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32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ist der wahre Jakob; klingt wie Glockengeläute! Was würden Sie sagen, Mijnheer van Aardappelenbosch, wenn einer von Ihnen verlangte, sieben- oder achterlei ‚dse‘ und ‚tse‘ zu unterscheiden?“
    „Ik zoude ihm sagen: Gij zijt een ongelukkige Nijlpaard!“ antwortete der Dicke, indem er so tief und ängstlich Atem holte, als ob an ihn das Verlangen gestellt worden sei, den malefikanten Pen-tse zu deklinieren.
    „Ja, ein Nilpferd sondergleichen wäre dieser Kerl. Merken Sie sich das, mein bester Methusalem, und sündigen Sie hinfort nicht mehr, sonst zwingen Sie mich, Sie einmal in die linguistische Wäsche zu nehmen. Jetzt aber wollen wir endlich an Bord. Vorwärts!“
    Die fünf sonderbaren Personen hatten durch ihr längeres Verweilen an dieser Stelle eine große Anzahl von Neugierigen herbeigezogen. Dennoch zeigte sich oben auf dem Deck der Dschunke kein Mensch. Unser Kapitän schob seinen Fächer zusammen und wandte sich nach der Treppe.
    „Vergessen Sie das Tsing-tsing nicht!“ ermahnte ihn der Blaurote noch. „Wir wollen höflich sein und grüßen.“
    „Soll geschehen! Tsing ist doch wenigstens chinesisch; es hat eine von meinen fünf Endungen und klingt viel peking-, nanking- und kantongähnlicher als Ihr trauriges Tse-dse-sse, welches sich so anhört, wie wenn Ihr Gottfried in seine Oboe fiept. Mich laßt aus damit!“
    Er stieg die Treppe empor. Hinter ihm folgten Richard Stein, der Wichsier, der Dicke und zuletzt der Methusalem. Diese Ordnung der Personen hatte für den dicken Holländer eine kleine Belästigung zur Folge. Da Gottfried den Kopf der Hukah trug und der Methusalem die Spitze des Schlauches im Mund hatte, so führte der letztere an Mijnheer van Aardappelenbosch vorüber und machte ihm das Emporsteigen schwieriger, zumal die Treppe für seine volle Gestalt viel zu schmal war. Er blieb auf der vierten oder fünften Stufe halten, um wenigstens seinen Riesenschirm, welcher ihm sehr beschwerlich wurde, zuzumachen, verwickelte sich aber dabei in den langen Pfeifenschlauch. Der Schirm entging seiner Hand. Um denselben zu ergreifen, machte er eine schnelle Bewegung, verlor den Halt und rutschte von der Leitersprosse ab.
    „Gottfried, halte die Pfeife fest!“ rief der Methusalem, indem er die Spitze derselben fahren ließ.
    Der Dicke stürzte auf ihn, und zwar mit solchem Gewicht, daß der Blaurote sich und ihn nicht zu halten vermochte; beide krachten von der Treppenleiter herab und auf die Erde nieder.
    Der Methusalem raffte sich augenblicklich wieder auf; der Dicke aber blieb liegen, hielt die Hände und Füße empor, spreizte alle zehn Finger auseinander und schrie: „Mijn God, mijn hemel, o mijn rüg en mijn neus! Daar lig ik hoe een walvis in de fontein! Ik ben dood. Goede nacht, gij boose wereld – Mein Gott, mein Himmel, o mein Rücken und meine Nase! Da lieg ich wie ein Walfisch im Springbrunnen! Ich bin tot. Gute Nacht, du böse Welt!“
    Gottfried hatte die Pfeife festgehalten, so daß sie ihm nicht entrissen worden war. Er kam herabgestiegen, um den beschmutzten Anzug seines Herrn mit dem Taschentuch zu reinigen. Dabei fragte er denselben: „Wie nennt man eigentlich im Holländischen das Parterre?“
    „Gelijkvloers“, antwortete der Bemooste.
    „Und Strohsack?“
    „Strozak.“
    „Danke!“
    Sich nun an den Holländer, welcher noch immer alle vier Extremitäten von sich streckte und die Augen geschlossen hielt, wendend, rief er: „Mijnheer, wollen Sie hier gelijkvloers liegen bleiben wie ein Strozak? Erheben Sie sich doch in Ihre janze Herrlichkeit!“
    „Ik kan niet!“ antwortete der Aufgeforderte im kläglichsten Ton.
    „Warum nicht?“
    „Ik ben dood, muisdood. Ik sterf in deze ogenblik. Ik ben een ongelukkige nijlpaard. Wij worden afschiet nemen!“
    „Wat, so mausetot sind Sie, dat Sie Abschied nehmen wollen?“ lachte der Wichsier. „Wer so weich fällt wie Sie, der kann sich ja nie zu Tode fallen. Sollten Sie aber dennoch bereits nach dem Jenseits hinüberjeschlummert sein, so habe ich da meine Posaune des letzten Jerichtes, mit welcher ich Ihnen aus dat Erbbejräbnis blasen werde. Wollen Sie jefälligst auf?“
    „Neen! Ik kan niet!“
    „Dann werde ich nachhelfen.“
    Er hielt ihm die Oboe an das Ohr und blies. Es kam ein so entsetzlicher, langgezogener Mißton zum Vorschein, daß sich der Holländer sofort in sitzende Stellung aufrichtete und beide Ohren mit den Händen verschloß.
    „Dat hilft! Nicht wahr?“ kicherte Gottfried ihn an.

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