte den Kopf, tat aber, was sie sagte, um nicht aufzufallen. »Wir trennen uns nicht. Komm!« Er zog sie weiter, zu einem Pulk von gut fünfzig Menschen. Akrobaten und Gaukler boten eine beeindruckende Show im Licht eines nahen Feuers. Während die Akrobaten eine menschliche Pyramide bildeten, schlugen die Gaukler Räder um das Gebilde und warfen bunte Keulen.
    Mehrere Zuschauer drehten sich trotz der Darbietung zu ihnen um und begannen zu tuscheln. Ihre Atempause dauerte nicht lange. Zu allem Überfluss überragte Matt die meisten Menschen hier. Er stach selbst aus dem Gedränge hervor. Neben sich sah er Xij beim Laufen leicht in die Knie gehen und tat es ihr in gebückter Haltung nach.
    »Weiter.« Xij lotste ihn zielstrebig in eine kleine Gasse, dann über eine hölzerne Brücke. Die Geräusche des Marktes verklangen hinter ihnen.
    Matt drehte sich im Laufen um. Von ihren Verfolgern war nichts zu sehen. »Wir haben sie abgehängt. Suchen wir uns ein Versteck.«
    »Einverstanden. Wo ist eigentlich Grao?«
    Matt hob die Schultern. »Er wollte dich auf eigene Faust suchen. Ich vermute allerdings viel mehr, dass er versuchen wird, allein durch die Zeitblase zurückzugehen.«
    »Funktioniert das denn?«
    »Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher. Damals beim Zeitsprung aus Frisco zurück war es nicht möglich. Aber diese Zeitblase ist anders. Vielleicht kam er doch durch. Wir werden es merken, wenn er nicht am Treffpunkt auftaucht – morgen früh an der Stelle, wo wir an Land kamen.«
    »Und was machen wir?« Xij führte ihn über eine andere Brücke in eine reichere Gegend. »Werden wir auch zurückkehren?«
    »Das wäre vielleicht das Beste. Was können wir in dieser Epoche schon am Flächenräumer aus-« Er hörte ein Geräusch über sich und sah hoch. Mehrere dunkle Schatten senkten sich aus der Luft auf sie herab. Ihre Konturen verflossen mit den Nachtwolken. Was zur Hölle war das? »Lauf!«
    Xijs Augen weiteten sich entsetzt. Sie fuhren herum und rannten los. Matt schaffte zehn Schritte, ehe sich etwas auf ihn warf. Ein schwerer Körper presste ihn zu Boden. Neben sich hörte er Xij aufschreien. Ein kurzer Blick zeigte einen geflügelten Schatten, der sie auf das Holz der Brücke presste. Drachengleiter? Unmöglich.
    Verwirrt und wütend über den Angriff wollte er sich umdrehen. Da packte ein weiteres Wesen seinen Kopf und hielt ihm ein Tuch vor die Nase. Beißender Gestank ließ Matt die Sinne schwinden. Angst stieg in ihm auf. Wenn er sich nicht sofort befreite, war alles zu spät.
    Er stieß den Ellbogen zurück und rammte ihn dem Angreifer in den Leib. Das Gewicht blieb, das Wesen zuckte kaum unter dem Stoß. Der Körper des Gegners fühlte sich hart und muskulös an. Mit aller Kraft versuchte Matt, sich zu befreien, bei Bewusstsein zu bleiben. Aber er konnte nicht verhindern, dass die Welt um ihn her im Nichts versank.
    ***
    In einer anderen Zeit
    Quart’ol ging an den auf einer Plattform stehenden Käfigen auf und ab. Gut hundert Ratten steckten darin, verteilt auf mehrere Quadratmeter und Ebenen. Die Käfige nahmen gut zwei Drittel des Raums ein, sie überragten Quart’ols Scheitelkamm.
    »Die Stunde der Wahrheit«, klackte er vor sich hin, während sich Pan’dorah einem der Käfige näherte und ein isoliertes Tier vorsichtig herausnahm. Obwohl das Virus bislang nicht nachweisbar von Ratten auf Hydriten übertragen werden konnte, trug sie dünne Bionetik-Handschuhe.
    Sein Blick fiel in ihr angespanntes Gesicht mit dem steil aufgerichteten blaugrünen Scheitelkamm. Pan’dorah war schön, eine der bezauberndsten Hydritinnen, die er je gesehen hatte. Zum ersten Mal seit Wochen konnte er sie betrachten, ohne den Stich zu fühlen, Bel’ar verloren zu haben. Er trat neben sie an einen blauen Untersuchungstisch.
    Pan’dorah ließ die Ratte in einem durchsichtigen Bionetik-Gefäß mit Fressnapf frei. »Sie ist ganz schön agil, die Süße«, schnalzte sie aufgekratzt.
    Quart’ol trat noch näher heran und bückte sich. »Sehr agil. Ich sehe keine Schwellungen mehr.«
    Trotz der Aufregung blieben Pan’dorahs Flossenhände bewundernswert ruhig, als sie nach einem fischähnlichen Gegenstand griff, den sie in den Behälter hielt und der fressenden Ratte auf den Rücken setzte. Das Messgerät saugte sich fest. Durch nur winzige Verletzungen der Haut nahm es automatisch eine Blutprobe.
    »Ich bin so

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