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322 - Götterdämmerung

322 - Götterdämmerung

Titel: 322 - Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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dieses Volk? Eine Handvoll Götter fielen ihm ein und mehrere Filme, die er einst gesehen hatte. Unerschrockene Eroberer, erbarmungslos mit ihren Feinden. Wenn er sich nicht irrte, waren sie bis Ende des ersten Jahrhunderts in England, Frankreich, Island, Spanien und sogar Kleinasien eingefallen. Sicher war er sich allerdings nicht.
    Doch vermutlich würden ihnen in ihrer Situation auch mehr Kenntnisse nicht weiterhelfen. Denn trotz Translatormodul verstanden sie so gut wie nichts von der fremden Sprache. Sie klang nordisch und die Chips hatten sich wohl auch auf skandinavische Sprachen eingestellt. Zumindest manche Wörter wie hässlich , nein und ja filterten sie aus der Unterhaltung der beiden Wächter vor ihrem Kerker heraus. Wie sie ohne Sprachkenntnisse aus dieser Nummer heraus- und an den Supermagneten herankommen sollten, blieb Matt Drax ein Rätsel.
    Xij dagegen schien diesen Umstand ganz gelassen zu sehen. Überhaupt war sie wie ausgewechselt, seit sie aus ihrer Betäubung erwacht war. »Je weniger geredet wird, desto geringer das Risiko, etwas Falsches zu sagen«, hatte sie trocken bemerkt.
    Plötzlich entstand Bewegung auf dem Platz vor ihrem Gefängnis. Mehrere Frauen näherten sich mit Eimern und Tüchern. Nachdem sie den Kerkerknechten etwas zugerufen hatten, wurde die Gittertür aufgeschlossen. Eine Rotte bis an die Zähne bewaffneter Krieger postierte sich vor dem Eingang. Flankiert von je einem Wächter, betraten zwei der Wikingerinnen den Kerker. Die Ältere, eine große beleibte Frau mit weißgrauen Haaren, blieb vor Xijs Lager stehen. Die andere kam zu Matt.
    Dem verschlug es fast den Atem, als er sah, wie schön sie war. Selbst die dicke Felljacke, die sie offen über einem smaragdfarbenen Kleid trug, konnte ihren wohlgeformten Körper nicht verbergen. Kastanienbraune Locken umspielten ihr ebenmäßiges Gesicht und die Farbe ihrer Lippen erinnerte Matt an Erdbeeren.
    »Vaseke«, raunte sie mit rauer Stimme. Dabei senkte sie den Blick.
    »Vaseke?«, echote Matt. War das ihr Name? Schon wollte er ansetzen, den seinen zu nennen, als er Xij Hamlet neben sich brummen hörte:
    »Sie will dich waschen. Nicht mit dir schlafen.«
    Für die Bemerkung, die schlagartig den Zauber zerstörte, warf Matt ihr einen strafenden Blick zu. Doch Xij grinste nur. »Wollen wir tauschen?« Man hatte inzwischen ihre Fesseln gelöst und die ältere Frau half ihr aus Fell und Shirt. Wenn sie überrascht war, ein Mädchen vor sich zu sehen statt eines Jungen, ließ sie es sich nicht anmerken, sondern begann unverzüglich mit der Waschung.
    Auch Matt wurden nun die Fesseln gelöst. Wollen wir tauschen?, klang es in seinem Kopf wider. Er wusste, dass Xij auch das gleiche Geschlecht nicht verschmähte, und der Gedanke, dass sie etwas mit dieser Frau anfangen könnte, missfiel ihm plötzlich.
    Verflucht noch mal, seit wann interessieren dich Xij Hamlets Vorlieben?, rief er sich zur Ordnung.
    »Vaseke.« Die schöne Rothaarige deutete auf seinen Mantel. Matt zog ihn aus und auch Jacke und Shirt seines Spinnseidenanzugs. Die Frau tauchte einen Schwamm in den Wasserkübel und wusch ihm Arme, Oberkörper und Gesicht. Keine Regung zeigte sich in ihren Zügen. Fast schien es, als würde sie mit ihren wunderschönen Augen durch ihn hindurchschauen. Melancholie lag in ihrem Blick.
    Während sich Matt zunehmend entspannte, holte sie ein kleines Holzgefäß aus ihrer Jackentasche. Es enthielt eine Salbe, die nach Moschus duftete. Der Mann aus der Vergangenheit erwartete nun, eingerieben zu werden. Doch die Fremde tauchte nur einen Finger in den Balsam und begann Zeichen in sein Gesicht zu malen. Buchstaben? Konnten die alten Wikinger schreiben? Runen. Sie benutzten Runen!
    Bei dieser Erkenntnis wurde ihm mulmig zumute. Sollte das hier die Vorbereitung auf ein Ritual sein? Als ob Xij seine Gedanken lesen würde, sprach sie aus, was er dachte: »Meinst du, die wollen uns einem ihrer Wikingergötter opfern?«
    Matthew Drax wusste es nicht. Überhaupt wusste er nicht mehr, was er von all dem halten sollte. Angespannt ließ er den Rest der Salbung über sich ergehen.
    ***
    Als die Frauen sich schließlich zurückgezogen hatten und er und Xij wieder vollständig bekleidet waren, wurden ihnen die Hände hinter den Rücken gefesselt. Dann führte man sie aus dem Verlies. Ein kalter Wind fuhr ihnen durch das Haar. Einzelne Flocken fielen und ein Blick zum Himmel verriet Drax, dass es bald mehr Schnee geben würde.
    Von einem Dutzend Kriegern

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