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316 - Die Pest in Venedig

316 - Die Pest in Venedig

Titel: 316 - Die Pest in Venedig
Autoren: Michelle Stern
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Früchte, Nährtiere und Wasser im Überfluss. Ihn dagegen sprach nichts davon an. Die Ruhe ließ seine Gedanken arbeiten. Er musste viel an den Streiter denken und daran, ob Matt es geschafft hatte, die Katastrophe zu verhindern. Ob die Welt untergegangen war?
    Am liebsten hätte er Pan’dorah und Quart’ol geholfen, um sich abzulenken. Doch er hatte überdeutlich gespürt, wie interessiert Pan’dorah an Quart’ol war. Dazwischen wollte er sich nicht drängen. Er musterte Sam’esh, der verbiestert ins Meer starte. »Stört es dich, dass Quart’ol Pan’dorah hilft?«
    Sam’esh zeigte seine spitzen Zähne. »Nicht die Muschelschale. Ich bin dankbar, endlich allein arbeiten zu können, ohne eine Hydritin hintendran, die meine Präparate am liebsten lachsfarben anmalen würde.«
    Gilam’esh blieb trotz der Worte unsicher. Seitdem Quart’ol und Pan’dorah ein Forschungsteam bildeten, wirkte Sam’esh noch unleidlicher als zu Beginn ihrer Bekanntschaft. Vielleicht konnte er zwei Tiefsee-Ko’onen mit einem Griff ernten: Sam’esh aufmuntern und sich selbst von seinen destruktiven Gedanken ablenken. »Kann ich dir vielleicht helfen?«
    Nun kam es doch dazu. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, in dieser Zeit nichts zu tun, um kein Paradoxon auszulösen. Aber wer konnte schon über Wochen und Jahre hinweg nichts tun? Jeder hinterließ seine Spuren im Sand, ob er wollte oder nicht.
    Sam’eshs Scheitelkamm verfärbte sich abwehrend. »Ich arbeite lieber allein.«
    Gilam’esh verbarg seine Enttäuschung. Eigentlich hatte er gehofft, Sam’esh würde sich über sein Angebot freuen. »Das verstehe ich. Medizinische Forschung ist ohnehin nicht meine Stärke. Ich könnte irgendwelche leichten Aufgaben übernehmen. Vielleicht auch etwas, bei dem ich eigenständig agieren kann, ohne dir im Weg zu sein.«
    Einen Moment zögerte Sam’esh. »Es wäre großartig, wenn wir mehr Proben hätten. Vielleicht kannst du noch ein oder zwei Verrecker einsammeln, damit wir die Mutation des Erregers besser verstehen.«
    Gilam’eshs Brust wurde ihm leichter. »Das klingt nach einer Aufgabe.«
    ***
    Matt schaffte es, zwei Schläge abzuwehren und den Gondoliere von sich zu schieben. Xij verpasste dem Dunkelhäutigen einen Tritt, der Matt die Zeit verschaffte, wieder auf die Füße zu kommen.
    Sein Gegner stieß einen Fluch in seiner Landessprache aus und warf sich erneut auf Matt. Der sprang herum, brachte die Gondel bedenklich ins Schwanken, wich aber so dem Angriff aus.
    Der Gondoliere schoss an ihm vorbei, dass die Enden des sich auflösenden Turbans in der Luft wehten. Er stürzte über den Gondelrand. Matt unterstützte die Bewegung. Mit einem lauten Platschen landete der Dunkelhäutige im Kanal.
    Xij stieß die Gondel ab. Inzwischen hatten der Savi und seine Leute die Brücke erreicht. Das Schreien des Gondoliere wies nur zu genau in ihre Richtung. Matt sah, wie der Unglückliche im Kanal mehr schlecht als recht zum Ufer strampelte. »Wir kommen kaum voran. Der Savi hat uns gleich eingeholt.«
    Xij zischte ungehalten. »Eine Gondel ist kein Motorboot, okay?«
    »Das merke ich auch. Setz über, wir versuchen es zu Fuß.«
    Xij lenkte die Gondel auf die andere Seite. Mit der freien Hand löste sie derweil den Knoten, mit dem Matts Jacke um ihre Hüften hing. »Hier!« Sie warf ihm das Kleidungsstück aus marsianischer Spinnenseide zu. »Ich hab gut drauf aufgepasst.«
    Matt fing die Jacke auf und zog sie über.
    Dann sprangen sie an Land. Fast wäre Xij gestürzt, doch Matt hielt sie fest. »Alles in Ordnung?«
    Sie nickte tapfer, auch wenn ihr Gesicht im Mondlicht bleich wirkte wie die der Leichen im Kanal. Matt machte sich nichts vor. Xij war geschwächt, und wenn sie nicht bald ein Versteck fanden, würde sie zusammenbrechen.
    Sie liefen los, und hinter ihnen überquerte der Savi mit seinen Leuten die Brücke erneut. Matt verzog das Gesicht. »Was hat der Typ eigentlich an dir gefressen?«
    »Später«, gab Xij so kurzatmig zurück, dass Matts Sorge weiter wuchs.
    Die junge blonde Frau gab den Weg vor. Sie lenkte ihn durch die Gassen und an den Kanälen entlang. So sicher, wie sie es tat, kannte sie die Stadt wie ihre Westentasche.
    Nach und nach kamen ihnen wieder Menschen entgegen. Voraus erklangen laute Stimmen, Gelächter und Musik. Da wurde gefeiert. Ob das der Nachtmarkt war, den Xij erwähnt hatte? Sie kamen auf einen großen Platz. Hinter ihnen schlossen die Verfolger auf. Xij lenkte Matt genau in die Menge. Sie zeigte
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