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322 - Götterdämmerung

322 - Götterdämmerung

Titel: 322 - Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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über seinen nächsten Zug grübelte, betrachtete Gauti die neueste Errungenschaft des Wikingerführers. Sie steckte im Waffengurt an dessen Brust: ein merkwürdiger Gegenstand, dessen Metall nicht von dieser Welt schien. Efstur hatte sie dem blonden Mann abgenommen und hielt ihn für eine mächtige Waffe. Doch Gauti glaubte, dass es sich um ein kompliziertes Werkzeug handelte. Es hatte die Form der Rune gibo , die so viel wie Gabe bedeutete. Im Zentrum hatte der Gegenstand eine kugelförmige Wölbung. An der Unterseite befand sich ein sternförmiges Loch.
    Den passenden Schlüssel trug der Blondschopf an einer Kette um den Hals. Jedenfalls glaubte der Götländer, dass es der Schlüssel war. Er hatte ihn entdeckt, als er die beiden vermeintlichen Schlangendiener nach ihrer Ankunft untersuchte. Doch er hatte den Schlüssel nicht angerührt, um Efstur nicht darauf aufmerksam zu machen. Auch hatte er den Häuptling nicht darüber aufgeklärt, dass der Jüngere der beiden Fremden in Wahrheit eine Frau war. Es ist nicht notwendig, gleich alle Geheimnisse zu lüften, dachte er. Beide konnten ihm noch zum Vorteil gereichen.
    »Also gut, da hast du!« Schnauzend setzte Efstur seinen nächsten Zug. Er brachte eine niedere Spielfigur in Position, um eine wichtigere zu schützen. Der Wikingerführer würde wohl nie lernen, dass es bei dem Spiel allein um den König ging. So wie im wahren Leben. Unverbesserlich , dachte Gauti und überlegte, ob er seinen Sieg noch eine Weile hinauszögern sollte. Währenddessen begann der Häuptling, mit den Fingern nervös auf die Tischplatte zu trommeln. Hatte er seinen Fehler bemerkt oder plagte ihn die Warterei? »Was?«, wollte Gauti wissen.
    Fast verschwörerisch beugte sich Efstur über den Tisch. »Was mache ich, wenn es nun doch Dämonen sind?« Obgleich sich außer ihnen niemand in der Halle befand, flüsterte er.
    »Glaub mir, mein Freund, es sind Menschen wie du und ich. Vielleicht ein wenig... spezieller. Haut, Haare, Augen, Glieder – alles ist dort, wo es hingehört. Und hätten sie böse Absichten, wäre es uns nie gelungen, sie so schnell zu überwältigen.« Bei den letzten Worten setzte er seinen letzten Zug. »Du hast verloren, mein Freund.«
    Bevor der Wikingerführer darauf reagieren konnte, wurde das Tor zur Halle aufgestoßen und Hamskarpur stürmte hinein. »Sie sind wieder bei Bewusstsein! Alle beide!«, rief er. Bei der Erhöhung am anderen Ende der Halle angekommen, fügte er außer Atem hinzu: »Und ich habe mit dir zu reden, Vater. Allein .«
    Während Gauti den Ankömmling mit einem erstaunten Blick bedachte, funkelte der Häuptling seinen Erstgeborenen unter schmalen Lidern an. »Ich habe keine Geheimnisse vor dem Götländer. Sag also, was du zu sagen hast, oder schweig! Und das ist mein letztes Wort.«
    »Wie du willst«, schnaubte Hamskarpur. Zornesröte überschattete sein vernarbtes Gesicht und ein bitterer Zug lag um seinen Mund. »Seit ich denken kann, hat Widda uns immer gut beraten. Sie hat stets Ausgleich geschaffen zwischen uns und der Zwischenwelt. Hat uns Glymjandi gebracht, der das Feuertor sehen konnte. Du selbst hast mir beigebracht, mich dem Gesetz der Götter zu beugen. Warum hörst du nicht auf die Seherin? Wir sollen sie töten, hat sie gesagt. Töte sie, Vater! Töte sie!«
    ***
    Man hatte Matt und Xij viel Zeit gelassen, wieder ganz zu sich zu kommen. Für Matthews Geschmack zu viel Zeit. Inzwischen war Grao’sil’aana mit Sicherheit schon in Winterstarre gefallen. Es würde dauern, ihn wieder zum Leben zu erwecken. Und wenn es zu lange dauerte, war vielleicht nicht einmal das mehr möglich.
    Immer noch lag er in Gestalt eines Lupas reglos im Käfig. Die Gefährten hatten einen der Wikinger dabei beobachtet, wie er den Gestaltwandler mit einem Blasrohr attackierte, um ihn permanent zu betäuben. Dabei war es unwahrscheinlich, dass die Pfeile überhaupt durch seine Schuppen drangen.
    Sie hatten sich auf ihrem Lager aufgesetzt. Das Gefühl war in die Glieder zurückgekehrt. Nur Übelkeit und höllische Kopfschmerzen plagten sie noch.
    »Selbst wenn sie uns laufen lassen: In diesem Zustand können wir Grao nicht mitnehmen«, unterbrach Xij Matts Gedanken.
    » Wenn sie uns laufen lassen«, erwiderte er mit finsterer Miene. Unentwegt dachte er an das Superior Magtron. Hoffentlich stellten diese Wilden keinen Unfug damit an oder versuchten gar, es zu zerstören. Waren sie nicht für ihre Zerstörungswut bekannt?
    Was wusste er überhaupt über

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