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322 - Götterdämmerung

322 - Götterdämmerung

Titel: 322 - Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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kleiner Gesichter und Hände, die an den Gitterstäben vor dem Hütteneingang hingen.
    Erst jetzt begriff Xij, das dies hier kein Traum mehr war. »Der Elf ist erwacht!«, hörte sie eines der Kinder rufen. Woraufhin die kleine Schar erschreckt zurückwich, um sogleich kreischend davonzulaufen. Dafür traten nun zwei der Wilden vor die Gitter. Doch Xij beachtete sie nicht. Sie hatte nur Augen für den Käfig, der einen Steinwurf entfernt von ihrem Gefängnis stand. Darin lag reglos ein riesiger Lupa; sie erkannte es an den großen Schädel und den doppelten Zahnreihen im halb offenen Maul. Das konnte nur eines bedeuten!
    »Grao!«, keuchte Xij und richtete sich auf. Doch sie bereute es sofort. Ihr wurde speiübel und ein höllischer Schmerz jagte durch ihren Schädel. Stöhnend ließ sie sich wieder auf das Lager sinken.
    »Der Zustand wird noch eine Weile anhalten«, hörte sie plötzlich Matt sagen. »Die Dreckskerle haben uns mit irgendeiner Droge vollgepumpt.«
    Überrascht und erleichtert zugleich wandte sie sich zur Seite und sah in das bleiche Gesicht ihres Gefährten. Eine Armlänge entfernt lag er auf einem Strohlager. Gefesselt. »Immerhin haben sie uns nicht getötet. Und wir haben Grao gefunden.« Xij setzte ein schiefes Lächeln auf.
    Doch Matt wollte ihr Lächeln nicht erwidern. »Ja«, flüsterte er. »Wir haben den Daa’muren gefunden und das Magtron verloren. Sie haben es mir abgenommen.«
    ***
    Seit dem Beben wollte keine Ruhe mehr einkehren in Jotunheimen. Erst hatte die Bewohner die Nachricht von den Erscheinungen beim Feuertor erschreckt. Dann am vergangenen Tag die Rückkehr ihres Häuptlings aus dem Gebirge: Statt den Kopf der Schlange Jörmungandr hatte er den Götterwolf Fenrir mitgebracht. Lebend! Bei dessen Anblick brach beinahe Panik aus. Erst als sich jeder der ängstlichen Jotunheimener vergewissert hatte, dass von dem betäubten Untier keine Gefahr ausging und dass Gauti mit seinen Zaubermitteln dafür sorgen würde, dass der Wolf auch weiterhin ohne Bewusstsein blieb, beruhigten sich die Leute ein wenig.
    Doch als dann am Abend die Jäger die beiden Fremden ins Dorf brachten, war es mit der Geduld vorbei. Wütend versammelten sich die Menschen in der Halle des Friedens. Manche erklärten ihren Häuptling schlichtweg für verrückt. Wollte er Jotunheimen zum Hort des Bösen machen? Andere forderten von Efstur, dass sowohl die Fremden, als auch der Götterwolf unverzüglich dem Gott Odin geopfert wurden. Nur mit Mühe konnten Gauti und der Wikingerführer die Leute davon abhalten.
    Mit Knüppel und Schwert hatten sie sich zwischen den Mob und das Kerkerverlies der Fremden gedrängt. »Schaut sie euch an! Sie haben sich fangen und betäuben lassen, also ist es nicht weit her mit ihrer Macht!«, rief der Götländer mit dröhnender Stimme. »Wir werden sie befragen und danach entscheiden, ob wir sie am Leben lassen!«
    »Jeder Blinde sieht doch, dass dieser Wolf Fenrir sein muss!«, beschwerte sich einer. »Statt Blut kam heißer Dampf aus seinen Wunden, und gesprochen hat er auch. Das jedenfalls hat Snorri erzählt. Wir alle wissen, welch hinterlistige Kreatur der Götterwolf ist. Vielleicht stellt er sich nur schlafend, um uns in der Nacht mit Haut und Haaren zu fressen!«
    Erschrecktes Raunen ging durch die Menge und sogleich meldete sich eine weitere Stimme: »Was ist überhaupt mit der Schlange? Wo ist Jörmungandr, die ihr doch eigentlich fangen wolltet?«
    Efstur platzte der Kragen. »Schweigt!«, brüllte er. »Ich schwöre euch, Fenrir Odin zu opfern. Doch nicht, bevor ich die Fremden angehört habe. Sie werden all unsere Fragen beantworten. Auch die über den Verbleib von Jörmungandr. Und das ist mein letztes Wort!«
    Widerwillig trollten sich die Jotunheimener in ihre Betten oder zu den Metfässern in die Gemeinschaftshalle.
    Der Häuptling und der Götländer konnten es kaum erwarten, dass die Fremden aus ihrer Betäubung erwachten und ihnen Rede und Antwort standen. Doch das Betäubungsgift war stark und sie mussten sich in Geduld üben. Während die meisten Dorfbewohner schon ihrem Tagwerk nachgingen, saßen sie noch immer an einem kleinen Tisch auf dem Thronpodest in der Halle des Friedens und vertrieben sich die Zeit des Wartens beim Spiel.
    »Du verlierst.« Gauti beobachtete amüsiert, wie Efstur sich ungläubig über das Hnefttafl- Brett [3] beugte. Seine Augen wurden schmal. Er stierte auf die geschnitzten Figuren, als wären sie seine Erzfeinde.
    Während Efstur noch

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