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323 - Die Hölle auf Erden

323 - Die Hölle auf Erden

Titel: 323 - Die Hölle auf Erden
Autoren: Manfred Weinland
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versuchte Matt ihn zu bremsen. Dabei bemerkte er, dass der Mönch immer wieder in die Richtung blickte, aus der er gekommen war. »Was ist dort? Kommt noch jemand außer dir?«
    »Soldaten«, sagte Kaito. »Viele!«
    Matt und Xij stießen beide einen Fluch aus. Die gute Nachricht war: Der Mönch schien auf ihrer Seite zu stehen – hätte er sie sonst gewarnt?
    Was aber die Frage nach sich zog: Warum sollte er auf ihrer Seite stehen, nachdem er Grao und den Oberpriester ans Messer geliefert hatte?
    Vielleicht ist Mahó der Grund, dachte Matt. Vielleicht will er nur sie schützen – und wir sind quasi Ballast.
    » Verschwinden wir!«, stieß Xij hervor. »Aber wohin?«
    »Folgt mir!« Kaito hatte Mahós Hand ergriffen und lenkte sie seitlich den Hang hinab. »Vertraut mir!«
    Das war immer noch viel verlangt, fand Matt. Aber er erkannte auch die Chance, die sich ihnen bot. Inzwischen waren die Geräusche aus der Richtung, aus der Kaito gekommen war, unüberhörbar.
    »Okay«, sagte er, »wir folgen dir. Aber wenn du ein falsches Spiel betreibst...« Er ließ offen, was dann passieren würde.
    Er und Xij setzten sich in Bewegung. Rasch holten sie zu dem Geschwisterpaar auf – und schafften es um Haaresbreite, mit ihnen ins Dickicht am Rand des Geröllfeldes einzutauchen, just bevor weiter oben der erste Soldat aus dem Wald trat.
    »Puh«, keuchte Xij, »das war knapp.«
    »Danke für die Warnung«, wandte sich Matt an den Mönch. »Aber du hast uns viel zu erklären.«
    Kaito nickte ernst. Er hielt immer noch Mahós Hand und drängte: »Wir dürfen nicht ausruhen, noch nicht. Kommt weiter! Wir reden später.«
    Matt stimmte zu, dennoch harrte er noch kurz aus und spähte aus der Deckung heraus nach oben. Seine Vorsicht wurde belohnt – in einer Weise, mit der er nie gerechnet hätte.
    Schnell winkte er Xij zu sich, die sich bereits abgewandt hatte.
    »Was ist?« Eine Antwort erübrigte sich, als ihr Blick Matts ausgestrecktem Finger folgte. »Grao! Das ist Grao in der Gestalt Hermons!«
    Er nickte. »Offenbar hat er sie hergeführt. Da ist noch jemand bei ihm, ein Zivilist.« Er verstummte, dann stieß er einen Laut aus, der wie ein unterdrücktes Lachen klang. »Dieser verdammte Teufelskerl!«
    »Teufelskerl?« Xij verstand nur Bahnhof.
    Matt grinste. »Schau dir die Soldaten doch mal genauer an! Meinst du, Schaufeln und Spitzhacken gehören zu ihrer Standardausrüstung?«
    »Du meinst...?«
    »Die wollen hier graben, keine Frage! Grao muss ihnen irgendwas erzählt haben, das sie dazu veranlasst.« Matt schüttelte den Kopf. »Für so gewieft hätte ich ihn gar nicht gehalten.«
    »Okay, damit sind wir eine Sorge los«, sagte Xij. »Das Portal wird rechtzeitig freigelegt. Aber dafür haben wir dann die Soldaten am Hals...«
    »Kommt endlich!«, unterbrach Kaito ihre Unterhaltung. »Die werden merken, dass vor ihnen jemand dort gegraben hat, und die Umgebung absuchen.«
    Möglich, dass er damit recht hatte. Die Gefährten wandten sich ab und setzten ihren Weg den Berg hinab fort.
    Irgendwann stolperte Mahó über eine bloß liegende Baumwurzel. Ihr Bruder konnte den Sturz nicht mehr verhindern, sodass das Mädchen mit beiden Knien gleichzeitig unglücklich auf eine Felsplatte fiel. Mahó schrie auf, aber nicht so laut, dass sie Gefahr liefen, entdeckt zu werden. Der Abstand zu den Soldaten war bereits zu groß.
    »Sie blutet«, sagte Xij und wollte zu dem Mädchen eilen, doch ihr Bruder hatte die Situation im Griff. Er redete beruhigend auf Mahó ein. Gleichzeitig riss er zwei Streifen von seinem Mönchsgewand ab und legte ihr damit provisorische Verbände an. Mahó biss die Zähne zusammen und strahlte ihren Bruder an, obwohl ihr Tränen in die Augen traten.
    »Kannst du gehen?«, fragte Kaito sie.
    Mahó stand auf und machte tapfer ein paar prüfende Schritte. Dann nickte sie. »Geht.«
    Eine halbe Stunde später erreichten sie das Ufer der Bucht, nur unweit von dem Punkt, an dem sie schon einmal herausgekommen waren – als sie Grao bis zum Meer gefolgt waren.
    In einiger Entfernung erhob sich das Haus, von dem Matt vermutete, es könne sich um Mahós und Kaitos Elternhaus handeln. Die Deckung des ufernahen Bewuchses nutzend, führte der Mönch sie darauf zu. Wenig später schlüpften sie durch den Hintereingang ins Innere des Gebäudes.
    Von irgendwoher erklang ein spitzer Schrei.
    »Darf ich vorstellen?« Kaito wies auf eine im Halbdunkel auftauchende, zierliche Gestalt. »Unsere Mutter...«

9.
    Professor
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