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322 - Götterdämmerung

322 - Götterdämmerung

Titel: 322 - Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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anders dagegen der junge Mann zur Rechten des Wikingerführers, den Matt für dessen Sohn hielt. Er hatte Schultern wie Arnold Schwarzenegger und Hände, die Bärenpranken glichen. Seine Arme waren mit wurzelartigen Motiven tätowiert. Ein Dutzend blonde Zöpfe hingen von seinem kantigen Schädel. Seine Gesichtshaut war von Schuppenflechten übersät und der Blick seiner hellblauen Augen zeigte unverhohlen Feindseligkeit. Mit dem brauchen wir gar nicht erst zu verhandeln, dachte Matthew und wandte sich dem Dritten im Bunde zu.
    Ein Rotbart mit braunen Augen und wachem Blick. Aussehen und Kleidung unterschieden ihn von den anderen. Er trug weite Pluderhosen und eine orangenfarbene Tunika, und Matt fragte sich, was er wohl darunter tragen musste, um nicht zu erfrieren. Auf dem kahlgeschorenen Schädel des Rotbarts thronte eine runde Kappe, wie Araber sie gewöhnlich trugen. Er hatte ein freundliches Gesicht. Seine hagere Gestalt kauerte auf dem Rand seines Sitzes, als könne er nicht abwarten, endlich aufzustehen und zu tun, was zu tun nötig war.
    Matt schätzte sein Alter auf sechzig. Welche Rolle der vermeintliche Araber in dieser Siedlung spielte, konnte er nicht recht einschätzen. Vielleicht Berater, möglicherweise Seher. Ganz egal, der Kerl war ihm sympathisch, und was auch immer nun geschah, er würde sich an ihn halten.
    Jetzt flüsterte der Rotbart mit dem Wikingerführer. Kurz darauf richtete dieser seinen Blick auf Matt. Mit ausgestrecktem Finger deutete er auf ihn und Xij und rief etwas in der unverständlichen Sprache, die der Translator nicht übersetzen konnte. Seine tiefe Stimme klang fordernd. Ohne Gruß kam er anscheinend gleich zur Sache.
    Normalerweise hätte Matt jetzt ein Friedenszeichen bedeutet, doch mit hinter dem Rücken gefesselten Händen war das nicht möglich. Er warf einen Blick zu Xij, die neben ihm stand. Erleichtert stellte er fest, dass die Farbe in ihr Gesicht zurückgekehrt und der versteinerte Ausdruck verschwunden war. Ein trotziger Zug lag um ihren Mund, während sie den jüngeren Mann auf dem Podest abschätzig von oben bis unten musterte. Offenkundig provozierte sie damit den Narbengesichtigen, der sich unter ihren Blicken unwohl zu fühlen begann. Plötzlich stampfte er mit dem Fuß auf und brüllte etwas in empörtem Tonfall. Sofort erhob sich ein Raunen im Rücken der Gefährten und auf dem Podest sprang der Wikingerführer von seinem Herrschersitz.
    Bevor die Situation eskalieren konnte, erhob Matt seine Stimme. Er konnte nur hoffen, dass die Wikinger genug verstanden, um seine Worte richtig zu interpretieren. »Wollt ihr verhandeln?«, rief er, den Blick auf den vermeintlichen Araber gerichtet, der ihn neugierig erwiderte. Schlagartig wurde es still. »Gut, verhandeln wir! Doch nicht, bevor unsere Fesseln gelöst sind und ihr uns wie Gäste behandelt!«
    ***
    Noch während der blonde Mann mit den blauen Augen redete, erhob sich Gauti von seinem Sitz. Staunend lauschte er den Worten des Fremden. Neben ihm rang Efstur nach Atem. Gerade noch außer sich vor Entsetzen, weil Hamskarpur den vermeintlichen Elf beschuldigt hatte, ihn mit dem bösen Blick bannen zu wollen, war der Häuptling jetzt nur noch verblüfft. »Er spricht deine Sprache«, flüsterte er Gauti heiser zu. »Wenigstens klingt sie ähnlich. Oder?« Als der Götländer nicht gleich antwortete, stieß Efstur seinen Ellenbogen in dessen Rippen. »Was sagt er?«, zischte er.
    Gauti blickte immer noch wie gebannt auf den Fremden, der ihn vor dem Podest herausfordernd ansah. Dass der Mann eine Sprache benutzte, die auch er beherrschte, obwohl es nicht seine Muttersprache war, erfreute den Götländer, erleichterte es doch vieles. Und so, wie der Blonde sich ausdrückte, schien er auch noch gebildet zu sein.
    Besorgt glitt sein Blick über die angespannten Gesichter an den Tafeln und über das von Hamskarpur, dessen Finger nervös über die Klinge seiner Axt strichen. Es würde ein hartes Stück Arbeit werden, ihn davon abzuhalten, die Fremden zu köpfen. So räusperte Gauti sich ausgiebig, bevor er zu einer Antwort ansetzte. »Er sagt, dass er mit uns reden will, wenn man ihn und seinen Begleiter wie Gäste behandelt«, sagte er schließlich.
    »Gäste?«, schnaubte Hamskarpur verächtlich. »Wie kommt er dazu, sich als Gast zu wähnen?«
    Doch bevor der junge Krieger noch mehr aufwiegelnde Worte vorbringen konnte, brachte sein Vater ihn zum Schweigen. »Der Fremde hat recht. Unsere Gastfreundschaft lässt zu

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