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322 - Götterdämmerung

322 - Götterdämmerung

Titel: 322 - Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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nicht wahr? Ich habe ihn auf einem Markt in Götland erstanden. Dort kam er auch das letzte Mal zum Einsatz. Und ich hoffe, ihn nie wieder benutzen zu müssen.« Gedankenversunken starrte der Gelehrte in die Flammen des Kamins. Ein wehmütiger Ausdruck lag auf seinem Gesicht und seufzend strich er sich über den Bart. »Was Neyad nach Bagdad verschlagen hatte, hat er mir nie verraten. Ich nehme an, es war eine Frau, doch sicher bin ich mir nicht. Er hat mir sehr viel beigebracht. Auch über Kräuter und deren heilende oder schädliche Wirkung. Durch ihn kam ich auf die Idee mit den Blasrohren der Jotunheimener, deren Pfeilspitzen mit Schierling benetzt sind.« Bei den letzten Worten lächelte er verlegen. »Verzeih, dass ihr damit Bekanntschaft gemacht habt. Aber du musst zugeben, dass die Einstiche weit schneller heilen als die Wunden, die eine Axt verursachen würde.«
    Ohne Matts Antwort abzuwarten, fuhr er in seiner Erzählung fort. »Irgendwann trennten sich dann leider unsere Wege: Nachdem ich Neyad zur Flucht zurück in die Heimat verholfen hatte, musste ich selbst aus Götland fliehen. So landete ich hier.« Nach einer kurzen Unterbrechung, in der Gauti Honigwein nachschenkte, erkundigte er sich nach den medizinischen Fortschritten in der Zukunft.
    Als Matt von Krankenhäusern, Operationstechniken und Diagnoseverfahren aus der Zeit vor »Christopher-Floyd« berichtete, blieb Gauti der Atem weg. »Ich würde alles dafür geben, um das mit eigenen Augen zu sehen«, flüsterte er heiser. »Ist es nicht möglich, mich eurer Zeitreise anzuschließen?«
    »Das ist ganz und gar unmöglich«, erwiderte der Mann aus der Vergangenheit entschieden. »Und glaub mir, die Erde ist nach dem Kometeneinschlag kein Ort mehr, an dem du leben willst.« Freundschaftlich legte er dem Gelehrten die Hand auf die Schulter. Dabei fiel sein Blick auf den blondlockigen Jungen, der in einer Ecke neben dem Kamin kauerte. Mit staunendem Gesicht hing er an Matts Lippen. »Fast scheint es, als ob der Junge jedes Wort versteht, das ich sage«, bemerkte Drax irritiert.
    »Tut er ja auch«, erwiderte der Götländer lachend. »Ich habe ihm meine Muttersprache beigebracht. Er ist mein gelehrigster Schüler. Eigentlich auch mein Einziger.« Damit bedeutete er dem Jungen, näher zu kommen. Freudig sprang der Kleine auf und drängte sich an Gautis Seite. »Darf ich vorstellen: Das ist Håkon, der Jüngste von Efsturs Sprösslingen. [4] Und das neugierigste Kind, das ich je erlebt habe.« Väterlich strich er dem Jungen über den Kopf.
    Als er dann aber Matts entsetzte Miene sah, beeilte er sich, ihn zu beruhigen: »Nur keine Sorge, er wird uns nicht verraten. Er ist mein Freund.«
    »Wollen wir hoffen, dass du recht behältst.« Zweifelnd betrachtete Matthew den Kleinen, auf dessen Gesicht jetzt ein strahlendes Lächeln erschien.
    »Wenn ich erwachsen bin«, erklärte er voller Inbrunst, »werde ich mit einem eigenen Schiff zu neuen Küsten aufbrechen. Küsten, die nicht einmal Gauti kennt.«
    ***
    Wintersonnenwende
    Noch zwei weitere Tage vergingen, bis endlich das Wetter umschlug. Kein Wölkchen war am Himmel zu sehen und die Morgensonne tauchte die fernen Berggipfel in rotgoldenes Licht. Es war der Tag vor der Winterwendnacht. Die Nacht der Wilden Jagd .
    In Jotunheimen herrschte emsiges Treiben bei den Vorbereitungen zu den Feierlichkeiten. Es wurde geschlachtet, gebacken und gekocht. Man polierte Äxte und Schwerter und warf frische Decken über die Bettlager, in denen schon bald Schöpfungskräfte entfesselt werden sollten. Jedermann wollte vorbereitet sein, wenn die Asen, Vanen und Nornen in der Nacht mit ihrem Gefolge über Midgard jagten und die Wikinger mit Tapferkeit und Weisheit für den nächsten Sonnenkreis ausrüsteten.
    Allein Xij und Matt teilten die gute Stimmung nicht, die in der Siedlung herrschte. Gemeinsam mit dem Götländer standen sie auf den Dorfbefestigungen hinter Gautis Haus.
    »Es ist ein Fest zu Odins Ehren. Keiner der Wikinger wird das Dorf verlassen. Ganz unmöglich, dass sie euch heute zum Feuertor bringen«, erklärte Gauti den Gefährten.
    »Dann gehen wir eben ohne sie«, erwiderte Xij. »Dir wird schon ein Grund einfallen, warum wir unbedingt heute aufbrechen müssen.«
    »Damit bringt ihr nicht nur Efstur in Verlegenheit, sondern schürt auch das Misstrauen von Hamskarpur und seinen Anhängern. Er wird euch Schwierigkeiten machen. Wenn nicht hier, dann auf eurem Weg in die Berge.« Verzweifelt rang Gauti die

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