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327 - Mit eisernem Willen

327 - Mit eisernem Willen

Titel: 327 - Mit eisernem Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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wurde immer schmaler, tauglitzernde Spinnennetze versperrten ihn.
    Da ist niemand hindurchgegangen. Beunruhigt sah sich Aruula um. Hatte sie die Spur der Räuber bereits verloren? Vorsichtig ließ sie sich vom Hirsch gleiten und ging in die Hocke. Mit geschlossenen Augen und vorgeneigtem Kopf lauschte sie.
    Stille schlug ihr entgegen. Ihre besonderen mentalen Kräfte waren wie tot. Einen Augenblick fragte sie sich, ob ihr schlechter körperlicher Zustand schuld daran war, doch dann schloss sie das aus. Sie hatte auch auf Canduly Castle noch lauschen können. Das Problem war ein anderes – die Räuber waren außer Reichweite.
    »Meerdu!« Fluchend öffnete Aruula die Augen und stieß die Faust in den harten Sandboden. Wo mochte sie die Spur verloren haben? Sicher waren diese Ratzen irgendwo abgebogen. Vielleicht auf der Wiese, die hinter ihr lag.
    Der Hirsch neben ihr hob ruckartig den Kopf. Seine Nüstern blähten sich. Dann sprang er davon.
    Angespannt sah sich Aruula um. Möglich, dass das Tier einen Feind gewittert hatte. Sie zog den Dolch aus ihrem Stiefelschaft und wartete einige Augenblicke.
    Der Wald blieb ruhig, doch inzwischen war es so dunkel geworden, dass sie kaum noch etwas sah. Sie blickte sich nach dem Hirsch um, doch das Tier hatte das Weite gesucht.
    »Großartig!«, schimpfte sie mutlos. »Fehlt nur noch, dass es zu regnen beginnt!« Es war zu finster, um nach Spuren zu suchen. Sie konnte nichts anders tun, als sich einen Unterschlupf für die Nacht zu suchen und am nächsten Tag mit leeren Händen zur Burg zurückzukehren. Vielleicht konnten Rulfans Wachen die Verbrecher noch einfangen.
    Ich habe versagt. Ein bitterer Geschmack war in ihrem Mund.
    Müde und mit Schmerzen suchte sie einen guten Platz für einen Unterschlupf. Sie fand eine entwurzelte Tanne und verkroch sich zwischen den Wurzeln, die sie mit Zweigen und Blättern auffüllte. Der Pelzmantel wärmte sie zusätzlich.
    Es raschelte und knackte um sie her. Ein Kauz schrie. Die nächtlichen Geräusche ließen sie nur unruhig schlafen. Immer wieder wachte sie auf und lauschte in die Runde. So vergingen die Stunden quälend langsam. Aruula fand keine Erholung. Einmal mehr blickte sie hinaus in die Dunkelheit – und schreckte zusammen.
    Das flackernde Licht einer Fackel drang zwischen Baumstämmen hervor. Aruula erstarrte. Kamen die Räuber zurück? Sie blieb regungslos liegen und spähte aus ihrem Unterschlupf hervor. Ein Zweig knackte. Irgendjemand schlich über die Lichtung.
    ***
      Französisch-Guayana, im Lager der Expedition
    Schreie rissen Xij aus dem Schlaf. Sie sprang auf und zog den Kampfstab. Neben ihr richtete sich Merle in ihrem Schlafsack auf.
    »Was ist da los?« Geschmeidig stand die Dunkelhaarige auf und griff nach ihren Sachen.
    Auch Xij stieg eilig in Hose und Stiefel. »Sehen wir nach.« Sie schob den Zeltausgang vorsichtig auseinander. Sofort wurden die Schreie lauter. Chaos herrschte im Lager. Durch die dichte Bewölkung sah man kaum die Hand vor Augen. Im schwachen Restlicht des Mondes machte Xij mehrere Schatten aus.
    Die Legionäre kamen aus ihren Zelten, rannten durch die Nacht. Die Worte »Überfall!« und »Angriff!« klangen auf, und der Befehl: »Zu den Waffen!« Von Chevaliers Zelt her kamen die lautesten Schreie – und ein Fauchen und Knurren, das Xij die Nackenhaare aufstellen ließ.
    »Panthaas!«, flüsterte Merle. »Sie greifen im Rudel an. Wir müssen...«
    Das Brüllen eines Legionärs in nächster Nähe übertönte den Rest des Satzes. Xij stürmte ins Freie und sah in der Nähe einen Mann am Boden liegen. Erst als sie bei ihm war, konnte sie seine zahlreichen Verletzungen ausmachen. Blut strömte aus Wunden, die Krallen und Zähne geschlagen hatten. An manchen Stellen sah sie rohes Fleisch durch die zerfetzte Montur.
    »Che... Chevalier...«, stöhnte der Mann. Xij erkannte ihn, er hieß Lavalle. Sein Finger zeigte auf das größte Zelt.
    Einen Augenblick überlegte Xij, Lavalle zu helfen, statt auf seinen Wunsch einzugehen. Es war offensichtlich, dass der Soldat seinen Anführer schützen wollte und dessen Leben über sein eigenes stellte. Typisch Fremdenlegion, dachte sie – und wandte sich an Merle, die ihr gefolgt war. »Kümmere dich um ihn!« Damit hetzte sie weiter, den Kampfstab mit einer Hand umklammert. Sie wünschte sich ihren Nadler zur Hand – aber die Munition für die kleine, Pfeife verschießende Waffe war längst aufgebraucht.
    Adrenalin machte sie hellwach und ließ ihre

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