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323 - Die Hölle auf Erden

323 - Die Hölle auf Erden

Titel: 323 - Die Hölle auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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uns glaubt.« Er bedeutete Xij, ebenfalls aufzustehen. »Wir lassen euch jetzt allein«, fuhr er fort. »Beratet euch in aller Ruhe, und sagt uns dann, wofür ihr euch entschieden habt. Ich hätte größtes Verständnis dafür, wenn ihr euch für die Flucht entscheidet. Oder...« Er räusperte sich. »Oder ihr unterstützt uns darin, zusammen mit Grao und dem Magtron diese Zeit zu verlassen, um die Zukunft und die Erde zu retten.«
    »Denkst du wirklich, dass sie uns helfen werden... oder helfen können ?«, fragte Xij, nachdem sie ins Freie getreten waren. »Uns bleibt nicht mal mehr ein voller Tag.«
    »Wir müssen eben positiv denken. Und überhaupt: Wer ist denn mit der Wahrheit ins Haus gefallen – du oder ich?«
    Xij zuckte mit den Schultern. »Ich hab gespürt, dass wir uns allmählich in unsere Halbwahrheiten verstricken, und dann wäre es endgültig aus gewesen mit dem Vertrauen. Da war mir der Sprung ins kalte Wasser lieber. Und er hat ja auch funktioniert.«
    »Hätte aber auch schiefgehen können. Wenn ich mir vorstelle, jemand würde mir so eine Story auftischen... Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde.«
    »Eben darum habe ich es getan«, sagte Xij. »Ich kenne die japanische Mentalität, ihre Spiritualität, ihre Verbundenheit mit der Natur, mit Göttern und Geistern.«
    »Aus einer früheren Existenz?«
    Xij nickte, aber bevor sie etwas sagen konnte, tauchte Mahó bei ihnen auf.
    »Ich soll euch hereinbitten.«
    Matt nickte. »Wir kommen.« Sie traten durch die Papiertür ins Innere des Hauses. »Jetzt zeigt sich, wie gut du die Japaner kennst«, raunte er Xij zu.
     
    Kaito hatte die Rolle des Wortführers übernommen; vermutlich, weil er der modernen Zeit stärker verhaftet war als sein Vater. »Dieses Zeitportal«, sagte er. »Wenn wir es richtig verstanden haben, kann man damit diese Welt verlassen?«
    Matt nickte. Sein Blick wanderte zu den Eltern hin. Ihren Gesichtern war nicht zu entnehmen, wie die Entscheidung ausgefallen war. »Ja«, sagte er.
    »Wohin würde man gelangen?«
    »Das lässt sich nicht vorausberechnen. In eine andere Wirklichkeit, die sich vielleicht nur geringfügig von dieser unterscheidet – auf alle Fälle aber in eine andere Epoche. Warum fragst du das?« Matt stellte die Frage, obwohl er die Antwort bereits ahnte.
    »Weil es für uns vielleicht die letzte Chance darstellt, der Bombe zu entkommen«, sagte Kaito.
    Xij atmete auf. »Ihr habt euch also entschieden, zu bleiben und uns zu helfen?«
    »Wir haben uns beratschlagt und sind zu einem Ergebnis gekommen«, ergriff nun doch Kaitos Vater das Wort. »Wir sind bereit zu sterben. Entweder hier oder in einer der anderen Welten, von denen du erzählst.« Er nickte, wie um sich selbst Mut zuzusprechen. »Wir werden euch also unterstützen, so weit es uns möglich ist. Unter einer Bedingung.«
    »Welche?«, fragte Matt.
    »Die Bürger von Hiroshima müssen gewarnt werden«, sagte Kaito. »Die Opferzahl muss so gering wie möglich gehalten werden.«
    »Wie schon gesagt: Man wird es nicht glauben.«
    »Wir müssen es wenigstens versuchen.«
    Matt dachte kurz nach. »Okay. Wir müssen ohnehin in die Stadt – dorthin, wo das Magtron aufbewahrt wird. Und das dürfte im Hauptquartier der hiesigen Armeeführung sein. Würden ich oder Xij dorthin spazieren, wäre der Misserfolg vorprogrammiert. Aber ich wüsste jemanden, dem es gelingen könnte.«
    »Dem es gelingen muss «, korrigierte Xij, die zu ahnen schien, worauf er hinaus wollte. »Sonst gehen morgen früh zwei Sonnen über Nihon auf.«
    ***
    Trotz der fortgeschrittenen Stunde schuftete die Armeeeinheit im Schein aufgestellter Lampen. Ab und zu gönnten sich die die Soldaten zwar ein kurzes Innehalten, um etwas zu trinken oder eine Feldration in sich hineinzuschlingen, doch längere Pausen schienen sie nicht zu kennen.
    Das unablässige Tuckern des Dieselaggregats, mit dem der Strom für die Scheinwerfer erzeugt wurde, wirkte so einschläfernd, dass Graos persönlicher Aufpasser, Naoki Kurosawa, tatsächlich weggedämmert war. An einen aus dem Geröll ragenden Baumstamm gelehnt, war ihm das Kinn auf die Brust gesunken und er schnarchte leise vor sich hin.
    Der Daa’mure selbst konnte sich nicht einmal setzen, weil seine Fesseln ihn daran hinderten. Man hatte seine erhobenen Arme mit Ketten an die Äste desselben Baumes gefesselt. Ursprünglich hatten sie so straff gesessen, dass sie einem Menschen den Blutfluss abgeschnitten hätten. Grao hatte sich zu helfen gewusst,

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