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32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wiedersehen, werdet Ihr mir erzählen, auf welche Weise Ihr es so plötzlich zum Generalmajor gebracht habt. Im übrigen gratuliere ich den Herren allen. Das war ein Stück, von welchem man sich noch lange Zeit und nicht bloß hier erzählen wird. Seht auch nun bald nach den beiden Männern, welche unten im Kielraum in dem Kasten stecken. Und nun, auf Wiedersehen!“
    Er reichte Turnerstick die Hand, auch den andern, wie er es bereits vorhin getan hatte, und verließ das Schiff auf dem Weg, auf welchem er gekommen war, nachdem er vorher einem Seekadetten befohlen hatte, mit zwanzig Mann zurückzubleiben und Turnersticks Anweisungen genau zu befolgen.
    Dann gab das Orlogschiff wieder Dampf und setzte sich in Bewegung. Mit lautem Hurra grüßte die Mannschaft desselben herüber; dann warf der scharfe Kiel die Fluten vor sich auf. Das kurze, den fünf Helden so interessante Intermezzo war vorüber.
    Jetzt ließ Turnerstick die zehn Chinesen wieder losbinden, damit sie die Brassen durch Splissungen wiederherstellen sollten. Sie hatten gesehen, was vorgegangen war, und wußten, daß ein Widerstand jetzt Wahnsinn gewesen wäre. Man konnte sehen, daß sie geradezu mit Zittern und Zagen gehorchten.
    Die Segel wurden wieder voll gebraßt; der Kapitän beorderte den jungen Kadetten an das Steuer und befragte ihn um die Höhe des Ortes, was diesem nicht wenig schmeichelte; dann setzte sich auch die Dschunke in Bewegung.

ZEHNTES KAPITEL
    Tsche ta-ping, Tur-ning sti-king kuongan ta-fu-tsiang, keng hiang-schang tsien ful
    Als die Reisenden volle und stete Fahrt genommen hatten, kam Turnerstick auf das Mitteldeck herab, beorderte einige der Marineleute als Wachen in das Unterdeck und sagte dann, daß es Zeit sei, nach den beiden Männern im Kasten zu sehen. Es wurden Laternen angebrannt, worauf er mit dem Methusalem, Gottfried, Richard und Liang-ssi hinabstieg. Dabei wurde der letztere von Degenfeld gefragt, ob er nicht wisse, wer die Personen seien.
    „Nein“, antwortete er. „Ich habe nicht geahnt, daß sich Leute da unten befinden, bin auch nie in den vorderen Kielraum gekommen, da das den Matrosen verboten war.“
    Als sie unten anlangten, konnten sie mit Hilfe der Laternen die Örtlichkeit deutlich erkennen. Der Raum war niedrig und nach dem Kiel zu sehr schmal, erweiterte sich aber nach der andern Seite hin. Er war so hoch mit feuchtem, dumpfig riechendem Sand angefüllt, daß man nicht aufrecht stehen konnte. Links von der Treppe standen die Stinktöpfe, von denen wohl noch über sechzig vorhanden waren. Man sah, daß sie erst mit Sand überdeckt worden waren, jedenfalls um von dem das Schiff im Hafen besichtigenden Beamten nicht bemerkt zu werden. Rechts war die Scheidewand, welche diesen Ort von dem Mittelkielraum trennte. An derselben stand der betreffende Kasten. Er war aus hartem Holz gefertigt, oben mit kleinen Luftlöchern versehen, nicht viel über zwei Ellen lang, ebenso tief und nicht ganz so hoch. Die Decke bildete zugleich die Tür, welche mit einem sehr starken Querriegel verschlossen war. Wenn sich zwei Personen in diesem Behältnis befanden, so hatten sie jedenfalls große Pein zu erleiden, da sie zu einer gebückten, sitzenden Stellung gezwungen waren und sich kaum bewegen konnten.
    „Jetzt will ich selbst mal mit ihnen reden“, meinte Turnerstick. „Wenn die Kerls vom Ho-tschang zu dieser Strafe verurteilt wurden, so sind sie zehnfach gefährliche Subjekte, mit denen man nicht vorsichtig genug sein kann. Da muß einer mit ihnen reden, welcher Haare auf den Zähnen hat und die Sprache sehr genau versteht.“
    „Es sind keine Piraten“, entgegnete der Methusalem. „Sie haben uns ja vorhin gesagt, wer sie sind.“
    „Ja, gesagt haben sie es; aber ich bin nicht so dumm, es zu glauben. Also mal los mit unsrer Sprachwissenschaft! Haben ihre zehn Kameraden beim Segelbrassen mich so ausgezeichnet verstanden, so werden wohl auch diese sofort bemerken, daß sie es mit einem tüchtigen Sprachkenner zu tun haben.“
    Er klopfte an den Kasten und fragte: „Hallo, halling, hallung! Wer ist da dring im Kastong?“
    Zwei Seufzer und ein kratzendes Geräusch waren die Antwort.
    „Nun, köngt ihr nicht antworting? Wer ist da in dem Hühnerkäfing?“
    „Ngot kieu schin tsa!“ lautete die flehende Antwort.
    „Was sagen sie? Wie heißt das?“
    „Heda, helft uns! heißt es“, antwortete der Methusalem.
    „Unsinn! Aus welcher mongolischen Provinz sind denn diese Kerls, daß sie mich nicht verstehen und mir da

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