323 - Die Hölle auf Erden
Entdeckung als Druckmittel verwenden konnte.
Mit diesen Informationen kann ich Tadamichi Ariaga dazu bringen, sich doch noch seiner Versprechen zu erinnern! Vielleicht kann ich so nicht nur Mahó helfen, sondern auch Shi Kaos Freilassung erwirken...
Er versuchte, seine Hoffnungen im Zaum zu halten.
Nachdem er den Grabenden eine Weile zugesehen hatte, wollte er sich zurückziehen, um Kontakt zum Hauptquartier der Regionalarmee aufnehmen. Doch in dem Moment, als er sich abwandte, hörte er eine Stimme, die ihn augenblicklich stoppte.
»Ihr schon wieder!«
Mahó , dachte Kaito erschreckt. Sein Blick suchte nach seiner Schwester, von der er gehofft hatte, sie befände sich daheim. Dem war offensichtlich nicht so.
Es war unverwechselbar Mahó, die über den steinigen Hang auf die Fremden zu stakste. Die hatten ihre Beschäftigung unterbrochen und blickten dem dürren Mädchen entgegen. Dass sie Mahó sahen, war nicht weiter verwunderlich. Aber dass Mahó die Fremden sah, war ein Fakt, den Kaito erst einmal verdauen musste.
Mühsam unterdrückte er den Impuls, zu seiner Schwester zu eilen und sich zwischen sie und die Fremden zu stellen. Er wollte wissen, was weiter geschehen würde...
***
Tadamichi Ariaga las mit gefurchter Stirn in den Depeschen, die ihn tagtäglich – so auch heute – aus der Hauptstadt erreichten.
Allenthalben herrschte nervöse Anspannung. Irgendetwas – vielleicht sogar Kriegsentscheidendes – lag in der Luft. Die Heeresführung schwor ihre lokalen Befehlshaber darauf ein, ihre Aufmerksamkeit und Kampfbereitschaft zu erhöhen. Auf politischem Parkett kamen sich die verfeindeten Parteien keinen Schritt näher. Was war also wahrscheinlicher, als anzunehmen, dass ein militärischer Schlag vorbereitet wurde. Einer, mit dem die Amerikaner das stolze Volk Nihos in die Knie zwingen wollten.
Sie werden sich die Zähne ausbeißen. Sie haben uns in der Vergangenheit unterschätzt, und sie werden auch in Zukunft von der Opferbereitschaft unserer Krieger überrascht werden!
Tadamichi Ariaga war durch und durch Soldat. So sehr, dass er dem Frieden nichts abgewinnen konnte und ihn deshalb auch nicht anstrebte. Wann, außer in Kriegszeiten, war eine Nation zu solchen Hochleistungen fähig? Was, außer dem Krieg, schweißte das Volk so sehr zusammen, dass Einzelne bedenkenlos für die Gemeinschaft sogar in den Tod gingen?
Als es klopfte, sah der Generalleutnant auf.
»Ah, Professor Kurosawa«, begrüßte er den Eintretenden. »Ich hatte Weisung gegeben, dass sie sofort zu mir vorgelassen würden, wenn sie –«
»Danke, Kommandeur.« Der schmächtige Brillenträger kam schnellen Schrittes auf den Schreibtisch zu, hinter dem der Generalleutnant thronte. Den Wink, auf dem Besucherstuhl Platz zu nehmen, ignorierte er – vielleicht, weil er stehend nur unwesentlich größer war als Ariaga sitzend.
»Gibt es bereits verlässliche Erkenntnisse?«, fragte der Kommandeur. »Hat der Gefangene zugegeben, ein feindlicher Spion zu sein?«
Der Wissenschaftler, der als Verhörspezialist unter Einsatz spezieller Drogen galt, nickte. »Das hat er.«
Tadamichi Ariaga lehnte sich zufrieden zurück. »Ich wusste es. Details, bitte.«
»Nun, die wichtigste Information vorab: Offenbar unterhielt er einen geheimen Unterschlupf auf dem Misen. Dort, wo nach dem Erdbeben die Steinlawine abging und ihn unter sich begrub.«
»Unter dem Geröll befindet sich ein Unterschlupf? Was genau muss ich darunter verstehen?«
»Eine Erdhöhle. Ausgestattet mit allem Erforderlichen, um via Funk regelmäßig Bericht zu erstatten.«
»Die Amerikaner...«
»Vermutlich.«
»Vermutlich? Wer sollte sonst dahinterstecken?«
»Das weiß ich nicht. Aber die gezielten Fragen, die ich diesbezüglich stellte, wurden nie ganz klar beantwortet. Das mag an der Droge liegen. Sie wirkt bei jedem anders.«
»Ich wollte glasklare Ergebnisse.«
»Ich habe das Maximum aus ihm herausgeholt«, rechtfertigte sich Naoki Kurosawa. »Aber ich werde meine Bemühungen fortsetzen, wenn Ihr es wünscht.«
Missmutig fragte Ariaga: »Arbeitete der Spion allein oder hatte er Komplizen? Spielen die Mönche eine Rolle? Als heimliche Unterstützer oder dergleichen?«
»Dafür gibt es keine Anhaltspunkte.«
Der Generalleutnant nickte – was aber nicht heißen sollte, dass er mit dem Gehörten zufriedengestellt war. »Wie ist er überhaupt unbemerkt auf den Misen gekommen?«
»Nach seinen Aussagen hat ihn ein U-Boot vor einigen Nächten in Küstennähe
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