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322 - Götterdämmerung

322 - Götterdämmerung

Titel: 322 - Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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dafür zu kämpfen!«
    Jetzt stierte der Göttersprecher sie argwöhnisch an. »Was redest du da? Wie soll das gehen?«
    Zufrieden lehnte sich Widda zurück. Das war der Punkt, an dem sie ihren alten, eitlen Freund haben wollte. »Ganz einfach: Bringe die Götterwaffe in deine Gewalt. Die Fremden werden kommen und sie sich holen. Und du wirst sie ihnen geben – aber erst oben auf dem Gletscher.«
    Bei ihren Worten war der Göttersprecher aufgesprungen. Wie eine Wildkatze schritt er auf und ab. »Glaubst du vielleicht, dieser Trunkenbold von Wulfried wird gegen die Jotunheimener in den Krieg ziehen? Niemals. Nichts liebt er so sehr wie den Frieden in seinen eigenen Wänden. Und mit seinem Erstgeborenen ist noch nichts anzufangen. Ein Knabe noch, dem gerade mal ein halbes Dutzend Haare von seinem Sack sprießen. Und was ist mit diesem Elf und dem Helden? Verfügen sie nicht über magische Kräfte?«
    »Wenn du mich fragst, sind sie schwächlich ohne die Götterwaffe. Selbst der Erstgeborene Efsturs glaubt das!«
    »Also gut. Was ist dein Plan? Soll ich einfach nach Jotunheimen spazieren, den Häuptling niederschlagen und ihm die Götterwaffe abnehmen?«
    »Nicht du, Urg, nicht du.« Widda, die sich inzwischen eine von Urgs Pfeifen angezündet hatte, tat genüsslich einen tiefen Zug. »Es gibt jemand anderen hier in Lom, der mit Efstur noch eine Rechnung offen hat und dem keiner verübeln wird, diese endlich zu begleichen.«
    Verwirrt unterbrach Urg sein Auf- und Abgehen. Dann dämmerte es ihm. »Ofótan! Natürlich. Der Riese hat nie verschmerzt, dass seine geliebte Dimmbrá mit diesem verfluchten Jotunheimener Häuptling durchgebrannt ist.« Als ob er eine Erleuchtung erleben würde, sank der Göttersprecher neben Widda auf die Knie. »Ich muss ihn nur wissen lassen, welche Schande der Verlust dieser Götterwaffe für Efstur bedeuten würde.«
    »Und ich werde dafür sorgen, dass er ohne große Gegenwehr an die Waffe herankommt.« Ein kaltes Lächeln im Gesicht, strich die alte Widda über Urgs Schädel. »Ich weiß auch schon, wann und wo.«
    ***
    Einige Tage später in Jotunheimen
    Der Schneesturm der letzten Tage hatte sich gelegt. Die Jotunheimener befreiten die Wege vor ihren Häusern von den Schneemassen und die Kinder tollten wieder vergnügt im Freien. Inzwischen hatten sich die Dorfbewohner an die Anwesenheit der Fremden gewöhnt und einige rissen sich sogar darum, deren Gastgeber sein zu dürfen. Andere trugen körbeweise Speisen zum Haus des Götländers, in denen die Götterboten untergebracht waren. Und jeder fieberte dem Tag entgegen, an dem Efstur die Fremden zur Feuerpforte geleiten würde. Hofften sie doch, dass danach das Dorf Jotunheimen in den heiligen Hallen Odins besungen werden würde.
    Doch noch war es nicht so weit. Über den Berggipfeln tobte immer noch der Sturm. Dieser Umstand war es, der es Matt und Xij schwer machte, die neu gewonnene Zuwendung der Bewohner zu genießen. Doch was sollten sie machen?
    Immerhin war Grao wieder bei Kräften. Gegenüber von Gautis Haus wanderte der Lupa in seinem Gefängnis auf und ab. Der Götländer hatte dafür gesorgt, dass ein Zelt um den Käfig errichtet worden war, in dem eine Feuerschale brannte. Dieses Vorgehen befremdete die Wikinger, doch Gauti hatte ihnen schlicht erklärt, es sei Odins Wille, dem Feind gegenüber Respekt zu zollen.
    Grao verstand die Schmährufe der Dorfbewohner nicht, doch er wusste inzwischen, wer Gauti war. Mefju’drex hatte ihm berichtet, der Götländer sei der Einzige hier, der ihnen helfen könne. Außerdem spreche er ein altertümliches Englisch. Was den Daa’muren im Augenblick wenig interessierte, denn der Götländer redete sowieso nicht mit ihm.
    Pausenlos tigerte Grao durch sein Gefängnis. Bewegung war wichtig, um seinen thermophilen Organismus in Schwung zu halten, denn trotz Zelt und Feuerschale lag die Temperatur nur knapp über dem Gefrierpunkt.
    In den letzten Nächten hatte er, unbemerkt von den Wächtern, seine Schuppen an verschiedenen Körperteilen umorganisiert und erleichtert festgestellt, dass diese Funktion wieder intakt war. Er könnte also jederzeit eine andere Gestalt annehmen – doch er durfte es nicht. Er musste sich in das Spiel fügen, das der Götländer und Mefju’drex ausgeheckt hatten.
    Wie so oft erschienen Grao’sil’aana die Handlungsweisen der Primärrassenvertreter ohne Sinn und Verstand. Viel zu kompliziert! Warum nicht einfach das Superior Magtron nehmen und verschwinden? Doch

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