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322 - Götterdämmerung

322 - Götterdämmerung

Titel: 322 - Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Zentrum des Eises im Norden sind sie schließlich fündig geworden. Dort wo der tosende Quell Hvergelmir entspringt, der die elf Flüsse Elivagar speist, die alle in den Abgrund des Nichts stürzen und dort zu Eis erstarren. Sie jagten sie durch das Land der Finsternis, des Nebels und des Eises, bis zum Land des Südens, in dem das Feuer beheimatet ist und wo bereits der Feuerriese Surt mit seinem Flammenschwert darauf wartet, die Welt am Ende wieder zu zerstören.«
    Gebannt verfolgten die Jotunheimener Gautis Schilderungen. Angesteckt von dessen Mienenspiel aus Entsetzen und Ungläubigkeit, begleiteten sie die Erzählung des Gelehrten mit stöhnenden und seufzenden Lauten. Als der Götländer dann beschrieb, wie Elf und Held den beiden Überwesen sogar nach Niflheim, dem Reich der bösen Toten gefolgt waren, lösten sich selbst von den Lippen der tapfersten Krieger Ausrufe des Schreckens. Mit ehrfurchtsvollem Staunen blickten sie abwechselnd von Matt zu Xij.
    »Durch das Feuertor gelangten sie nach Jotunheimen. Oben auf dem Gletscher stellten sie Jörmungandr. Beim Kampf mit der Schlange erzitterte die Erde und der Gott Thor schwächte das Untier durch die Schläge seines Hammers Mjölnir. Doch Jörmungandr konnte durch die Feuerpforte entkommen.« An dieser Stelle richteten sich alle Augen auf Glymjandi. Davon hatte der Zwerg nichts erzählt!
    Der Kleinwüchsige kauerte inzwischen vor den Füßen Dimmbrás und lauschte mit herabhängender Kinnlade Gautis Worten. Als er nun plötzlich die vorwurfsvollen Blicke der Jotunheimener auf sich gerichtet sah, zog er den Kopf ein und verkroch sich beschämt hinter den Thronsesseln.
    Doch die Wikinger in der Halle verloren schnell das Interesse an ihm, und als Gauti nun beschrieb, wie die Helden den Götterwolf in der Höhle stellten und seine Gefangennahme durch den Angriff der Jotunheimener vereitelt wurde, da senkten sie selbst fast alle beschämt den Kopf.
    Nur Hamskarpur nicht. Gebannt blickte er zu den Torflügeln auf der anderen Seite des Saals. Dort war die alte Widda unbemerkt eingetreten. Wie ein versteinertes Abbild stand sie da. Tauender Schnee tropfte von ihrem Stock und neben den Füßen kauerte ihr Bergkater. Hamskarpur wäre am liebsten zu ihr gelaufen.
    Schließlich erhob sich Efstur aus seinem Herrschersitz und trat vor Matt Drax. »Wir konnten nicht ahnen, wer ihr seid«, beteuerte er mit belegter Stimme. »Unsere Seherin behauptete, ihr wäret Diener der Midgardschlange. Sie verlangte euren Tod und den Kopf der Schlange. Widda ist alt geworden. Sie hat sich geirrt.« Während sich ein zustimmendes Raunen in der Halle des Friedens erhob, räusperte sich der Wikingerführer. »Verzeiht ihr und uns. Und erklärt uns, wie wir den Schaden wiedergutmachen können.«
    Nachdem Gauti die Worte des Häuptlings übersetzt hatte, forderte Matt mit versöhnlichen Gesten das Superior Magtron, den Wolf und freien Abzug.
    Doch der Götländer zögerte mit der Übersetzung. »Nicht so hastig, mein Freund. Auch wenn niemand hier mehr daran zweifelt, dass ihr Odins Abgesandte seid, müsst ihr ihnen Gelegenheit geben, ihren Fehler gutzumachen, sonst wird er sie auf immer mit einem Makel behaften. Und wenn sie nach ihrem Tod Odins heilige Halle betreten, werden Spott- statt Heldenlieder auf sie gesungen. Verstehst du?«
    Matt Drax verstand. Und ließ dem Häuptling und seinen Wikingern mitteilen, dass die Schuld bereits damit beglichen wäre, dass die tapferen Jotunheimener den Götterwolf Fenrir überwältigt hätten. Es würde genügen, wenn Efstur und seine Mannen ihnen halfen, den Wolf gefesselt zum Feuerportal zu schaffen. Gauti übersetzte eifrig, auch die abschließenden Worte des Häuptlings: So sei es! An der Feuerpforte werden wir euch also Fenrir und die Götterwaffe Magtron übergeben, auf dass ihr nach Asgard aufbrechen könnt.«
    Matt war nicht begeistert, das Magtron weiter in Efsturs Obhut zu wissen, doch er wollte das gerade Erreichte nicht gefährden. Vor allem fragte er sich, ob der Häuptling vielleicht aus Kalkül so gesprochen hatte – und wenn ja, was er damit bezweckte.
    Nach Efsturs Worten brandete ein Jubelsturm durch die Halle. Der Häuptling strahlte über das ganze Gesicht. Er rief nach Met und erhob unter den Hochrufen der Wikinger sein Trinkhorn auf Odins weise Ratschlüsse und den Großmut der vermeintlichen Heldengäste. Während nun fröhlich getrunken und gespeist wurde, ahnte keiner, dass im Gebirge das Wetter umschlug und sich ein

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